Pakt des Bosen
einem tiefen Seufzen fort. âDas ist unser Problem, wissen Sie? Wir hüllen über alles den Mantel des Schweigens und schüren so das Misstrauen in aller Welt.â Der Papst nickte langsam. âEin Fehlerâ, wiederholte er. Sein Assistent räusperte sich und der Papst blickte auf.
âEure Heiligkeit, in Anbetracht der jüngsten Entwicklungen sehen Sie doch von einer Reise nach Deutschland ab, nicht wahr?â Der Papst hob erstaunt die Augenbrauen.
âWarum sollten mich die jüngsten Entwicklungen von meiner Reise nach Deutschland abhalten? Welchen Zusammenhang siehst du, der sich mir nicht erschlieÃt?â, fragte der Papst und ein feines Lächeln erhellte sein Gesicht. Sein Assistent wurde rot.
âNun⦠ich dachte⦠ich meineâ¦â, begann er, und als das Lächeln des Papstes breiter wurde, schwieg er. Der Papst stand auf und ging zu einem der Fenster. Er blickte auf den Markusplatz.
âGiovanni, du machst dir viel zu viele Gedanken. Glaube mir, wenn ich dir sage, dass es weitaus gefährlicher wäre, nicht nach Deutschland zu reisen. Diese Reise ist für die ganze Katholische Kirche so unermesslich wichtig. Nicht zu reisen wäre eine Katastrophe für uns alleâ, sagte der Papst leise und damit traf er die Entscheidung.
Berlin, 02. Juli, 10.29 Uhr
âDie entscheidende Frage, Herr Bundeskanzler, ist: Hat Herr von Sengen auf Ihren direkten Befehl hin diese Tat vollzogen?â Der Rechtsberater des Kanzlers schloss die Akte und blickte Gerling an. Der fuhr sich mit den Händen durchs Haar und beugte sich dann vor.
âIch lieà Herrn von Sengen vollkommen freie Hand.â
âBei allem Respekt, Herr Bundeskanzler, Sie beantworten meine Frage nicht. Hat Herr von Sengen Sie vorher über alle Schritte informiert oder nicht?â, hakte der Rechtsberater nach.
Werner Rosenthal räusperte sich.
âHerr von Sengen hat uns nicht vorher informiertâ, sagte er leise. âEr zeigte uns irgendwann später die Videoaufzeichnung. Bevor wir die sahen, wussten wir nicht, was er getan hatte.â
Der Rechtsberater atmete erleichtert auf. âDamit ist der Kanzler aus der Schusslinie. Die Anschuldigungen von Herrn Weber betreffen nicht Sie. Sie haben sich keines Fehlverhaltens schuldig gemachtâ, erklärte der Rechtsberater und erhob sich.
âWas geschieht mit von Sengen?â, fragte Gerling mit leiser Stimme.
Der Anwalt dachte kurz nach. âDas BKA wird ihn definitiv suspendieren. Seine Karriere im Staatsdienst ist beendetâ, erklärte er knapp und verabschiedete sich. Als die Tür sich hinter ihm schloss, brachen die Emotionen aus Gerling heraus. Er hämmerte mit der Faust auf den Schreibtisch.
âVerdammt noch mal!â, schrie er, âMartin hat das einzig Richtige getan und dafür wird er jetzt öffentlich hingerichtet. Das ist nicht fair. Ohne ihn hätten wir das alles nie geschafft.â
Werner Rosenthal nickte verständnisvoll.
âDu hast vollkommen Recht, Jan. Aber richtig ist auch, dass Martin von Anfang an wusste, welches Risiko er eingeht â und glaube mir, er hat es gerne getan.â
Gerling hob den Kopf und sah seinem Freund direkt in die Augen. Werner Rosenthal erschrak, als er seinen Blick sah.
âEins schwöre ich dir: Ich mache Weber fertig! Irgendwann kriege ich ihn.â
Rosenthal sparte sich einen Kommentar. Er wusste, dass es zwecklos war, beschwichtigend auf den Kanzler einzuwirken.
Frankfurt, 03. Juli, 19.30 Uhr
Jörg Bauer beobachtete das Anwesen von Müller. Es war ein stattliches Haus aus roten Klinkern, umgeben von einer hohen Mauer, die rings um das groÃe Grundstück verlief. Müller selbst war noch nicht zu Hause, allerdings erwarteten sie ihn in den nächsten Minuten. Sobald er ankommen würde, sollte hier die Hölle losbrechen.
Berlin, 03. Juli, 19.45 Uhr
Es war einer der seltenen Abende, die Jan und Katja gemeinsam verbringen konnten. Katja, die wusste, dass Jan unter enormen Druck stand, hatte sein Leibgericht gekocht â zumindest hatte sie es versucht. Eine besonders gute Köchin war sie nicht. Katjas erster Versuch, einen Schweinebraten zuzubereiten, endete damit, dass beide lachend ein Restaurant betraten, um dort zu essen. Der Schweinebraten, beziehungsweise das, was von ihm übrig geblieben war, wurde fachgerecht entsorgt.
Ihr heutiges Werk war eindeutig besser â dafür war die Stimmung
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