Pakt des Bosen
noch?â
Müller wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht.
âIch will einen Dealâ, flüsterte er.
âSie sind nicht in der Situation, um Bedingungen zu stellenâ, versetzte Bauer. Müller sah ihn mit flehendem Blick an.
âHören Sie. Wenn ich rede, dann nur, wenn ich eine vom Bundeskanzler unterschriebene rechtsgültige Bestätigung in Händen halte, die mich von allem freispricht, was ich getan habe. Darüber hinaus möchte ich für mich, für meine Schwester und für meinen Neffen neue Identitätenâ, forderte Müller.
Bauer schüttelte den Kopf. âDas können Sie vergessen.â
âVerdammt nochmalâ, schrie Müller, âohne mich haben Sie keine Chance, die Wahrheit herauszufinden. Ja, einiges wissen Sie schon, aber das ist nur ein Bruchteil dessen, was da abgeht.â Er beruhigte sich wieder und sah auf den Bildschirm. âIm Grunde ist es doch völlig egal. Ich bin so oder so ein toter Mann. Geben Sie mir diese Bestätigung und ich habe zumindest eine kleine Chance zu überleben.â Er hob den Blick und sah Bauer an. âUnd Sie haben eine Chance, das Ganze noch aufzuhalten.â
âAlso gutâ, sagte Bauer leise und griff zum Telefon.
Berlin, 07. September, 10.58 Uhr
Der Anruf des Grafen beim Kanzler dauerte nur wenige Minuten. Rasch erklärte er ihm, was Müller verlangte, Gerling beriet sich mit seinem Rechtsberater und dreiÃig Minuten später war die Vereinbarung aufgesetzt und in die sichere Wohnung gefaxt. Müller las sie durch und nickte dabei mehrmals.
âIch kenne mich mit sowas nicht aus, aber es scheint mir ok zu seinâ, meinte er dann und lehnte sich etwas entspannter zurück. Er schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Dann sah er Bauer an.
âSie sagten vorhin, Sie wüssten, dass der Vizepräsident die Macht übernehmen will, sobald Clifford entfernt wurde. Aber Sie irren sich. Nicht der Vizepräsident soll die Macht übernehmen. Es ist Russman. Der Verteidigungsminister will Präsident werden.â
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Berlin, 07. September, 11.39 Uhr
âDas klingt sinnvollâ, murmelte der Kanzler. Gerade hatte der Graf berichtet, was Bauer bei der Vernehmung Müllers erfahren hatte. Die Methoden, die Bauer angewandt hatte, erwähnte er jedoch nicht. Anwesend waren auch Innenminister Rosenthal, AuÃenminister de Fries sowie der Sicherheitsberater Gerlings und Kanzleramtschef Huber.
âWie war nochmal die Nachfolgeregelung, wenn der Präsident sein Amt nicht mehr ausüben kann?â, fragte Huber.
âWenn der Präsident ausfällt, übernimmt logischerweise zunächst der Vizepräsident das Kommando. Ist der Posten nicht besetzt oder aber der Vize fällt auch aus, dann ist automatisch der Sprecher des Repräsentantenhauses der Nachfolger. Dann folgt eine Liste von Ministern, die der amtierende Präsident kurz nach Amtsantritt festlegtâ, antwortete de Fries. âUnd ich wette, dass Russman ganz vorn stehtâ, ergänzte er.
âUnd was heiÃt das jetzt?â, rief Huber erregt. âWollen die alle der Reihe nach umlegen, bis Russman an der Reihe ist, oder was?â
âVermutlich schonâ, war Gerlings Antwort.
Darauf wusste keiner eine kluge Erwiderung.
Washington, DC, 07. September, 07.50 Uhr
Nachdenklich legte Clifford den Telefonhörer auf. Gerade hatte ihn der deutsche Bundeskanzler darüber in Kenntnis gesetzt, dass Verteidigungsminister Russman der eigentliche Drahtzieher war und das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten anstrebte. Clifford nickte langsam. Das scheint logisch, dachte er. Er griff wieder zum Telefon und wenig später betraten sein Stabschef und der Berater für Nationale Sicherheit das Oval Office.
Mit wenigen Worten informierte der Präsident seine engsten Berater.
âDieses Schweinâ, flüsterte Laymann, der Stabschef des Präsidenten, âdieses elende Schwein.â
âWas zum Teufel haben die vor? Ich meine, wollen die wirklich den Vizepräsidenten und den Sprecher des Repräsentantenhauses umlegen, um so Russman ins WeiÃe Haus zu bringen?â, fragte Sicherheitsberater Ryan. âDas ist doch Wahnsinn.â
Etwas an dem, was Ryan gerade gesagt hatte, lieà den Präsidenten aufhorchen. Allerdings war er nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen, deshalb entglitt ihm die Information wieder. Frustriert
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