Pakt des Bosen
seit vielen Jahren ein persönlicher Freund von John Patrick Ryan senior, einem ehemaligen AuÃenminister der Vereinigten Staaten und Vater des Sicherheitsberaters von Präsident Clifford.
Shafir zündete sich eine seiner sündhaft teuren Zigarren an und dachte über das soeben beendete Telefongespräch nach. John Patrick Ryan junior hatte ihn im Namen von Präsident Clifford um einen Gefallen nachgesucht. Ein Gefallen, der durchaus eine internationale Krise auslösen könnte. Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika hatte ihn gebeten, seinen eigenen Vizepräsidenten zu entführen und zu verhören.
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Berlin, 07. September, 19.30 Uhr
âIch bekomme hier allmählich Probleme, weil ich viele Termine nicht einhalten kann und dafür keine schlüssige Begründung liefere. Dennoch ist es unumgänglich, dass wir uns sehen. Es gibt einfach zu viel zu besprechen und abzustimmen. Darüber hinaus gibt es noch etwas, worüber wir dringend sprechen müssen.â Gerling seufzte und zündete sich eine Zigarette an. Er konnte trotz der Entfernung hören, dass Clifford es ihm gleichtat.
âBevor ich Kanzler wurde, habe ich pro Tag maximal fünf Zigaretten geraucht. Heute schaffe ich eine Packungâ, bemerkte der Kanzler.
Clifford lachte.
âDie Kunst besteht darin, zu rauchen, ohne erwischt zu werden. Manchmal komme ich mir wieder vor wie ein Schüler, der heimlich raucht und hofft, dass die Lehrer nichts bemerken. Nur sind es heute keine Lehrer, sondern Reporterâ, erwiderte Clifford.
âRichtig. Das wäre wirklich peinlich. Was für ein Vorbildâ, meinte Gerling und lachte. Dann verfinsterte sich sein Gesicht wieder.
âDas, was ihr mit Patterson in Israel vorhabt, ist gefährlich. Bist du sicher, dass es klappt?â
âSicher können wir erst hinterher sein. Aber Ryan meint, wenn es einer schafft, dann Shafir.â
Gerling war immer nicht überzeugt.
âAber es heiÃt doch, dass der Secret Service so gut sei.â
Er hörte, wie Clifford leise lachte.
âWir mussten kurzfristig umdisponieren, da einige treue Agenten des Vizepräsidenten an einem aggressiven Virus erkrankt sind. Sie wurden durch Agenten ersetzt, die mir loyal gegenüberstehen. Und sie werden über das, was geschehen wird, informiert.â
âDas klingt gut. Bleibt noch das Problem zu lösen, wie wir uns kurzfristig treffen können, ohne Aufsehen zu erregen.â
âStimmtâ, bestätigte der Präsident. âLass mich das mal intern klären. Ich denke, es gibt da kurzfristig eine Möglichkeit. Lass uns später nochmal telefonieren.â Sie beendeten das Gespräch.
Sofort wählte Gerling die Nummer von Kanzleramtschef Huber. Er hatte jetzt eine Menge Termine zu koordinieren.
Eine Stunde, nachdem Gerling und Clifford ihr Gespräch beendet hatten, rief der Präsident wieder an.
âIch bin am 12. September in Moskau. Wir sollten uns vorher treffenâ, schlug er vor. âAllerdings sind wir uns hier einig, dass es schwierig werden könnte, das Treffen geheim zu halten.â
âWir sehen das genauso. Wusstest du, dass am 10. September hier in Deutschland, genauer gesagt in Köln, der Weltjugendtag stattfindet?â, fragte der Bundeskanzler.
âWas ist das?â
Gerling musste schmunzeln. âDas ist eine von der Katholischen Kirche gegründete Veranstaltung. Wir erwarten hier Kinder und Jugendliche aus über einhundertsiebzig Ländern. Die Organisatoren rechnen mit ungefähr achthunderttausend Besuchern. Der Papst wird da sein und auÃerdem erwarten wir über siebenhundert Bischöfe und viele Kardinäleâ, erklärte er.
âUnd du meinst, es wäre sinnvoll, wenn ich mich spontan dazu entscheiden sollte, auch daran teilzunehmen?â, fragte Clifford.
âGenau. Kein Mensch würde Fragen stellen und wir hätten Zeit genug, um über alles Wichtige zu redenâ, bestätigte Gerling.
âGute Idee. Ich werde mit dieser Spontaneität zwar den Secret Service in den Wahnsinn treiben, aber hey, ich bin der Präsident.â
Beide mussten lachen.
âSag mal, hast du eine Audienz beim Papst?â, wollte Clifford dann wissen.
âJaâ, bestätigte Gerling.
âCool!â
Jerusalem, 08. September, 10.15 Uhr
Wie fast immer, wenn ein hoher Staatsgast empfangen wird, so wurde auch Vizepräsident Patterson im King
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