Pakt des Bosen
hier im Kanzleramt werden unruhig. Und sie reden. Manchmal auch mit den falschen Leuten. Zweitens haben wir das Problem, dass wir wegen der Anschläge eigentlich ja Fortschritte machen, diese aber nicht kommunizieren können. Und schon wären wir bei unserem Hauptproblem. Es dauert nicht mehr lange und man wird Ihnen mangelnde Kompetenz vorwerfen. Die Leute werden sich fragen, was der Kanzler eigentlich den ganzen Tag tut.â Huber schlug wütend mit der Faust gegen einen Schrank. âVerdammte ScheiÃe!â, rief er und Gerling zuckte wegen des heftigen und unerwarteten Ausbruchs zusammen. âDer Kanzler tut eine ganze Menge. Nur können wir nicht darüber reden!â, rief Huber. âIch hasse das!â, fügte er noch hinzu.
Gerling runzelte verwirrt die Stirn. âSie hassen was?â
Huber sprang auf und lief im Büro auf und ab.
âIch hasse es, wenn jemand einen guten Job macht und keiner merkt`s. Ich hasse es, wenn sich jemand durch ein Minenfeld bewegt und AuÃenstehende brüllen: Beweg deinen Arsch schneller!â, brummte er und lieà sich wieder in den Sessel fallen.
Der Kanzler lächelte leicht.
âDankeâ, meinte er nur.
Hubers Antwort bestand aus einem weiteren Brummen.
Tel Aviv, 07. September, 16.55 Uhr
In Tel Aviv-Jaffa, der zweitgröÃte Stadt Israels, richteten nach dessen Staatsgründung die meisten Länder ihre Botschaften ein. Auch der israelische Geheimdienst Mossad hat in Tel Aviv seinen Hauptsitz. Er gilt als einer der effizientesten und erfolgreichsten Geheimdienste der Welt und ist in seiner Funktion vergleichbar mit der US-amerikanischen CIA oder dem deutschen BND. Die rechtlichen Befugnisse des Mossad reichen jedoch wesentlich weiter. Als Auslandsnachrichtendienst Israels hat er primär die Aufgabe, Informationen, die für die Regierung, das Militär und die Sicherheit des Landes von Relevanz sein könnten, mit nachrichtendienstlichen Mitteln wie menschlichen Quellen und elektronischer Aufklärung zu beschaffen. Darüber hinaus fungiert der Dienst auch weltweit als operativer Arm der Regierung, der zuweilen mit Gewalt und unter Verletzung internationalen Rechts die Interessen Israels durchsetzt. Auch mit Mitteln wie Entführung oder Mord. Die Personalstärke des Mossad wird auf rund eintausendzweihundert Mitarbeiter geschätzt.
Der Mossad hat sechs Abteilungen. Die Sammlungsabteilung ist die gröÃte. Sie leitet sämtliche Spionageaktionen und verfügt über Niederlassungen auf der ganzen Welt, teils geheim, teils als Bestandteil der diplomatischen Vertretungen Israels. Vermutlich ist sie nach regionaler Zuständigkeit weiter aufgegliedert. Die Abteilung für politische Aktionen und Zusammenarbeit koordiniert die Arbeit mit den Geheimdiensten befreundeter Nationen und unterhält Kontakte zu Ländern, mit denen Israel keine offiziellen diplomatischen Beziehungen hat. Einige ihrer Mitarbeiter sind auch meist in gröÃeren Auslandsvertretungen Israels stationiert. Die LAP-Abteilung ist für psychologische Kriegsführung, Propaganda und Täuschungsoperationen zuständig. Die Forschungsabteilung produziert in regelmäÃigen Abständen Geheimdienstberichte über verschiedene Regionen der Welt. Dann gibt es eine Abteilung, die sich mit Atomwaffen beschäftigt. Zu guter Letzt existiert noch die Abteilung für spezielle Operationen. Sie führt Anschläge, Sabotage, paramilitärische Operationen und psychologische Kriegsführung höchster Geheimhaltungsstufe durch. Die jeweilige Identität des Mossad-Chefs war lange ein israelisches Staatsgeheimnis. Erst seit Ende der neunziger Jahre werden die Namen bekannt gegeben. Die Namen der jeweiligen Abteilungsleiter sind weiterhin geheim.
Gershon Shafir sah aus wie ein netter GroÃvater. Er hatte volles graues Haar, hellblaue Augen und ein rundes, freundliches Gesicht. Er war von kleiner Statur und schmächtig. Wenn man ihn sah, stellte man sich unwillkürlich vor, wie er seinen Enkelkindern Geschichten vorlas. Niemand hätte vermutet, dass Shafir fast zehn Jahre lang die Abteilung für spezielle Operationen des Mossad geleitet, viele Menschen eigenhändig umgebracht und den Tod von unzähligen Menschen befohlen hatte. Offiziell seit nunmehr fünf Jahren im Ruhestand, verfügte Shafir immer noch über ausgezeichnete Kontakte weltweit und diente seinem Land in beratender Funktion.
Zudem war er
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