Pakt des Bosen
Gefühl hatte, es gäbe einen Weg, dem Terrorismus langfristig ohne Gewalt entgegenzuwirken. Das Gespräch mit Ziegler, dem Nahostspezialist aus dem AuÃenministerium, brachte dann den Stein ins Rollen. Zieglers Satz âEntziehen Sie dem Terror seinen Nährbodenâ. Das war der entscheidende Moment.
Vier Dinge waren zum Erreichen des Ziels unumgänglich. Erstens: Die Akzeptanz Israels einer Zweistaatenlösung. Zweitens: Das klare Bekenntnis der Vereinigten Staaten von Amerika, Europas und Russlands, dass der Islam als eine der gröÃten Weltreligionen nicht als Feind angesehen wurde. Drittens: Der schrittweise Abzug aller westlichen Streitkräfte aus den Regionen des Nahen Ostens. Und viertens: Ein Verzicht weiterer Gewalt von Seiten der Al-Qaida und ihrer Sympathisanten. Auch wenn die ersten drei Punkte erfüllt würden, wäre das noch keine Garantie, dass auch die vierte Bedingung eingehalten würde.
Deswegen kam dem zweiten Gespräch zwischen Gerling und Al Farag auch eine so hohe Bedeutung zu. Aber zunächst musste der Kanzler das Gespräch im Iran führen. Und dieser Staat, da waren sich alle Experten einig, stand kurz vor einer Revolution. Nachdem die Hälfte des Wächterrates und der Präsident des Iran ums Leben gekommen waren, entluden sich im Land die über Jahre aufgestauten Frustrationen der Bevölkerung. Hunderttausende von überwiegend jungen Menschen demonstrierten für mehr Freiheit und Demokratie. Der Iran, de facto führungslos, begann damit, die Demonstrationen gewaltsam niederzuschlagen. Ausländische Journalisten wurden verhaftet oder direkt des Landes verwiesen. Somit wusste niemand mehr so recht, was genau im Iran geschah. Es waren nicht gerade ideale Bedingungen für Jan, jetzt in den Iran zu reisen. Zumal er nur mit dem inoffiziellen Sprecher des verbliebenen Teil des Wächterrates reden konnte. GroÃe Hoffnungen auf ein gutes Ergebnis des Gespräches machte Gerling sich nicht.
Islamabad, 20. September, 09.30 Uhr
Präsident Clifford wusste, dass sie durch den Erfolg in Israel einen groÃen Schritt getan hatten. Aber der Preis war sehr hoch. Das Verhältnis der Vereinigten Staaten zu Israel hatte Schaden genommen. Das Ausmaà des Schadens konnte er noch nicht abschätzen. Dennoch war ihm klar, dass sich die Israelis von ihm überrumpelt fühlten, wenn nicht sogar erpresst. Die Zeit würde es zeigen, inwieweit das Verhältnis wieder einen neutralen, vielleicht sogar positiven Status erreichen könnte. Clifford hoffte, dass ein weitreichender Frieden, dem sie nun einen groÃen Schritt näher gekommen waren, letztlich auch die Israelis einsehen lassen würde, dass es die richtige Entscheidung war, der Zweistaatenlösung zuzustimmen.
Nun musste er sich auf sein Gespräch mit dem pakistanischen Regierungschef vorbereiten. Dieser war seit knapp einem Jahr im Amt, nachdem bei den Wahlen der vorherige Machthaber unter erheblichem Druck seinen Rücktritt erklären musste. Dieser war ein enger Verbündeter der Vereinigten Staaten von Amerika gewesen. Allerdings hatten immer wieder Geheimdienstberichte darauf hingewiesen, dass seine Loyalität gegenüber Amerika wohl doch nicht ganz so groà war wie gedacht. Offiziell hatte er sich am Kampf gegen den Terror beteiligt. Inoffiziell war es immer wieder vorgekommen, dass hochrangige Kämpfer der Al-Qaida in Pakistan Unterschlupf gefunden hatten. Dies führte zu der Annahme, Pakistan, das über Atomwaffen verfügte, könnte islamische Terroristen zu Atombomben verhelfen.
Der neue Regierungschef, Perves Sharif, war ein eher gemäÃigter Konservativer, der den Dialog mit dem Westen suchte. Dies lieà ihn in den Augen einiger mächtiger GroÃgrundbesitzer und Stammesfürsten, vor allem im Westen Pakistans, schwach erscheinen. Sie lösten sich faktisch von Islamabad und die Regierung verfügte in diesen Gebieten über keinerlei Einfluss. Diese Tatsache war umso beunruhigender, als es dort mächtige Talibanverbände gab.
Experten des AuÃenministeriums warnten seit geraumer Zeit davor, dass Pakistan ein Pulverfass sei, das jeden Augenblick explodieren könnte. Ein atomares Pulverfass, das, wenn der schlimmste Fall eintreten würde, in die Hände der Taliban fallen könnte. Deshalb hatte sich Clifford für ein sehr riskantes Manöver in Pakistan entschieden. Ging es schief, hätten die USA einen weiteren
Weitere Kostenlose Bücher