Pakt des Bosen
Gerling tat es ihm gleich und beide rauchten eine Weile schweigend.
Gerling brach das Schweigen. âWie gehtâs jetzt weiter?â
âWie besprochen. Du fliegst morgen nach Syrien und ich besuche die saudische Königsfamilie.â Clifford sah den Kanzler mit sehr ernstem Gesichtsausdruck an. âDann wirdâs langsam brenzlig.â
Gerling nickte. âPakistan für dich und der Iran und Afghanistan für michâ, bestätigte er.
20
Berlin, 19. September, 08.00 Uhr
Ein guter Journalist verfügt über ein weitverzweigtes Netz von Informanten, ein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung. Es sind Lehrer darunter, Anwälte, Ãrzte, Architekten, Bauarbeiter, aber auch Polizisten und Politiker oder Menschen, die im politischen Umfeld arbeiten. Holger Fachner war ein guter Journalist. Und die Tatsache, dass er Hauptstadtkorrespondent war, führte dazu, dass er auch im Kanzleramt seine Quellen besaÃ.
Eine dieser Quellen hatte ihn gerade angerufen. Und was diese Person zu berichten hatte, war äuÃerst interessant. Angeblich waren der Bundeskanzler und der amerikanische Präsident zeitgleich in Beirut gewesen und hatten sich in einem Hotel mehrere Stunden unterhalten.
Fachner wusste, dass der Bundeskanzler von Rom aus in den Nahen Osten weitergereist war. Dort hatte er sich mit der Libyschen Führung getroffen. Danach war ein Besuch in Syrien geplant. Interessanterweise war Präsident Clifford zeitgleich in Israel gewesen. Und jetzt hatte Fachner erfahren, dass der Kanzler auÃerplanmäÃig in den Iran reisen wollte. Darüber hinaus hieà es, dass der amerikanische Präsident unterwegs nach Pakistan sei. Was war da los? Diese Frage lieà Fachner keine Ruhe mehr. Er würde es herausfinden. Und er wusste auch schon, wo er anfangen musste. Fachner rief seinen Chefredakteur an, umriss mit wenigen Worten, um was für eine Story es sich handeln könnte, und schon hatte er ein prallgefülltes Spesenkonto. Er benachrichtigte sofort seinen Kontakt in Rom, vereinbarte einen Termin und machte sich auf den Weg zum Flughafen.
Damaskus, 19. September, 09.45 Uhr
Gerlings Besuch in Syrien würde nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Er wollte den syrischen Präsidenten lediglich auffordern, keinen Terroristen mehr Asyl zu gewähren. Syrien war mehrmals verdächtigt worden, islamistischen Extremisten Unterschlupf zu gewähren, was jedoch immer wieder von der syrischen Führung geleugnet wurde. Da Gerlings Treffen mit dem Präsidenten fast zeitgleich mit der Pressekonferenz in Israel stattfinden würde, hatte der Kanzler die einmalige Gelegenheit, seine Reaktion auf die Meldung live mitzuerleben.
Nachdem die obligatorischen Höflichkeiten ausgetauscht und reichlich Fotos aufgenommen wurden, zogen sich der syrische Präsident und Gerling mit zwei Dolmetschern zurück.
Der Kanzler umriss mit wenigen Worten das Vorhaben des amerikanischen Präsidenten und ihm und er bemerkte das Interesse des Staatschefs. Er machte deutlich, dass jede Unterstützung von terroristischen Organisationen diesen Plan gefährden würde. Der syrische Präsident nickte bestätigend und wollte gerade zu einer Antwort ausholen, als die Tür aufging und ein Berater den Raum betrat. Er bat um Entschuldigung und flüsterte dem Präsidenten etwas ins Ohr. Gerling konnte sehen, wie sich die Augen des syrischen Staatschefs vor Erstaunen weiteten. Er dankte seinem Mitarbeiter, der daraufhin wieder verschwand.
âMein Berater unterrichtete mich gerade darüber, dass Israel einer Zweistaatenlösung bedingungslos zustimmt und sofort mit der palästinensischen Führung die Verhandlungen aufnehmen will.â Gerling konnte sehen, wie sehr diese Nachricht den syrischen Präsidenten bewegte.
âSo lange Zeit haben wir darauf gewartet. Fast hätten wir die Hoffnung aufgegeben. Und jetzt... jetzt ist es geschehen.â Er sah den Kanzler an und lächelte. âIch frage mich nun natürlich, ob die Entscheidung der Israelis irgendetwas mit dem Besuch Präsident Cliffords gestern in Israel zu tun hat.â Er schwieg einen Moment, bevor er fortfuhr: âAllerdings, wenn ich berücksichtige, was Sie mir vorhin über Ihre Pläne erzählt haben, stellt sich diese Frage eigentlich auch nicht.â Er sah Gerling an und lächelte. âVielleicht kann ich ja eines Tages in einem Geschichtsbuch nachlesen, was Sie mir heute
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