Pakt des Bosen
Kriegsschauplatz.
Washington, DC, 20. September, 01.00 Uhr
Die Firmenzentrale von Dark Water residierte auf einem 1500 Hektar groÃen firmeneigenen Gelände vor den Toren der Hauptstadt. Von dort aus wurden die Geschicke der mehr als zweihundert Filialen im In- und Ausland gesteuert. Dark Water beschäftigte weltweit mehr als dreitausend Mitarbeiter und konnte, wenn nötig, eine Armee von mehr als einhunderttausend Mann mobilisieren. Alle Söldner waren handverlesen und die meisten waren ehemalige Soldaten einer Spezialeinheit. Die anderen waren frühere Polizisten oder Agenten.
Dark Water war bis Ende der neunziger Jahre eine relativ unbekannte und kleine Firma. Da der Firmengründer ein ehemaliges Mitglied einer Eliteeinheit der Army war, kannte er die schlechten Ausbildungsmöglichkeiten der amerikanischen Streitkräfte. Viele der groÃen Ausbildungseinrichtungen waren dem Sparkurs der Regierung zum Opfer gefallen. Also begann Dark Water damit, auf dem riesigen Grundstück Ausbildungsanlagen für SchieÃübungen und den Häuserkampf zu bauen. Als erste Kunden konnte Dark Water Mitglieder der Spezial Forces, begrüÃen. Die Soldaten waren begeistert von den Möglichkeiten, die diese neue Anlage bot, und machten Werbung für Dark Water. Es folgten andere Spezialeinheiten und später kamen Einheiten der Polizei und des FBI dazu. Die Anschläge des elften September und der Krieg im Irak veränderten dann alles. Plötzlich schlug die Stunde von Dark Water. Anfangs lautete der Auftrag nur, hochrangige amerikanische Politiker, die im Irak tätig waren, zu schützen. Diese Aufgabe wurde nach und nach, vom Rest der Welt unbemerkt, ausgeweitet, bis Dark Water schlieÃlich annähernd zehntausend Mann im Irak und in Afghanistan einsetzte. Das Pentagon wurde zum alleinigen Auftraggeber der Firma.
Gründer und Präsident von Dark Water war Charles Logan. Als ehemaliges Mitglied der Special Forces wusste Logan, dass die amerikanischen Streitkräfte zwar die besten der Welt sind, aber dennoch mit den Kriegen im Irak und in Afghanistan an die Grenzen der Belastbarkeit stieÃen. Mit seinen Argumenten und Konzepten rannte Logan nach den Anschlägen des elften September im Pentagon offene Türen ein. Er bot Lösungen an für Probleme, von denen die anderen nicht mal wussten, dass sie diese hatten. Er baute Beziehungen auf, machte sich Freunde, und nur ein Jahr später war er nahezu unentbehrlich. Seine Söldner waren professionell, zuverlässig und knallhart. Sie tauchten in keinen Listen von gefallenen Soldaten auf. Und sie hatten noch einen weiteren Vorteil: Da sie keine Angehörigen der US-Streitkräfte waren, unterlagen sie somit auch keinen unnötigen Gesetzen. Wie zum Beispiel den Genfer Konventionen.
Logan saà in seinem geräumigen Büro im Penthouse des Gebäudes und dachte über die Entwicklungen der letzten Tage und Stunden nach. Unerfreuliche Entwicklungen, wie er zugeben musste. Dass er Verteidigungsminister Russman nicht mehr erreichen konnte, bedeutete wohl, dass sie auch ihn verhaftet hatten. Das machte die Sache nicht unbedingt leichter, machte es aber auch nicht unmöglich. Eines hatte Logan im Laufe seines Lebens gelernt: immer einen Plan B und zur Not auch noch einen Plan C in der Hinterhand zu haben. Diese Voraussicht hatte ihm einen Spitzenplatz im Inneren Kreis verschafft.
Den Inneren Kreis gab es seit Jahrzehnten. Ein Sitz im Inneren Kreis konnte nicht gekauft werden. Er wurde wie eine Fackel an die nächste Generation weitergegeben. Der Innere Kreis war Erbe und Fluch zugleich, denn nicht jeder wurde seinen Ansprüchen gerecht. Es gab keine Möglichkeit eines Austrittes, die Lösung in einem solchen Fall war endgültig.
Logan dachte mit Grauen an die vergangene Besprechung der Führung des Inneren Kreises. Es war hart hergegangen. Die Mitglieder des Inneren Kreises, die den wirtschaftlichen Teil repräsentierten, waren wegen der jüngsten Entwicklungen der Panik nahe. Nur der Alte schien unbeeindruckt zu sein und die Anspielungen, die er machte, waren so alarmierend, dass sich selbst Logan fragte, ob er den Verstand verloren hatte.
Berlin, 20. September, 08.32 Uhr
Kanzleramtschef Huber war auÃer sich vor Wut, als er die Titelseite des neusten Frontal sah. Sie zeigte ein wenig schmeichelhaftes Bild Gerlings und die Ãberschrift lautete: âWas verschweigt der Bundeskanzler?â Der
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