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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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waren nun auch die Zauberer auf den Beinen, die beim ersten Schlag noch geschlafen hatten. Wenn sie nicht durch den Lärm geweckt worden waren, hatte gewiss Joen sie inzwischen aus dem Schlaf gerissen. Wie lange würden die überraschten Jokoner brauchen, um ihre Verteidigung zu ordnen? Oder den Gegenangriff?
    Ein weiteres Aufspritzen von Seelenfeuer brannte sich in Istas inneres Auge, diesmal ohne Dämon. War ein gewöhnlicher Feind erschlagen worden, oder einer von Arhys’ wagemutigen Freiwilligen? Aus dem Blickwinkel der Götter, erkannte sie, machte es keinen Unterschied. All diese Tode, all diese Geburten wurden gleichermaßen in ihrem Reich willkommen geheißen.
    »Drei«, zählte sie mit, während der Angriff weiterging.
    »Gewinnen wir?«, frage Liss atemlos.
    »Kommt darauf an, was du darunter verstehst.«
    Am vierten Zelt scheiterten die Angreifer schließlich. Drei Zauberer-Schlangen hatten sich dort vereint. Vielleicht war Arhys für sie irgendwie unsicht bar, denn sie konzentrierten sich auf Foix. Natürlich – sie mussten annehmen, dass ein anderer Zauberer die größte Bedrohung für sie darstellte, mussten ihn fälschlich für das Herz oder Haupt des feindlichen Vorstoßes halten. Leuchtende Seelenfunken schwankten, ruckten, wirbelten durch Istas benommene Wahrnehmung. Brüllend ging der Bär zu Boden, unter einem Netz aus Feuer. Dann wurden die vierte und die fünfte Schlange enthauptet. Ihre langen Leiber peitschten zornig im Todeskampf, ehe sie in einem strahlenden Licht zerstoben. Ista hörte eine Frau aufschreien, wild und wütend, vor diesem fernen, grün illuminierten Zelt. Doch die roknarischen Worte waren unverständlich und verzerrt vor Entfernung und Zorn.
    »Ich glaube, sie haben Foix«, verkündete Ista.
    Hinter ihr ertönte ein dreimaliges Keuchen. »Hilfe!«, rief die Näherin. Kreidebleich fuhr Liss herum und nahm wieder ihren Posten an Cattilaras Seite ein.
    Sowohl an Cattilaras wie auch an Illvins Oberschenkel klafften lange, dunkle Schnitte. Kurz sah man den rotbraunen, pulsierenden Muskel, das blasse Band einer Sehne, dann füllten sich die Zwillingswunden mit Blut. Die Näherin und Liss, Goram und dy Cabon beeilten sich, jeden Schnitt mit Kompressen zuzudrücken, zu verbinden und den Blutfluss zu stillen.
    Ja. Ihre Strategie war gut. Hätte ein einzelner diesen Schwertstreich hinnehmen müssen, wäre er bis auf den Knochen durchgegangen. Doch die halben Wunden waren auch nur halb so ernst. Beinahe hätte sie laut, wenn auch düster aufgelacht, als sie sich das Entsetzen von Arhys’ Gegner vorstellte. Er musste wissen, wie schwer er getroffen hatte – vom Aufprall, anhand der Erschütterung der Klinge nach dem Auftreffen auf dem Knochen, von der Prellung, die seinen eigenen Arm erbeben lassen musste –, und doch würde er nun mit ansehen müssen, wie die Wunde sich vor seinen Augen wieder schloss. Vielleicht war es eben dieser Mann, dessen lauter Aufschrei jetzt aus dem Hain emporschallte. Habt ihr gedacht, ihr könntet alle Arten von Albträumen auf Porifors herabrufen und selbst unbeschadet dabeisitzen? Nun könnt ihr erleben, wie Porifors diesen Gefallen erwidert. Wir halten stand.
    Noch für eine kleine Weile.
    Sie wandte den Kopf und versuchte wieder, unter den Bäumen etwas wahrzunehmen. Sie hatte den Eindruck, dass sie Arhys’ beständiges Vorankommen im Lager allein anhand der Schreckenslaute verfolgen konnte, als die Gegner vor seinem bleichen Antlitz und seiner tödlichen Klinge schreiend flohen. Und natürlich an den Strömen strahlenden Seelenfeuers, die er auf seinem Weg hinter sich zurückließ. Er war nicht mehr beritten; sie konnte nicht genau sagen, wann das geschehen war. Sie hoffte, dass er noch nicht allein war, dass er noch Kameraden hatte, die ihm den Rücken freihielten.
    Ich fürchte, inzwischen ist er allein.
    Ein seltsamer feuchter Laut erklang hinter ihr. Sie schaute über die Schulter und sah, dass ihre Helfer eiligst Kompressen gegen Illvins und Cattilaras Leiber drückten. Das war ein Armbrustbolzen. Sie fragte sich, ob Arhys ihn herausgezogen und zurück auf seine verdutzten Feinde geschleudert hatte, oder ob er ihn als eine Art Abzeichen hatte stecken lassen. Für jeden anderen Mann, zu jeder anderen Zeit, wäre es ein tödlicher Treffer gewesen. Und bald wird es mehr davon geben. Bei den Göttern, hier ist ein dy Lutez, der es versteht, dreimal zu sterben. Und drei mal dreimal, wenn es sein muss.
    Sie fiel hinter der Brüstung auf die Knie und

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