Paladin der Seelen
seht Ihr gar nichts vom Licht der Götter, und Ihr hört keine Stimme. Wie könnt Ihr Euch sicher sein?«
»Ich habe das Gesicht meines Bruders gesehen, als Ihr ihn gesegnet habt. Und das Eure, als er Euren Segen erwiderte. Wenn das Wahnsinn ist, dann würde ich mich in seine Arme werfen, so wie ich bin. Und barfuß hinter ihm herlaufen.«
»Ich werde langsam gehen.«
»Gut …«
Er half ihr auf.
Besorgt fragte Liss: »Majestät, was ist mit Foix?«
Ista seufzte. »Foix ging zu Boden, umringt von vielen Kriegern und Zauberern. Aber ich habe nicht gesehen, wie seine Seele aufstieg oder sein Dämon floh. Ich fürchte, er wurde gefangen genommen, vielleicht auch verwundet.«
»Das … ist nicht so gut«, merkte dy Cabon an. Er kniete noch immer neben Illvins Lager. In einer abgehackten, nervösen Bewegung knirschte er mit den Zähnen. »Meint Ihr, Joen kann ihn in ihre Schar eingliedern?«
»Ich glaube schon. Wenn sie die Zeit dafür hat. Ich weiß allerdings nicht, wie lange er ihr widerstehen kann.« Ihr Götter, ich will nicht einen weiteren Jungen verlieren.
»Ganz und gar nicht gut«, stimmte Illvin zu.
Kaum hatte er ausgeatmet und stand selbst sicher auf den Füßen, ertönte ein Schrei. Gorams Stimme: »Lady Catti! Nein!«
Ista fuhr herum. Cattilara war aufgestanden, das blutige Kleid bauschte sich um ihren Leib. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihr Mund stand offen. Das Leuchten des Dämons in ihrem Innern erfüllte den gesamten Körper und pulsierte heftig.
»Der Dämon hat die Herrschaft an sich gerissen!«, rief Ista aus. »Er übernimmt sie. Ergreift sie, lasst sie nicht entkommen!«
Goram stand am nächsten und versuchte, sie am Arm zu packen. Ein violettes Licht erstrahlte in ihrer Handfläche, und sie schleuderte es ihm entgegen. Keuchend ging er zu Boden. Ista wankte auf sie zu, trat zwischen sie und den Durchgang zum Treppenhaus. Cattilara sprang vor, schreckte dann aber zurück. Sie riss die Hände empor, als müsse sie die Augen abschirmen. Wild blickte sie um sich. Ihre Knie spannten sich, und sie stürzte auf die Mauer zu.
Liss machte einen Satz und bekam sie am Knöchel zu fassen. Cattilara wirbelte herum, knurrte und riss Liss an den Haaren. Illvin sprang herbei, zögerte kurz und schätzte ab, dann schlug er ihr gezielt gegen die Schläfe. Halb betäubt taumelte sie zurück.
Ista stolperte und fiel neben ihr auf die Knie. Für ihre Augen war Cattilaras Dämon ein Geschwulst, das seine Ausläufer durch den gesamten Leib ausstreckte. Wie eine parasitische Ranke wand er sich um den Stamm der Seele, zehrte von ihrer Stärke, ihrem Leben, ihrem Licht. Stahl von der Vielschichtigkeit ihrer Persönlichkeit, ihrer Sprache, ihres Wissens und ihrer Erinnerung, die er wegen der grundlegenden Unordnung seines Wesens niemals selbst würde ausbilden können.
Oh. Nun weiß ich, wie ich es anfangen muss.
Sie griff mit den Händen ihres Geistes zu und holte den Dämon mitsamt seiner sich zurückziehenden Ausläufer aus Cattilaras Seele. Er kam nur widerwillig, wälzte sich in Panik umher wie ein Geschöpf der See, das aus dem Wasser gezerrt wird. Ista streckte eine materielle Hand aus, faltete die Finger wie einen Fächer auseinander und schob die mitgerissenen Fetzen von Cattilaras Seele zurück, bis nur noch der Dämon in ihrem Griff zurückblieb. Unsicher hielt sie das Geschöpf vor ihr Gesicht.
Ja, ermunterte sie die Stimme. So ist es richtig. Mach weiter.
Sie zuckte mit den Achseln und schob sich den Dämon in den Mund, schluckte ihn hinunter.
»Und was jetzt? Möchtet Ihr diese Metapher bis zu ihrer logischen Auflösung fortführen? Es würde Euch ähnlich sehen, nehme ich an.«
Das will ich dir ersparen, süße Ista, stellte die Stimme belustigt fest. Doch ich schätze deinen bösen Humor. Ich denke, wir werden gut miteinander auskommen. Meinst du nicht auch?
In ihrer wohl bewehrten Seele gab es keine Ritze, in der sich der Dämon festklammern, festkrallen oder Halt finden konnte. Und das lag nicht nur daran, dass der Gott bei ihr war. Sie fühlte, wie der Dämon auf der anderen Seite ihre Seele verließ und in die Welt des Geistes überging, vor Furcht zu einem kleinen Rinnsal zusammengeschrumpft. Er ging in die Hände des Gottes, seines Herrn, und war fort.
»Was geschieht mit den Bruchstücken der anderen Seelen, die noch mit dem Geschöpf verstrickt sind?«, fragte sie besorgt. Doch die Stimme war wieder fort, oder antwortete zumindest nicht auf ihre Frage.
Cattilara lag
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