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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Streicheln auf der Stirn, und der Schmerz dahinter, der schon seit Stunden in ihrem Kopf gewütet hatte, wurde in eiserne Bande geschlagen und verebbte. Das Ende des Schmerzes war wie ein Vogelzwitschern am frühen Morgen.
    Tatsächlich waren Vögel zu hören, erkannte sie benommen. Hier im lieblichen Reich der Materie erklang das lustige, geistlose Gezwitscher zwischen den Büschen unterhalb der Burgmauern. Die grauen Wolkenfetzen am verblassenden Sternenhimmel zeigten eben erst ein blasses, glühendes Rosa, und die Farben kehrten von Ost nach West in die Welt zurück. Ein kleiner Streifen zartgelben Lichts erstrahlte am östlichen Horizont.
    Illvin stöhnte. Ista wandte sich um und sah, dass er sich in dy Cabons Griff aufsetzte und blutdurchtränkte Bandagen vom unversehrten Leib riss. Seine Lippen öffneten sich, als er das Ausmaß des Durcheinanders erfasste. Die Fetzen färbten sich rot, während die Farbe in die Welt zurücksickerte. »Fünf Götter.« Er schluckte einen Anflug von Übelkeit herunter. »Das war eine schlimme Geschichte, am Ende. Nicht wahr.« Es war keine Frage.
    »Ja«, sagte Ista. »Doch nun ist er fort. Sicher hinübergegangen.« Irgendwie wusste sie, dass im Hain unter ihnen die Jokoner, rasend vor Furcht, Arhys’ Leib in Stücke hackten, ihn zerrissen aus Angst, er könne sich trotz allem wieder zusammenfügen und gegen sie erheben. Doch sie sah keinen Nutzen, dies jetzt Illvin gegenüber zu erwähnen.
    Cattilara lag zusammengekrümmt auf der Seite und weinte in stummen, abgehackten Schluchzern. Sie hielt den Schwamm in den Händen, mit dem man die Blutung an ihrem Bauch gestillt hatte; sie umklammerte ihn so fest, dass das Blut zwischen ihren Fingern hervorquoll. Die Näherin tätschelte ihr die Schulter, ungeschickt und nutzlos.
    Die Welt um Ista verdunkelte sich, als würde die Morgendämmerung wieder hinter den Horizont zurückweichen, abgestoßen von dem Anblick, der sich ihr bot. Wie ein zufälliger Wandersmann schlenderte eine Stimme in ihren Verstand und sprach zu ihr: vertraut, ironisch und überwältigend.
    Meine Güte! Ist das mit einem Mal geräumig hier!
    »Was macht Ihr denn hier? Ich dachte, dies wäre das Schlachtfeld Eures Stiefvaters?«
    Du hast mich eingeladen. Na, na, das kannst du nicht abstreiten: Ich habe dein Flüstern in der Ecke gehört.
    Sie war sich nicht sicher, ob sie noch irgendetwas hierbei empfinden konnte. Ganz sicher keinen Zorn. Ihre körperlose Ruhe mochte entweder auf Gelassenheit zurückzuführen sein, oder auf einen Schock. Aber der Bastard war ein Gott, dem man mit Vorsicht begegnete. »Warum zeigt Ihr Euch nicht?«
    Weil ich nun hinter dir stehe. Seine Stimme klang warm und belustigt. Der Druck eines ungeheuren Bauches schien ihr den Rücken zu wärmen; hinzu kam die unanständige Andeutung von Lenden, die gegen ihr Gesäß drückten, und von breiten Händen auf ihren Schultern.
    »Ihr habt einen abscheulichen Humor«, meinte sie schwach.
    Ja, und du verstehst jeden meiner Scherze. Ich schätze Frauen mit feinem Gehör. Er schien in ihre Ohren zu atmen. Du solltest auch eine leidenschaftliche Zunge haben, finde ich.
    In ihrem Mund brannte es wie Feuer.
    »Warum bin ich hier?«
    Um Arhys’ Sieg zu vervollständigen. Wenn du es vermagst.
    Die Stimme verklang. Die Dunkelheit wich dem blassen, schattendurchzogenen Licht der Morgendämmerung. Sie stellte fest, dass sie auf dem Boden der Plattform kniete und Illvin sie beunruhigt stütze.
    »Ista? Ista!«, sprach er in ihr Ohr. »Majestät, Liebste, verängstigt nicht Euren bedauernswerten, nackten Verehrer. Sagt doch etwas!«
    Sie blinzelte, sah noch verschwommen. Enttäuscht stellte sie fest, dass er nur ein fast nackter Verehrer war. Die blutdurchtränkten Fetzen seiner Leinenhosen lagen immer noch hoch geschoben um seine Lenden. Davon abgesehen sah er allerdings abenteuerlich aus: Sein verfilztes Haar hing ihm wirr ins Gesicht und über die Schultern; es war schweißnass und rußverschmiert, stinkend und mit roten Schlieren durchzogen. Doch all seine Narben waren alt und verblasst. Als er sah, dass sie seinen Blick erwiderte, schnaufte er erleichtert. Er beugte sich vor und küsste sie. Sie wehrte seine Lippen mit der Handfläche ab. »Wartet. Nicht jetzt.«
    »Was war denn los?«, fragte er.
    »Habt Ihr etwas gehört? Oder jemanden gesehen?«
    »Nein. Doch ich könnte schwören, Ihr habt!«
    »Wie bitte? Könntet Ihr nicht eher schwören, dass ich verrückt geworden bin?«
    »Nein.«
    »Und dabei

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