Paladin der Seelen
geirrt.
»Den Neuigkeiten zufolge, die wir überbringen«, fuhr Illvin fort, »dürfte dy Obys Armee innerhalb der nächsten Stunde ausrücken. Ich will gar nicht daran denken, was für Gerüchte inzwischen über das Schicksal meines Bruders an seine Ohren gedrungen sind. Es bleibt noch viel zu tun.«
»Mögen die fünf Götter Euer Vorankommen beschleunigen. Unter Euren vielen Bürden bin ich nun die geringste. Diese Leute hier werden mich so sehr umsorgen, dass ich gar nicht mehr dazu kommen werde, mir Gedanken zu machen – ich kenne sie!« Ernst fügte sie noch hinzu: »Achtet auch ein wenig auf Euch selbst. Zwingt mich nicht, noch einmal hinter Euch herzukommen.«
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Würdet Ihr mir auch in die Hölle des Bastards folgen, geliebte Zauberin?«
»Ohne Zögern – jetzt, wo ich den Weg kenne.«
Er beugte sich über den Sattelbaum und griff nach ihrer Hand, hob sie an die Lippen. Sie fasste danach seine Hand und führte sie an ihre Lippen, biss ihm verstohlen in die Knöchel, was seine Augen aufleuchten ließ. Widerstrebend ließen sie einander los.
»Foix«, rief Illvin. »Begleitet mich. Euer Zeugnis ist dringend erforderlich.«
Dy Baocia wandte sich eifrig an Foix. »Junger Mann, muss ich Euch für die Rettung meiner Schwester danken?«
»Nein, Herr«, erwiderte Foix und verbeugte sich höflich. »Sie hat mich gerettet.«
Dy Baocia und dy Ferrej starrten ihn verständnislos an. Ista wurde sich des seltsamen Bildes bewusst, das sie bieten mussten: Foix, grau vor Erschöpfung und mit der Ausrüstung eines Jokoners; Illvin, eine stinkende Vogelscheuche in elegantesten höfischen Trauergewändern, mit tief eingesunkenen Augenhöhlen; und sie selbst in einem zerknitterten weißen Festtagsgewand, das mit braunem Blut bespritzt war, barfuß, zerschlagen und zerkratzt. Ihr zerzaustes Haar vervollständigte den Eindruck allgemeiner Auflösung.
»Kümmere du dich um die Königin«, sagte Foix zu Ferda. »Dann komm zu dy Obys Zelt. Wir haben seltsame und großartige Geschichten zu erzählen.« Er klopfte seinem Bruder auf die Schulter und folgte Illvin.
Für den Augenblick nahm Istas launenhaftes Ross keine bedrohliche Haltung ein, und so trat Ferda an Dämons Schulter und half ihr herunter. Ista war benommen vor Müdigkeit, hielt sich aber entschlossen aufrecht.
»Sorgt dafür, dass dieses schreckliche Pferd gut versorgt wird. Letzte Nacht hat es Lord Arhys treu getragen. Euer Bruder ritt ebenfalls in diesem ruhmreichen Gefecht, und er erduldete Gefangenschaft und schreckliche Unbill. Er benötigt Ruhe, wenn Ihr dafür sorgen könnt, dass er sie sich in diesem Tumult nimmt. Wir alle sind seit gestern Morgen auf den Beinen, und wir haben eine Flucht, eine Belagerung und … Schlimmeres durchlebt. Lord Illvin hat letzte Nacht viel Blut verloren. Achtet darauf, dass er unverzüglich etwas zu trinken und zu essen bekommt.« Nach kurzem Nachdenken ergänzte sie noch: »Und wenn er versucht, in seinem gegenwärtigen Zustand in der Schlacht mitzureiten, dann schlagt ihn nieder und setzt Euch auf ihn drauf. Obwohl ich eigentlich davon ausgehe, dass er mehr Verstand hat.«
Sobald ihr Pferd von einem Soldaten aus Oby außer Reichweite geführt worden war, sprang dy Ferrej wieder auf Ista zu und entwand sie Ferdas Griff. »Majestät! Wir haben Todesängste um Euch ausgestanden!«
Und nicht ohne Grund, wie sie zugeben musste. »Nun, jetzt bin ich in Sicherheit.« Beruhigend tätschelte sie seine Hand, die ihren Arm umklammert hielt.
Lady dy Hueltar stolperte heran, gemeinsam mit der Geistlichen Tovia. »Ista, Ista, Liebes!«
Dy Baocia schaute aufmerksam hinter Illvin her. »Nun, da ihr alle wieder vereint seid, sollte ich mich vielleicht besser auch dy Oby anschließen.« Er brachte ein Lächeln für Ista zustande. »Ja, ja, gut.«
»Hast du deine eigenen Truppen mitgebracht, Bruder?«, fragte Ista.
»Ja, fünfhundert Berittene. Alle, die ich in der Eile zusammenbringen konnte, nachdem diese Leute auf mich einstürmten und mit deinem beunruhigenden Brief herumgefuchtelt haben.«
»Dann solltest du dich unbedingt dy Oby anschließen. Deine Wache bekommt hier vielleicht Gelegenheit, sich ihren Sold zu verdienen. Chalion schuldet der Besatzung von Burg Porifors … einiges, aber auf jeden Fall zuerst Entsatz, und das so schnell wie möglich.«
»Ah.« Er nahm Ferda und dy Ferrej mit sich und eilte hinter den anderen her, teils vor Neugier, teils, wie Ista glaubte, um seinem
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