Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
auswählte.
    »Wie heißt er denn?«, fragte Ista, als Illvin ihr auf’s Pferd half. Dort oben kam ihr der Boden ziemlich weit weg vor – typisch für seine Reittiere. Sie ordnete mühsam die Röcke über dem Kriegssattel und ließ sich von Illvins warmen Händen an den Knöcheln zu den Steigbügeln führen. Unglücklich verweilten seine Finger einen Augenblick über den Blutergüssen und Kratzern auf ihren Füßen.
    Er räusperte sich. »Das möchte ich eigentlich lieber nicht sagen. Der Name ist, äh … vulgär. Das Pferd war niemals für eine Dame bestimmt. Genau genommen war es kein Tier, auf dem irgendjemand geritten wäre, der noch bei Verstand ist.«
    »Ach? Ihr seid doch darauf geritten.« Sie tätschelte den gewundenen Hals. Der Hengst bog den Kopf nach hinten und stupste ihre bloßen Füße. »Nun, wenn er von nun an das Reittier einer Dame sein soll, dann sollte man ihm vielleicht einen anderen Namen geben. Dämon würde passen.«
    Illvin warf ihr einen schiefen Blick zu, und ein kleines Lächeln huschte über sein angespanntes Gesicht. »Gut.«
    Er wandte sich ab und griff nach seinem eigenen Pferd. Er musste erst einmal kurz innehalten und Kräfte sammeln, ehe er sich in den Sattel schwingen konnte. Dann ließ er sich mit einem erschöpften Seufzen hineinsinken. In gegenseitiger, unausgesprochener Übereinstimmung wandten sie sich zunächst gemeinsam in gesetztem Schritt über das angrenzende Feld. Hinter ihnen im Hain hatte irgendetwas Feuer gefangen. Ista hörte das gedämpfte Prasseln der Flammen und die Rufe der Männer nach Wasser. Wie viel aufgestautes Chaos, natürlicher wie unnatürlicher Art, war durch Joens Tod auf die Jokoner losgelassen worden? Sie sah sich nicht um.
    »Nach links«, meinte Illvin zu Foix.
    »Sollten wir nicht einen Bogen über die Anhöhe im Norden beschreiben und so außer Sicht kommen?«
    »Irgendwann schon. Doch da hinten gibt es einen Einschnitt, der uns schon vorher Deckung geben wird. Aber bewegt Euch langsam, vermutlich ist er bewacht. Zumindest ist es ein Ort, wo ich selbst Wachen aufstellen würde.«
    Die täuschende Ruhe hielt an. Der zunehmende Lärm aus dem Lager blieb hinter ihnen zurück, und die leere Landschaft vermittelte die Atmosphäre eines ruhigen, verschlafenen und allzu warmen Nachmittags, weitab von Kriegen und Zauberei, Göttern und Wahnsinn.
    »Bei der ersten Gelegenheit«, sagte Ista zu Illvin, »müsst Ihr Goram zu mir bringen.«
    »Wie Ihr wünscht, Majestät.« Illvin drehte sich im Sattel und schaute sich die Umgebung an, durch die sie ritten.
    »Sollen wir in einem großen Kreis nach Porifors zurückkehren?«, fragte Foix. Er folgte Illvins Blick über die Baumwipfel bis zu dem fernen Bauwerk. Noch immer stieg eine schmutzige Rauchwolke irgendwo aus dem Innern auf. »Ich glaube, im Schutz der Dunkelheit könnte ich uns hineinschmuggeln.«
    »Nein. Sobald wir den Einschnitt hinter uns lassen, wollte ich versuchen, zum Grafen von Oby durchzukommen.«
    »Ich weiß nicht, ob die Königin noch so weit reiten kann«, meinte Foix. Er fürchtete offenbar, dass nicht nur Ista, sondern auch Illvin jeden Augenblick aus dem Sattel kippen könnte. »Oder werden wir auf der Straße auf ihn stoßen?«
    »Auf der Straße wird er nicht sein. Wenn er da ist, wo ich vermute, müssen wir weniger als zehn Meilen zurücklegen. Und wenn er noch nicht da ist, werden seine Kundschafter bald dort eintreffen.«
    Sie stiegen in die Schlucht hinab, wo sie fast sofort auf Illvins vorausgesagte Patrouille stießen. Die unerwartete Richtung ihrer Annäherung, Foix’ Kleidung als Offizier, das roknarische Sattelzeug und Illvins steifes höfisches Roknari führten schließlich dazu, dass sie den Vorposten bald wieder unter vielerlei Verbeugungen und Kratzfüßen verließen. Illvin erwiderte den vierfältigen Segensgruß der glücklosen Soldaten und berührte, sobald sie wieder außer Sicht waren, in stummer Entschuldigung an den fünften Gott mit dem Daumen die Zunge. Sie trieben die Pferde schneller voran.
    Illvin führte sie und nutzte jede Deckung, die die Landschaft bieten konnte – Senken und kleine Wasserläufe, Dickichte und Wäldchen. Dabei hielt er sich stets in eine nordöstliche Richtung. Nachdem sie vier oder fünf Meilen zurückgelegt hatten, hielten sie kurz an und gönnten sich und den Pferden ein wenig Wasser. Porifors war inzwischen hinter einigen niedrigen, sanft ansteigenden Hügeln außer Sicht, doch noch immer beschmutzten verschiedene Rauchsäulen

Weitere Kostenlose Bücher