Palast der Dunklen Sonnen
funkensprühend abrissen.
»Desintegriert?« wiederholte der goldene Droide, der zu begreifen versuchte, was hier eigentlich vor sich ging. 9D9 fragte sich, ob auch er die Schmerztransmission des verstümmelten Droiden empfangen hatte und erlebte den ersten Anflug von Unbehagen. Schmerzsimulatorschalter waren angeblich eingeschränkte Technologie, die typischerweise nur in solchen Droiden installiert wurde, die auf sehr persönlicher Ebene mit den Organischen zu tun hatten. Schlug man zum Beispiel einem Protokolldroiden auf den Kopf, würde er erwidern, daß der Schlag geschmerzt habe. Derartiges Einfühlungsvermögen für potentiell schädliche physische Empfindungen sollte ihnen ein besseres Verständnis der Organischen verleihen. Aber soweit es 9D9 betraf, machte es Protokolldroiden nur zu besseren Objekten für ihre Experimente.
Und 9D9 experimentierte mit großem Vergnügen.
»Wächter«, befahl 9D9, »dieser Protokolldroide könnte nützlich sein. Statte ihn mit einem Sicherungsbolzen aus und bring ihn zurück in den Audienzsaal seiner Exzellenz.«
Der Gamorreaner zerrte den goldfarbenen Droiden zur Tür von 9D9s Werkstatt - das heißt, sie hatte jeden, der im Verlies arbeitete, so konditioniert, daß er glaubte, es sei ihre einzige Werkstatt.
»R2«, winselte der Droide, bevor er aus der Sicht verschwand, »laß mich nicht allein.« Aber da war es auch schon zu spät.
Der Begleiter, den der Protokolldroide umsonst angefleht hatte, war eine verbeulte R2-Einheit, die 9D9s Meinung nach schon vor langer Zeit hätte recycelt werden müssen. Überraschenderweise stieß sie in Erwiderung auf die flehentliche Bitte des Protokolldroiden eine solche Flut schneller binärer Flüche aus, daß 9D9 um einen Faktor zehn zurückschalten mußte, um alle Feinheiten verstehen zu können. Die Beleidigungen des kleinen R2 waren eindrucksvoll und phantasievoll, wenn man bedachte, daß sie von einer so unbedeutenden Einheit kamen, aber letztlich war er deutlich weniger interessant als der goldene Droide, der weitaus größere Möglichkeiten geboten hatte. 9D9 sah die Liste durch und fand eine weitere Anforderung.
»Du scheinst mir etwas vorlaut zu sein«, sagte sie zu der R2-Einheit, »aber ich werde dich schon Respekt lehren, denn ich brauche dich auf dem Segelgleiter meines Herrn. Ich glaube, du wirst dich dort ganz gut machen.« Als wollte der GNK diese Ankündigung unterstreichen, stieß er eine weitere Reihe schaltkreiszerschmelzender, schriller Kreischtöne aus, als sein Kühlsystem einer erneuten grausamen Probe unterzogen wurde. Dann rollte die R2-Einheit in Begleitung des zweiten Wächters in die Werkstatt, um ebenfalls mit einem Sicherungsbolzen ausgestattet zu werden. 9D9 sah zu, wie der kleine Droide über die Schwelle rollte, verblüfft, daß er nach seinem ersten Ausbruch weder einen Protest noch weitere Beleidigungen von sich gegeben hatte. Fast, als wollte er auf Jabbas Segelgleiter geschickt werden.
9D9s zentrale Prozessoren beschleunigten ihre Taktraten, um die Daten erneut durchzugehen. Ihr dritter Optikscanner flackerte unbeständig, als alle in Frage kommenden Möglichkeiten untereinander ausgetauscht und analysiert wurden.
Sie kam zu dem Schluß, daß es tatsächlich den Anschein erweckte, als hätte die R2-Einheit erwartet, auf Jabbas Segelgleiter abkommandiert zu werden.
9D9 schloß alle Zugänge zu ihrem Teil des Verlieses. Sie benötigte Zeit, um diese äußerst unerwarteten Entwicklungen zu durchdenken, denn die Selbsterhaltungsprogrammschleifen begannen, durch mehrere der peripheren Koprozessoren zu laufen, wodurch sie auf sich aufmerksam machten. Sie filterte sogar die verführerische Ablenkung durch den im ZugkraftTestrahmen baumelnden Kurierdroiden heraus, während sie präzise Kommandos in ihre Konsole eingab und den Dienstplan nach Anzeichen auf Fremdeinwirkung kontrollierte. Soweit sie wußte, waren zur Zeit fünfzehn verschiedene Verschwörungen im Gange mit dem Ziel, Jabba den Hutt als Tatooines mächtigsten Verbrecherlord zu eliminieren; allerdings brachte sie für keinen dieser Pläne auch nur das geringste Interesse auf. Tatsächlich hatte es in dieser Saison weniger Anschlä- ge auf Jabba gegeben als noch im Vorjahr, ein möglicherweise beunruhigendes Zeichen, daß die fette grüne Nacktschnecke auf ihre alten Tage nachließ und einfach nicht mehr die verbissenen Blutfehden früherer Tage auslösen konnte. Wie dem auch sei, solange derjenige, der an Jabbas Stelle treten mochte, 9D9
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