Palast der Dunklen Sonnen
Werkstatt.
Natürlich gab es noch eine andere Werkstatt. Ihre offizielle. Soweit in Jabbas Palast etwas offiziell sein konnte. Dort oben, jenseits des Hauptraums, standen lange Montagetische und Ersatzteiltonnen und archaische Testgeräte, die nicht einmal ein Jawa mitnehmen würde. In dieser Werkstatt würden mittlerweile der goldene Droide und die R2-Einheit ihre Sicherungsbolzen bekommen haben. Da 9D9 Calrissian kannte, vermutete sie, daß die Droiden zuvor heimlich rekonfiguriert worden waren, so daß die Bolzen keinerlei Auswirkungen haben würden.
Das war durchaus machbar. 9D9 hatte sich selbst auf dieselbe Weise rekonfiguriert.
Aber hier unten würden die Modifikationen der beiden Droiden nichts ausrichten können, egal wie sie auch aussahen. Sobald Droiden diese Werkstatt betreten hatten, verließen sie sie nicht wieder. Gelegentlich dachte 9D9, daß es bedauerlich war, daß kein anderes Wesen jemals sehen und schätzen konnte, was aus diesen Droiden hier unten wurde, aber welche künstlerischen Leistungen verlangten keine Opfer?
Der Eingang zu der echten Werkstatt war in einer uralten Steinwand verborgen, die einst einen Palast gestützt hatte, der weitaus älter war als derjenige, den Jabba sich angeeignet hatte. Wie viele derartige Bauten an diesem Ort gestanden hatten, hatten nicht einmal 9D9s beeindruckende Prozessoren berechnen können. Zwischen zwei Steinblöcken, die nicht von Tatooine stammten, gab es einen schmalen Spalt; der Mörtel, der Spuren der roten Sauerstoff- und Nährstofftransportflüssigkeit der Organischen aufwies, war herausgebröckelt. 9D9 blickte in den Spalt und ließ alle drei Optikscanner den benötigten Code blinken.
Die Mauer erzitterte. Steinerne Gegengewichte verschoben sich. Der verborgene Durchgang öffnete sich mit einem langsamen und nachhallenden Dröhnen.
9D9 betrat ihren geheimen Zufluchtsort wie ein Künstler sein Atelier.
An den Drell absondernden Wänden flackerten echte verbrennungsfähige Fackeln, die zwar die gewölbte Steindecke schwärzten, gleichzeitig aber garantierten, daß kein Palastmanager jemals auf einen unautorisierten Energieverbrauch auf- merksam wurde. Auf der einen Seite warteten die Käfige, und aus ihnen ertönte das Gescharre und Geklapper der Droiden, denen man die Lautsprecher herausgeschnitten und sie auf diese Weise stumm gemacht hatte, damit ihre Schreie keine ungewünschte Aufmerksamkeit erregten.
9D9 betrachtete die Käfige in ihrer unmittelbaren Nähe. Der Torso des LV3 war auf geschickte Weise aufgetrennt und mit den Greifarmen dreier ausgeschlachteter B4Qs versehen worden. Die durch Messungen ermittelten Positionswünsche der zusätzlichen Glieder überforderten die Prozessoren des LV3, und so rammte er ständig gegen die Wände und Eisengitter des Käfigs, während das Getriebe unkontrolliert aufheulte. Gelegentlich aktivierte 9D9 den Schmerzsimulator der unheimlichen Konstruktion, damit sie an dem unablässigen Datenstrom über Desorientierung und Verstörtheit teilhaben konnte. Für sie war das wie eine Hymne, und die bewegenden Akkorde öffneten die Assoziativspeicher mit 9D9s großartigsten Plänen, ganze Heerscharen von Droiden umzugestalten, ihre Glieder abzumontieren und sie alle nach tausenden unterschiedlichen Mustern an anderer Stelle wieder anzubringen. So sollten gigantische, wellenförmige Flächen sich krümmender, windender, nutzloser mechanischer Bewegungen erschaffen werden, die von zu Feedbackschleifen verdrahteten Schmerzsimulatorschaltern noch verstärkt wurden. Aber die Schalter würden ihre Empfindungen nicht nur an 9D9 übertragen, sondern sie auch wieder stärker in die Droiden leiten, die die vollaktivierte Schmerzsymphonie erst erschufen; auf diese Weise würden die Signale verstärkt und zu einem unbeschreiblichen Genuß gemacht.
9D9 mußte sich auf einen Seziertisch stützen, als die Intensität der Speicher sie überkam. Es gab so viele große Werke, nach denen sie strebte. Aber nicht hier. Nicht jetzt.
Zuerst mußte sie ihre Spuren verwischen. Die Werkstatt mußte gesäubert werden, damit sie keiner zu ihrem nächsten Wirkungsort verfolgen konnte - nachdem sie sich um die beiden Droiden und Calrissian gekümmert hatte. Und wieder hielt 9D9 inne und dachte erneut über die Schritte nach, die sie unternommen hatte, um auf Bespin ihre Spuren zu verwischen. Es war eine echte Überraschung, daß es dem Administrator von Wolkenstadt gelungen war, sie nach Tatooine zu verfolgen. Für einen Organischen
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