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Palast der Dunklen Sonnen

Palast der Dunklen Sonnen

Titel: Palast der Dunklen Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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kann mich fressen, wenn ich tot bin, nicht wahr? Ich habe getötet, ich habe buchstäblich alles getötet, was sich bewegt, hundert verschiedene Spezies, intelligente und dumme; wenn es atmet, habe ich es vermutlich getötet, oder zumindest etwas, das ähnlich ist. Aber ich habe sauber getötet. Ich habe getötet, ohne es hinauszuzögern. Wo bleibt bei einem solchen Tod die Barmherzigkeit?«
    Fett hatte den Eindruck, daß über seine Frage nachgedacht wurde. Für dich? Nun, ich vermute mal, es gibt keine. Aber dein Leben und dein Tod gehören jetzt mir, nicht dir, und sie dienen meinen Zwecken. Begreife und verstehe deinen Platz in den Dingen, Boba Fett, denn du bist in Wirklichkeit nicht einmal real; du bist nur eine Ansammlung von Gedanken, die sich in den Glauben hineingesteigert haben, tatsächlich zu existieren.
    »Du sagst, daß ich nicht real bin, daß nichts real ist?« Fetts Lippen verzogen sich zu einem Knurren. »Dafür stinkt die Luft zu sehr, als daß ich das glauben könnte.«
    Du und ich und alles andere - wir sind bloß ein Prozeß, Boba Fett. Ein Prozeß, der sich selbst die Bezeichnung »Ich« gegeben hat. Sicherlich gibt es die Realität, und wir sind ein Ausdruck von ihr. Aber sind du und ich real? Nein. Wir sind Prozesse, die arrogant wurden und sich von der Realität abgespaltet haben. Irgendwann werden wir uns wieder mit ihr vereinigen. Die Stimme hielt inne. Du willst wissen, warum das hier so lange dauert? Boba Fett, du bist nicht einmal einen ganzen Tag hier. Es gibt Bewußtseine, die Hunderte von Jahren am Leben erhalten wurden, während der Sarlacc sie verdaute. Es gab eine weitere Pause, und als die Stimme dann wieder ertönte, lag in ihr eine Müdigkeit, die so groß war, daß Fett der Über- zeugung war, daß es ihn umgebracht hätte, sie sich anzueignen. In einigen Fällen sogar Tausende von Jahren.
    Fett vermochte nicht zu sagen, woher die Überzeugung kam, ob es die Müdigkeit gewesen war, aber er sagte: »Du... du lügst. Du bist nicht der Sarlacc - du bist hier unten, so wie ich.«
    Ich bin nicht der Sarlacc? Nachdenken. Sei dir da mal nicht so sicher. Ich bin Susejo von Choi oder war es vielmehr, und ich bin seit sehr langer Zeit hier. Länger, als du dir vorstellen kannst. aber wer weiß? Vielleicht wirst du es dir gar nicht vorstellen müssen? Vielleicht wirst du überleben? Du unterhältst mich, und was mich unterhält, unterhält auch den Sarlacc. Bin ich glücklich, ist er glücklich. Ich nehme an, daß du eine lange Zeit bei uns bleibst.
    Laß mich nur ein Waffensystem aktivieren... Fett kämpfte den Gedanken nieder, unterdrückte ihn mit aller Kraft und sagte laut: »Du bist unmenschlich.«
    Es gibt da einen Witz, sagte die Stimme, den mir die Jedi erzählt hat. Ein Intelligenzwesen besucht eine Farm in der Nähe und sieht im Hof ein Barve. Das Barve läuft auf fünf Beinen herum - ein Bein ist amputiert worden. »Ich will dir von dem Barve erzählen«, sagt der Besitzer. »Das ist das klügste Barve, das du je im Leben gesehen hast, Jojo. Dieses Barve spricht, es kann einen Gleiter fliegen, toll mit den Kindern umgehen, behält sie immer im Auge, wenn ich draußen auf dem Feld bin - vor ein paar Wochen, da hat es meinen Jüngsten vor dem Ertrinken gerettet.« Und Jojo erwidert: »Das ist erstaunlich! Aber warum ist sein Bein amputiert?« Der Besitzer starrt Jojo an. »Na hör mal, so ein Barve ißt man doch nicht auf einmal!«
    Susejo lachte in der Dunkelheit leise vor sich hin, und die Wand hinter Fett durchlief wieder die wellenförmige Bewegung.
    Boba Fett dachte: Ich wünschte, ich hätte einen Thermodetonator. Ich würde dich mit mir nehmen.
    Du verkörperst nun für alle Ewigkeit die Realität, Boba Fett. und es gibt kein Begehren und kein Verlangen mehr.
    Der Chronometer, der in der unteren, rechten Ecke von Boba Fetts Helmvisier leuchtete, verriet ihm, daß der Morgen angebrochen war. Bei seinem Erwachen war es bereits dunkel gewesen, als die Sonnen aufgingen, erhellte sich der Tunnel zu seiner Linken beträchtlich. Als die Sonnen am Mittag genau über ihnen standen, sickerte genügend Licht in den klaffenden Rachen des Sarlacc, daß Fett seine Umgebung deutlich in Augenschein nehmen konnte.
    Die Wände des kleinen Tunnels, in dem ihn der Sarlacc eingelagert hatte, waren graugrün; sie sahen feucht aus, aber Fetts Handschuhe hinderten ihn daran, sich dessen zu vergewissern. Die Ränder der aus den Wänden hervortretenden Wülste waren mit kleinen Tentakeln

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