Palast der Liebe
Von seinen Augen ging irgendeine geheimnisvolle Kraft aus. Wenn sie ihn längere Zeit ansah, hatte sie das Gefühl, sich ihm willenlos auszuliefern.
„Ich möchte wirklich keine Pläne machen“, sagte sie ausweichend. „Ich bin in Urlaub gefahren, um mich zu erholen und nur das zu tun, wozu ich gerade Lust habe.“
„Ich verstehe.“ Bevor er in ihren Bungalow gekommen war, hatte Derek keine Ahnung gehabt, wie sich die Sache entwickeln würde. Sie hätten jetzt schon intim sein können. Oder er hätte sich längst wieder auf der anderen Seite der Haustür befinden können -hinausgeworfen von einem eifersüchtigen Ehemann.
Er schätzte, dass ihre Situation irgendwo dazwischen lag.
Sie gehörte ganz offensichtlich nicht zu den Frauen, die sich auf flüchtige Affären einließen. Aber sie war auch kein Eisberg. Derek kannte die Frauen, und er verstand ihre Körpersprache. Caren war interessiert, aber vorsichtig. Für ihn stand fest, dass er mit ihr schlafen würde. Das hatte er schon vorhin am Strand entschieden. Aber im Moment hielt er es für angebracht, sich zurückzuziehen und ihr Zeit zu lassen.
Er schenkte ihr sein unwiderstehlichstes Lächeln. „Haben Sie wirklich keinen Zucker?“ Ihr spontanes Lachen war ermutigend. Wenn sie erst einmal ihre Vorbehalte über Bord geworfen hätte, würde sie bestimmt umwerfend sein. „Na gut, dann eben nicht. Auf Wiedersehen. Wir sehen uns später“, sagte er und wandte sich zum Gehen.
„Auf Wiedersehen.“ Caren schloss die Tür hinter ihm und lehnte sich erschöpft dagegen. Wütend schlug sie mit den Fäusten auf das Holz ein. Warum fiel es ihr so schwer, mit einem Mann zu flirten? Hatte Winston jeden Funken Selbstvertrauen in ihr zerstört? Wieso hatte sie sich eingebildet, die Spielregeln zu beherrschen, die heutzutage unter den allein Stehenden galten? Sie, die es nicht einmal geschafft hatte, ihren Mann zu halten?
Ja, sie hatte sich eine Ferienliebe gewünscht. Eine romantische, flüchtige Affäre. Einen Flirt, der die Erinnerung an diesen Urlaub vertiefen sollte, wenn sie erst einmal wieder zu Hause war. Ja, sie hatte gehofft, einem Mann zu begegnen.
Aber keinem Mann vom Kaliber Derek Allens. Er war viel zu attraktiv, zu weltgewandt, zu männlich. Und sich seiner Männlichkeit viel zu sicher. Seine Taktik war zu perfekt, sein Blick zu begehrlich. Nein, Derek Allen war nichts für sie.
Weil sie befürchtete, er könnte später noch einmal bei ihr vorbeikommen und sie vielleicht zum Essen einladen, beschloss sie, sich nur noch selten sehen zu lassen.
Vielleicht war das doch keine so gute Idee, dachte Caren bedrückt. Der Pavillon, in den sie zum Abendessen gegangen war, wurde offenbar von Paaren und Vierergrüppchen bevorzugt. Caren saß allein an einem Tisch für zwei Personen und betrachtete verstohlen die Paare an den Tischen ringsum.
Im Vergleich zur modischen Garderobe dieser Frauen wirkte ihr Sommerkleid vom letzten Jahr richtig langweilig. Sie nahm sich vor, sich gleich morgen etwas Schickes zu kaufen. Und wenn sie dafür ihre letzten Ersparnisse ausgeben musste.
Die Sonne war vor ein paar Minuten untergegangen und hatte den Himmel in ein Meer von rötlichen Schat-tierungen getaucht. Auf den Tischen standen frische Blumen, Windlichter flackerten in der Meeresbrise, ein Sextett spielte leise Musik. Das ganze Restaurant war auf Romantik abgestimmt. Was hatte sie überhaupt hier zu suchen?
„Warten Sie schon lange?“
Erschrocken blickte Caren auf. Derek lächelte auf sie herab. Sie schaute sich um, um sich zu vergewissern, ob er auch wirklich sie gemeint hatte. Ohne ihre Antwort abzuwarten, setzte er sich ihr gegenüber an den Tisch.
„Es tut mir Leid, dass ich mich verspätet habe.“
Caren verschränkte die Arme auf dem Tisch und strafte ihn mit einem verärgerten Blick. Dabei war sie eigentlich froh, dass er so unverhofft aufgetaucht war.
„Sie sind bemerkenswert unverfroren, Mr. Allen“, erklärte sie.
„Und Sie sind bemerkenswert schön.“ Er ließ den Blick über ihren Ausschnitt wandern, und seine Stimme wurde noch eine Spur leiser. „Ich kann mich an jedes Detail genau erinnern.“
„Könnten wir bitte über etwas anderes sprechen?“
„Selbstverständlich.“ Er beugte sich vor und nahm ihre Hand. „Worüber sollen wir sprechen? Übers Küssen?“
Caren verschlug es die Sprache. Stumm schaute sie ihn an.
„Möchten Sie eine Flasche Wein zum Essen bestellen?“ Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich der Kellner an ihrem
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