Palast der Liebe
Scheidung seelisch verkraften, sondern sich auch finanziell einschränken und von Ihrem Gehalt sich und Ihre Schwester ernähren. Deshalb bin ich der Meinung, Sie sollten sich eine Woche Urlaub gönnen.“
„Das kann ich im Moment nicht. Ich ...“
„Ich bestehe darauf. Sie nehmen entweder Ihren Urlaub, oder ich suspendiere Sie eine Woche vom Dienst, und zwar ohne Bezahlung.“
„Das können Sie doch nicht tun!“
„Sicher kann ich das. Als disziplinarische Maßnahme für den gravierenden Fehler, den Sie sich geleistet haben. Nun, entscheiden Sie sich.“
Welche Wahl blieb ihr, nachdem Larry Watson ihr dermaßen die Pistole auf die Brust gesetzt hatte?
Die Idee, die ihr zunächst so absurd erschienen war, gewann während der Heimfahrt, als sich Caren durch den dichten Feierabendverkehr der Washingtoner Innenstadt quälte, mehr und mehr an Attraktivität.
Es war wirklich ein schweres Jahr für sie gewesen. Nachdem ihr Mann sie nach sieben Jahren Ehe - glücklicher Ehe, wie sie geglaubt hatte - verlassen hatte, war ihr Selbstwertgefühl auf den Nullpunkt gesunken. Und nichts ließ darauf hoffen, dass sich daran etwas ändern würde. Caren kam sich zurückgestoßen und ausgeschlossen vor. Nach außen hin hatte sie inzwischen das Verhalten der verheirateten Frau abgelegt. Aber es war ihr nicht gelungen, sich in der Welt der Singles zurechtzufinden. Noch nie hatte sie sich für Flirts und flüchtige Abenteuer begeistern können. Wie sollte sie sich ausgerechnet jetzt ändern?
Vielleicht käme es nur auf einen Versuch an? Sie müsste sich dazu zwingen. Sie hatte keinen Freundes-kreis, und zu allem Überfluss hatte sie heute auch noch ihren Job aufs Spiel gesetzt.
Als sie die Tür zu ihrer kleinen Wohnung in Georgetown aufschloss, war Larrys Idee in Caren zu einem Entschluss gereift. Sie warf ihre Handtasche auf den nächsten Stuhl und eilte zu dem Schreibtisch, der unter dem Fenster stand. Nachdem sie hastig einige Schubladen aufgezogen hatte, fand sie, wonach sie suchte.
Sie schlüpfte aus den Schuhen, legte sich aufs Bett und breitete die farbigen Reiseprospekte vor sich aus. Was da nur ein paar Flugstunden entfernt angepriesen wurde, war fast zu schön, um wahr zu sein. Endlose weiße Sandstrände, kristallklares Wasser, mit tropischen Farnen gesäumte Lagunen, rauschende Wasserfälle, bombastische Sonnenuntergänge, im Mondlicht glitzernde Horizonte.
Entschlossen griff Caren zum Telefonhörer und wählte eine Nummer.
„Hallo, Kristin?“
„Schwesterherz! Ich bereite mich gerade auf eine Mathearbeit vor. Ekelhaft! Was gibt’s bei dir Neues?“
„Heute ging alles daneben.“
„Wieso? Was ist passiert?“
„Ich habe dem portugiesischen Generalkonsul einen Glückwunsch zur Hochzeit seiner Tochter geschickt. Leider hat er keine Tochter. Der Brief war für den pe-manischen Generalkonsul bestimmt. Beide Ländernamen fangen mit P an.“
Kristin kicherte. „War Larry sauer?“
„Er hat mir die Leviten gelesen.“
„Er ist ein Spießer, ein typischer Regierungsbeamter.“
„Aber er hatte Recht. Ich habe einen Fehler gemacht, und das darf ich mir in meiner Position nicht leisten.“ Unschlüssig spielte sie mit dem Telefonkabel. „Kristin, was hältst du davon, wenn ich eine Woche Urlaub mache?“
„Eine irre Idee!“
„Was heißt irre? Ist das gut oder schlecht?“
„Gut natürlich! Ich hoffe, du triffst einen tollen Mann. In diesen Ferienorten wimmelt es nur so von braun gebrannten, athletischen Typen. Du solltest dich einmal richtig amüsieren.“
„Dann müsstest du aber das Wochenende in der Schule verbringen.“
„Keine Sorge. Ich bekomme bestimmt eine Einladung von irgendeiner Klassenkameradin. Fahr in Urlaub! Spann’ endlich einmal aus. Du hast es verdient.“ „Das bedeutet aber, dass ich unsere Ersparnisse angreifen muss.“
„Das Geld kommt schon wieder rein, wenn du erst den neuen Job hast.“
Caren schloss die Augen und hielt den Telefonhörer ganz fest. „Okay, ich fahre“, sagte sie hastig, bevor sie ihren Entschluss wieder ändern konnte.
„Geh in die besten Restaurants, vergiss den Alltag, und amüsier dich.“
„Das werde ich tun.“
„Und angel dir einen Mann. Möglichst eine Mischung aus Robert Redford und Burt Reynolds.“
„Ich werde es versuchen.“ Hatte sie das wirklich vor? Warum eigentlich nicht? Wenn sie einen Urlaub wagte, dann konnte sie auch nach den Sternen greifen. Natürlich fuhr sie nicht der Männer wegen in Urlaub. Aber wenn sich die
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