Palast der Sinne: Erotischer Roman (German Edition)
beschäftigt ist.“
„Wer?“
„Der Fürst!“
Noch während sie versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, öffnete die junge Frau die Tür ins Labyrinth und stürmte hindurch.
„Nein! Nicht dort hinein!“ Vivien tat einen Schritt, doch dann hielt sie inne. Es machte keinen Sinn, der Studentin zu folgen. Sie schütte l te den Kopf und trat wieder auf den Gang. Vielleicht kam sie ja z u rück. Vivien wartete eine Weile, doch die Tür blieb geschlossen. R e signiert suchte sie den Ausgang in den Garten. Es war an der Zeit, den A bend abzuschließen.
Wä h rend sie ins Freie trat, stellte sie fest, dass sich der Ausflug in jeder Hi n sicht gelohnt hatte, auch wenn sie den geheimnisvollen Fürsten nicht zu Gesicht bekommen, und die Studentin ihr ein weit e res Rätsel aufgegeben hatte. Sie hatte Sandrine gesund und munter gesehen. Evan und seine Gespielin hatten ihr eine Menge neuer E r fahrungen bereitet. Sie konnte es kaum erwa r ten, einige davon an Henry auszuprobi e ren.
Sie schmunzelte. Was war nur aus ihr geworden? Vor nicht ei n mal einem Monat kannte sie Sex quasi nur vom Hörensagen. Seit sie Evan kannte, drang sie bei jedem näheren Kontakt mit einem Mann in Gebiete vor, die sie in ihrer bisherigen Beziehung nicht einmal ang e dacht hatte. Es fiel ihr von Mal zu Mal leichter, sich gehen zu lassen. Fast kam es ihr vor, als erwecke jeder Akt mehr von der Frau in ihr, steigerte ihr Selbstbewusstsein.
Ob es an ihrem Wechsel in die dritte Dekade lag, dass sie de r maßen sexuell aktiv wurde? Sie hatte von anderen Frauen g e hört, dass die Lust mit dem Alter wächst, das bislang aber stets als Wunschdenken interpretiert. Jetzt erfuhr sie genau das, und noch viel mehr. De n noch war ihr klar, dass dieser Besuch bei Evan der letzte gewesen sein musste, wollte sie tatsächlich Henry näher kommen.
Sie spazierte zwischen kunstvollen Blumenbeeten und g e pflegten Hecken, bis sie beim weißen Brunnen anlangte. Ein letzter tiefer A temzug der lustgeschwängerten Luft. Die Augen geschlossen, ein Griff an den Brunnen. Eine schnelle Reise durch den Nebel, dumpfe Klänge, die allmählich zu leisem Gemurmel wurden. V i vien öffnete die Augen und atmete die leicht stickige Luft der G a lerie.
Es war neun Uhr, als sie ins Auto stieg und ihr Handy einschalt e te. Kein Anruf, stellte sie enttäuscht fest, und legte es auf den Beifahre r sitz. Hatte Henry nicht versprochen, sich zu me l den? Das Handy piepste einmal, zweimal, dreimal. Eine SMS. Musste eine längere sein, sagte der wiederholte Piepton. Sie hielt am Straße n rand an und nahm das Handy zur Hand.
„Liebste Vivien, Auftrag erledigt. Dein Kollege wird ab sofort von der Pol i zei überwacht. Lass Dir im Umgang mit ihm nichts anme r ken, sei wie immer. Ich werde benachrichtigt, sobald die Polizei etwas gegen ihn in der Hand hat. Apr o pos in der Hand haben: Ich freue mich schon, wenn ich morgen wieder den Pi n sel zur Hand nehmen und dich weiter malen darf. Schlaf wohl, bis morgen. Kuss, Henry.“
Und ich freue mich, dachte Vivien, dass ich morgen deinen Pi n sel wieder in die Hand nehmen darf. Sie grinste schamlos.
18
Nach einem ereignislosen Arbeitstag fand Vivien sich am näch s ten Abend im Chateau ein. Heftiger Dauerregen hatte ihre Fahrt begle i tet. Claude stand mit einem riesigen Regenschirm bereit, als sie aus dem Wagen stieg. In seinem Schutz stakste sie auf den Ei n gang zu, bedacht darauf, in ihren Stöckelschuhen Kanalgitter zu me i den.
„Hatten Sie einen angenehmen Tag, Madame?“
„Danke, Claude, ging so. Und Sie?“
„Danke der Nachfrage, Madame. Ich habe eine Inventur in den Kellergewölben durchgeführt.“
„Kellergewölben? Gibt es unter dem Chateau etwa auch Gehei m gänge? Verborgene Schätze? Gespenster?“
Claude lachte. „Bedaure, Madame, da unten gibt es nur A r beit. Es lagern weitere Bilder dort, die noch nicht gesichtet wurden.“
„Das klingt ja spannend. Müssen Sie sich durch Spinnweben arbe i ten, mit Ratten und Mäusen kämpfen?“
„Nein, Madame. Meine vorrangige Aufgabe bestand darin, die Ke l lergewölbe begehbar zu machen.“
Sie betraten die Eingangshalle und verbannten das unfreun d liche Wetter vor die Tür.
„Monsieur ist …“, begann Claude.
„Im Atelier, den Pinsel im Anschlag, und wartet, dass sein M o dell erscheint und sich vor ihm entblättert.“
„Gewiss würde ich meine Worte ein wenig anders wählen, de n noch treffen Madame in etwa den Punkt.“
Sah
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