Palast der Sinne: Erotischer Roman (German Edition)
schon die M u sik draußen erstorben war. Ob sich die Pärchen im Ballsaal ähnl i chen Gelüsten hingaben? Einen Augenblick überlegte sie, nachz u sehen, gegebenenfalls dort weiter zu machen. Doch dann nahm die Ve r nunft langsam Besitz von ihr, verdrängte die Wollust aus ihrem Kö r per.
„Habt Ihr ein wenig Freude mit mir gehabt?“, fragte die Engel s stimme.
„Ein wenig ist ein wenig untertrieben“, witzelte Vivien. „Es war einzigartig.“
„Ich sagte doch, Ihr würdet es genießen“, fügte Evan hinzu. „Es freut mein Herz, dass Ihr Euch mir anvertraut habt, Mylady. E r laubt mir die Bemerkung, dass ich niemals zuvor solch eine Lust erleben durfte. Ich danke Euch untert ä nigst.“
„Ich darf mich nun entfernen“, sagte die Engelsstimme, und öffn e te die Tür.
Licht fiel herein und blendete Vivien, dennoch erhaschte sie e i nen Blick auf ihre Liebhaberin. Ihr stockte der Atem. Die Frau, die mit einer geschmeidigen Bewegung in der Tür ve r schwand, war Henrys Aktmodell.
Kein Zweifel, keine optische Täuschung. Sie wandte sich um und schaute in glücksstrahlende Augen. Evans Lächeln folgte ein inn i ger Kuss. Dann sprang sie auf, kramte ihre Sachen zusammen und stür m te aus dem Zimmer.
„Mylady, wohin …“
Evans Stimme erstarb. Vivien zog blitzschnell ihr Kleid über und sah, wie ihre Gespielin im Ballsaal verschwand. Sie rannte hinte r her, öffnete die Doppeltür und blieb wie angewurzelt stehen. Im Ballsaal verteilt gaben sich die Pärchen ihren Genü s sen hin. Zu zweit, zu dritt, zu viert oder mehr. Auf den Tischen, auf den Stü h len, am Boden, an die Wände gelehnt. Sie machte ein paar Schritte in den Raum, ehe sie in einem Menschenknäuel hängen blieb. B e gierige Hände griffen nach ihr, versuchten sie auf den Boden zu zerren. Obwohl es eine verführer i sche Einladung war, wich sie zurück.
Sie musterte die Pärchen, suchte nach ihrer Gespielin. Frustriert musste sie zur Kenntnis nehmen, dass sie in diesem Li e besgewühl unbekleideter Körper niemanden voneinander unterscheiden konnte. Desgleichen war es unmöglich, hier durchz u kommen, also wandte sie sich zur Tür.
Eine Frau mit wallendem roten Haar schritt soeben anmutig da r auf zu, bewegte ihre perfekten Proportionen mit nobler El e ganz. Vivien genoss den Anblick und lächelte. Als sie das G e sicht der Schönheit sah, erstarb ihr Lächeln. Sie kannte die we i chen Züge und vollen Lippen.
Sandrine!
Vivien wollte ihren Namen rufen, doch kein Wort gelangte über i h re Lippen. Sie ging los, drängte sich an kopulierenden Pärchen vorbei. Als sie endlich auf den Gang gelangte, war niemand zu sehen. Sie lauschte, vernahm Schritte, die sich en t fernten. Vivien hob ihr Kleid an und rannte los, den Gerä u schen hinterher. Sie folgte einem Gang, der am Ende in ein Zimmer mündete. Hier fand sich eine Tür an jeder Wand.
Vivien sah, dass eine der Türen nur angelehnt war, und trat hi n durch. Dahinter fand sie einen Raum mit zwei Türen an jeder Wand. Eine davon ging langsam zu. Vivien riss sie auf und stürmte hi n durch. Sie schüttelte den Kopf, als sie sich in einem Raum mit drei Türen an jeder Wand wi e derfand.
Was war das hier? Ein Spiegelkabinett der Türen? Sie öffnete e i ne nach der anderen. Hinter jeder fand sich ein Raum mit vier T ü ren an jeder Wand. Ein Labyrinth ohne Ende, hier kam sie nicht weiter. Sie ging zurück durch jene Türen, die sie in diesen Raum geführt hatten, und stand wieder auf dem Gang. In einiger Entfe r nung konnte sie den Eingang zum Ballsaal erkennen.
„Verdammte Hühnerkacke! Das kann doch nicht wahr sein!“
Sie drehte sich um und öffnete die Tür erneut, versuchte noch ei n mal ihr Glück. Zwei Minuten und viele Türen später stand sie wieder auf dem Gang. Es war aussichtslos, die richt i gen Türen zu finden, die sie auf Sandrines Spur führten. Sie atmete tief durch.
„Hilfe.“
Die Stimme klang leise, weit entfernt. Vivien blickte sich um. Ni e mand zu sehen. Sie öffnete die Tür ins Nichts einen Spalt und lausc h te. Kein Ton drang aus dem Türenlabyrinth.
„Hilfe.“
Vivien drehte sich um. Jemand kam den Gang entlang gerannt.
„Die Studentin!“
Keuchend kam die junge Frau bei ihr an und krallte sich an V i viens Arme.
„Helft mir“, flehte sie mit angsterfüllten Augen. In ihrem Blick lag keine Spur der Leidenschaft, die sie Vivien noch vor wenigen Min u ten hatte angedeihen lassen.
„Aber …“
„Helft mir. Ich muss hier raus, so lange er
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