Palast der Sinne: Erotischer Roman (German Edition)
Fackeln waren erloschen. Nicht gerade vertrauenserweckend. Sie setzte vorsichtig einen Fuß vor den and e ren. Jetzt wären Sportschuhe kein Fehler gewesen. Sie vermisste ebenso ihre Handylampe, die ihr nun gute Dienste gelei s tet hätte.
Ihre Hände glitten die Wand entlang, bis sie auf einen Türra h men stieß. Vivien blieb stehen und tastete nach einer Klinke. Sie fand eine, die Tür ging knarrend auf. Ein kleines Zimmer lag dahinter. Die obl i gate Einrichtung bestand aus einem Bett in der Mitte, und flacker n den Kerzenleuchtern in jeder Ecke. Ein Fenster gab es nicht.
Sie nutzte den in den Gang fallenden Lichtschein, griff sich eine Fackel, und entzündete sie an einem Kerzenleuchter. Derart bewaf f net ging ihre Suche schneller voran. Sie folgte dem Gang, ließ keine Tür aus, und fand hinter jeder exakt dieselbe Einrichtung. Di e ser Flügel des Schlosses schien nur einem Zweck zu dienen: Vergn ü gen.
Als sie durch die Tür am Ende des Ganges trat, stand sie im Bal l saal. Im Gegensatz zu vorgestern bot er einen wenig feierlichen A n blick. Hier sah es aus wie auf einem Schlachtfeld, lediglich das Blut fehlte. Die Massenorgie hatte Spuren hinterlassen, die niemand bese i tigt hatte.
Sie durchquerte den Saal und betrat den Gang dahinter. Di e ser war gut ausgeleuchtet, auch hier fanden sich beidseitig Türen in gleichm ä ßigen Abständen. Vivien öffnete abermals eine nach der anderen. Diesmal allerdings waren die Zimmer nicht leer. Sie vernahm einde u tige Geräusche, noch bevor sie eintrat.
Es ging heftig zur Sache, in jedem Zimmer auf eine andere Art. I r gendwie wirkte dieser Flügel wie eine lebendige Darstellung des K a ma Sutra, was ein Lächeln über ihr Gesicht huschen ließ. Wie in Trance kopulierten die Pärchen, waren dermaßen miteinander b e schäftigt, dass sie Vivien nicht einmal bemer k ten. Sie fand sogar die Muße nachzusehen, ob Sandrine oder Evan unter den Tei l nehmern waren. Zu ihrer Enttäuschung vermochte sie aber kein bekanntes Gesicht zu entdecken.
Das Ende des Ganges mündete in einen größeren Raum, der im Gegensatz zu den kleinen geradezu prunkvoll ausgestattet war. Ein riesiges Himmelbett stand in der Mitte, an den Ecken gestützt von schwarzen Marmorsäulen. Tische und Stühle w a ren mit feinstem Samt bezogen, die Wände mit kostbarsten Stoffen dekoriert. Am anderen Ende des Raums befand sich eine goldene Tür.
Vivien schaute sich um. Niemand war zu sehen. Sie schritt um das Bett, warf einen Blick aus dem Fenster. Der Garten lag daru n ter, die Wiese mit dem weißen Brunnen. Einige junge Männer und Frauen tollten herum, spielten miteina n der. Eine Art Vorspiel, dachte Vivien und schmunzelte.
„Richtig. Und Ihr seid der Hauptgang.“
Sie zuckte zusammen und drehte sich um.
„Evan!“
„Mylady, Euer Diener.“
Er verneigte sich tief. Dann streckte er die Hand nach ihr und l ä chelte sein gewinnendes Lächeln. Konnte der Kerl Gedanken l e sen?
Evan machte den gewohnt verführerischen Eindruck, diesmal in eine Art Toga gekleidet. Einen Moment musste Vivien sich beher r schen, ihm nicht zu verfallen. Sie nahm seine Hand, ließ sich von ihm ans Bett führen. Vielleicht erfuhr sie von ihm etwas über den Ve r bleib Sandrines. Sie musste nur ein bisschen mitspielen, aber nicht zu weit gehen. Als er seine Toga fallen ließ, begann für sie eine schwere Prüfung.
Er sank aufs Bett und kroch zur Mitte, wo er sich verführerisch r ä kelte. Im selben Moment ging die goldene Tür auf, und eine von oben bis unten weiß verhüllte Gestalt trat ein. Sie schritt elegant auf das Bett zu, stieg hinein und kniete sich vor Evans Füße. Dann ließ sie ihren Umhang fallen und präsentierte eine makellose wei b liche Rückansicht, mit langer roter Mähne. Sie beugte sich über ihren Bet t genossen, streichelte seine Schenkel, begann sogleich ein heißes Spiel mit ihm. Er atmete laut, während sie ihn erst mit der Hand, und gleich da r auf mit dem Mund bearbeitete.
„Sandrine! Was tust du hier?“
„Wonach sieht es denn aus? Komm rein, mach mit!“
Vivien wich zurück.
„Wieso zierst du dich, Viv? Du weißt nicht, was dir entgeht.“ Sie zwi n kerte Vivien zu.
„Bitte, gesellt Euch zu uns, Mylady. Ihr habt es doch schon ei n mal zu dritt genossen.“
Vivien schluckte. Ihre Lippen klebten zusammen. Sie schü t telte den Kopf.
Sandrine kletterte aus dem Bett, warf den weißen Umhang über, und legte ihr die Hände auf die Schulter. Spätestens jetzt wusste V i
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