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Palast der Stuerme

Palast der Stuerme

Titel: Palast der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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führen. Das haben Sie doch gesagt, oder? Eigentlich überrascht es mich, dass Sie nicht längst verheiratet sind. Mit einem devoten und fügsamen Mädchen, das dazu erzogen wurde, erst den Vater und dann ihren Mann als Herrn und Meister anzuerkennen.“
    Schweigen breitete sich in dem Wagen aus, und ein Seitenblick auf Raouls brütende Miene ließ Claires Herz einen Schlag lang aussetzen. Jetzt war es zu spät, um Reue über ihre Taktlosigkeit zu zeigen. Und es überraschte sie noch mehr, als Raoul sagte: „Ich hätte in der Tat heiraten sollen, aber dazu hätte ich eine andere Religion annehmen müssen.“
    „Warum haben Sie es nicht getan? Sie selbst sehen sich doch als jemanden, der der arabischen Welt angehört. Sie sind dort aufgewachsen.“
    „Ein Mann will um seiner selbst willen akzeptiert werden“, war alles, was Raoul erwiderte. Doch Claire dachte lange über die Antwort nach, während der Rolls Royce Meile um Meile zurücklegte.
    Diese Bemerkung ließ vermuten, dass Raoul eine viel größere Empfindsamkeit besaß, als Claire ihm hatte zugestehen wollen. Während der Fahrt versuchte sie, die Teilchen zusammenzusetzen, um ein Bild des komplizierten Mannes neben sich zu erhalten. Der Scheich hatte gesagt, Raoul fände es schwierig, mit seiner gemischten Herkunft umzugehen, und jetzt erst erahnte Claire, was dieser damit gemeint haben mochte.
    Als sie Teddys Schule immer näher kamen, lenkte Claire ihre Gedanken schließlich auf das vorerst dringlichere Problem: Wie konnte sie verhindern, dass Raoul und Teddy sich begegneten?
    Seit dem Tod der Eltern standen Teddy und sie sich sehr nahe, und Teddy war intelligent genug, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Sie musste sich also schnell etwas einfallen lassen, wenn sie Teddy nicht damit belasten wollte, dass seine Schwester ihren Stolz und ihren Selbstrespekt für ihn geopfert hatte. Sie hatte ja schon beschlossen, ihm zu sagen, sie liebe Raoul. Später konnte sie sich dann Gedanken darüber machen, wie sie ihm die gescheiterte Ehe und ihre Rückkehr nach England erklären würde. Doch erst musste sie einen Weg finden, um Raoul loszuwerden.
    Letztendlich war es erstaunlich einfach, ihre „Flucht“ zu arrangieren. Raoul war derjenige, der auf einen Lunch in einem Gasthof fünf Meilen außerhalb des Städtchens bestand. Unter dem Vorwand, sich frisch machen zu wollen, schlich Claire zum Telefon und bestellte sich ein Taxi. Nervös wartete sie auf dessen Ankunft, voller Furcht, Raoul könne ihren Plan jede Sekunde aufdecken.
    Erst als sie sich in die Polster des Wagens zurücklehnte und der Gasthof hinter ihr lag, stieß sie einen Seufzer der Erleichterung aus. Sie hatte eine Nachricht für Raoul an der Rezeption hinterlassen, dass sie in zwei Stunden wieder zurück sein werde. Falls er nicht auf sie warten wollte, so hatte sie genug Geld bei sich, um allein zurück nach London zu kommen. Zum ersten Mal seit heute Morgen fühlte sie sich zuversichtlich, und so genoss sie die Aussicht auf die vertraute Landschaft, die an den Fenstern vorbeiflog.
    Ein altes viktorianisches Herrenhaus beherbergte die Schule, und der Schuldirektor begrüßte Claire sehr freundlich in seinem Arbeitszimmer. Nach einer kurzen angenehmen Plauderei schlug der Direktor vor, Claire könne sich mit Teddy in den kleinen Aufenthaltsraum neben dem Direktorenzimmer setzen, um so Zeit in privater Atmosphäre mit ihrem Bruder zu verbringen.
    Zuletzt hatte Claire Teddy zu Weihnachten gesehen, aber sie war erstaunt, wie sehr er seither gewachsen war. Er brauchte dringend neue Hosen! Es war ein seltsames Gefühl, diesen Gedanken zu haben, ohne gleichzeitig die Verzweiflung zu spüren, die sonst immer damit einhergegangen war, woher sie das nötige Geld bekommen sollte.
    Teddy begrüßte sie herzlich, aber mit der gewissen Lässigkeit, die Claire klarmachte, wie schnell er erwachsen wurde. „Der Direx hatte schon gesagt, dass du kommst. Meinte, du hättest mir was zu erzählen …“
    Beide mussten sie daran denken, wie es damals gewesen war, als Claire ihrem Bruder vom Tod der Eltern hatte berichten müssen, daher lächelte Claire aufmunternd.
    „Es ist nichts Schlimmes. Ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich heirate.“
    Um die Gefahr für Missverständnisse so gering wie möglich zu halten, hatte Claire beschlossen, der Geschichte zu folgen, so wie sie der Scheich erfunden hatte. Teddy akzeptierte alles ohne viele Einwürfe, sein Hauptinteresse galt der Frage, ob er während der

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