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Palast der Stuerme

Palast der Stuerme

Titel: Palast der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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…“ Die Wut schnürte Claire die Kehle zu, sie bekam kein Wort heraus. Wie hatte sie sich ihm nur so anbieten können, wenn ihr Verstand sie doch so lautstark davor warnte?!
    Scham loderte in ihr auf. Irgendwie schaffte sie es, dass ihre Beine sie bis in Sauds Zimmer trugen. Sie hob den Jungen auf den Arm und drückte ihn an sich, hoffte darauf, dass sein kleiner warmer Körper die Eiseskälte vertreiben würde, die ihr bis ins Mark geschossen war.
    Wie sollte sie bei dieser Scharade mitmachen können, wenn sie doch genau wusste, wie sehr Raoul sie verachtete? Doch wie konnte sie diese Chance ausschlagen, wenn sie bedachte, was auf dem Spiel stand?
    Wenn Raouls Antipathie der einzige Preis war, den sie für Teddys Zukunft und für Sauds Sicherheit zu zahlen hatte, dann würde sie diese Last auch ertragen können.
    Es war kurz nach elf, als Claire ins Foyer hinunterging, da der Wagen für sie vorgefahren war. Beim Anblick des luxuriösen Rolls Royce blinzelte sie verunsichert. Doch als die Beifahrertür unzeremoniös von innen aufgestoßen wurde und sie Raoul hinter dem Steuer erblickte, rang sie ungläubig nach Luft.
    „Sie!“, stieß sie schockiert aus.
    „Haben Sie tatsächlich geglaubt, ich würde Sie zu diesem Mann fahren lassen, ohne …“
    „Ohne Aufsicht?“, ergänzte Claire bitter, während sie sich auf den Ledersitz gleiten ließ. „Befürchten Sie, er könnte mich dazu überreden, es mir noch einmal zu überlegen?“
    Der Blick, mit dem er sie bedachte, raubte ihr schier den Atem. „Wohl kaum.“ Schonungslos ließ er die Augen über ihren Körper wandern. „Ein Mann, der teure Geschenke von einer Frau akzeptiert und darauf wartet, dass sie sich um ihn bemüht, wird wohl kaum ihren Ruf und seine Ehre höher schätzen als Geld.“
    „Sie natürlich würden niemals so tief sinken und Ihren Frauen etwas Derartiges erlauben, nicht wahr?“ Wut und Empörung tobten in ihr. Wie konnte er es wagen, in dieser Art und Weise über sie zu urteilen, noch dazu ohne den geringsten Beweis! Ein solches Verhalten ließ nur darauf schließen, dass dieser Mann das ganze weibliche Geschlecht für unwürdig hielt.
    Claire presste die Lippen zusammen. Umso besser, dass sie diese Seite an ihm frühzeitig erkannt hatte. So würde sie sich nicht von seinem attraktiven Gesicht und dem unwiderstehlich männlichen Körper einwickeln lassen. In Gedanken stutzte sie. Nein, natürlich war sie nie Gefahr gelaufen, sich in Raoul zu verlieben!, versicherte sie sich vehement. Er mochte die Verkörperung des romantischen Traums einer jeden Frau sein, aber solche Träume hatten eben nichts mit dem realen Leben zu tun!
    „Meine Frauen, wie Sie sie nennen, sind zufrieden mit dem Schicksal, das Allah ihnen zugedacht hat“, drang seine klirrend kalte Stimme in ihre Gedanken.
    „Was wohl bedeutet, dass sie ihren Platz kennen und auch nicht versuchen, sich darüber hinwegzusetzen“, erwiderte sie ebenso kalt. „Gekauft und bezahlt, sodass sie leicht abzuschieben sind, wenn Sie ihrer überdrüssig geworden sind, ist es das? Oder werden die Frauen es leid, ständig Ihr empfindliches Ego streicheln zu müssen? Es muss schon ein besonderer Mann sein, der eine Frau als gleichwertigen Partner erachtet, der weiß, dass sie ein eigenständig denkendes und handelndes Wesen ist.“
    „Bei uns gibt es ein Sprichwort, in dem Mann und Frau mit Speis und Trank verglichen werden, die sich gegenseitig ergänzen. In meinem Land schämt sich eine Frau nicht für das, was sie ist. Sie ist zufrieden mit ihrer Rolle und versucht nicht, dem Mann seine Stellung streitig zu machen.“
    Der Verkehr nahm jetzt zu, und Raoul ließ das Thema fallen, um sich von Claire den Weg beschreiben zu lassen. Er fuhr souverän, weder aggressiv noch unsicher, und seine Rücksichtnahme auf andere Verkehrsteilnehmer überraschte Claire. Ihr gegenüber benahm er sich so herrisch und arrogant, dass sie automatisch davon ausgegangen war, er würde dieses Verhalten in jeder Situation an den Tag legen.
    Erst als sie den Londoner Stadtverkehr hinter sich gelassen hatten, nahm Raoul das Gespräch wieder auf. „Von Ihnen als meiner Frau wird ein gewisser Verhaltenskodex erwartet“, hob er an, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. „In der arabischen Welt …“
    „… gilt die Frau als Besitz des Mannes?“, fiel Claire ihm aufgebracht ins Wort. „Sie vergessen, dass Sie von Ihrem Onkel ‚gezwungen‘ wurden, mich zu heiraten. Wir werden also völlig getrennte Leben

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