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Palast der Stuerme

Palast der Stuerme

Titel: Palast der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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verzogenem Mund sah er zu der attraktiven Brünetten, die neben seinem Vater stand. „Und wie willst du dann deine kleinen Zerstreuungen finanzieren?“
    „Wie schnell du doch verurteilst. Aber du hast auch nie echten Hunger verspürt, das nagende Gefühl, das der Armut entspringt. Du hast mehr von mir, mein Sohn, als du bereit bist zuzugeben. Es gab nur eine Frau in meinem Leben, die mir wirklich etwas bedeutete. Deine Mutter wusste das, in dieser Hinsicht war ich immer ehrlich zu ihr. Aber meine Marie kam um, und deine Mutter wusste, dass ich Marie immer lieben würde. Deine Mutter war ein verwöhntes Kind, Raoul, und ich war verbittert und einsam genug, um mir einzubilden, sie könnte mir etwas von dem wiedergeben, was ich verloren hatte. Eines Tages wirst du eine Frau lieben, so wie ich Marie geliebt habe, mein Sohn, und dann wirst du verstehen.“
    Jeder schwieg. Claire hatte damit gerechnet, Raouls Vater nicht zu mögen, stattdessen stellte sie fest, dass sich Verständnis und Mitgefühl in ihr regten. Sie sah in Raouls Gesicht und war entsetzt über die Verachtung, die sie dort erkannte.
    „Vielleicht könnte ich mehr Verständnis aufbringen, wenn du nicht jahrelang auf unsere Kosten gelebt hättest“, antwortete Raoul schließlich heiser.
    „Du hasst mich, weil ich dich nicht lieben konnte, wie ein Mann seinen Sohn lieben sollte“, erwiderte Raouls Vater leise. „Ich will dich nicht belügen, Raoul, und ich kann die Zeit auch nicht mehr zurückdrehen. Von der Sekunde an, als du geboren wurdest, warst du der Sohn deiner Mutter, ein Kind, das allein zu ihr und ihrem Erbe gehörte. Es überrascht mich, dass Ahmed dich zu dieser Heirat zwingen musste. Von dir hätte ich erwartet, dass du eher deinen rechten Arm hergibst als dein eigenes Kind, vor allem einen Sohn. Aber vielleicht hast du wirklich mehr von mir, als du dir eingestehst.“
    Raouls Gesicht wurde bleich vor Rage, die grünen Augen so dunkel, dass sie aus seinem maskengleichen Gesicht wie glühende Kohlen herausstachen.
    Claire reagierte instinktiv, um die gespannte Atmosphäre zu lockern. „Raoul wusste nichts von dem Baby“, behauptete sie. „Wir hatten uns gestritten, und ich habe ihm nicht gesagt …“
    „Aber Ahmed fand es dann irgendwie heraus und hat die Heirat angeordnet? Deine Frau ist sehr loyal, loyaler, als deine Mutter mir gegenüber war. Sie konnte nämlich gar nicht schnell genug nach Hause zurückrennen, um sich zu beschweren, dass ich sie nicht so liebte, wie ich sollte. Auch wenn ich ihr von vornherein gesagt hatte, wie eine Ehe zwischen uns aussehen würde.“
    „Lucien …“, machte sich die Brünette gelangweilt bemerkbar.
    Der Blick, mit dem Raoul die Frau bedachte, schockierte Claire. Dann wandte er sich wieder mit einem Ruck zu seinem Vater. „Du wagst es, das Andenken meiner Mutter in Gegenwart einer solchen … Frau zu beschmutzen? Wärst du nicht mein Vater, dann …“
    „Was dann? Würdest du mich steinigen lassen? Da ist doch auch ein wenig französisches Blut in dir, oder nicht, mein Sohn? Achte darauf, dass dein glühender Stolz nicht dem im Wege steht, was du wirklich vom Leben willst. In dieser Beziehung bist du wie deine Mutter. Hätte sie mir zugehört, hätten wir zufrieden und komfortabel zusammen leben können.“
    „Von ihrem Geld?“
    „Deine Mutter und ich hatten eine Abmachung getroffen. Was ist unehrenhafter? Sein Wort zu brechen oder vom Geld seiner eigenen Frau zu leben?“ Mit einem jähen Stimmungsumschwung wandte sich Lucien an die verdatterte Claire. „Wenn Sie Ihr Mahl beendet haben“, hob er charmant an, „würden Sie mir dann die Ehre erweisen und mit mir tanzen? Vorausgesetzt natürlich, dass mein Sohn es erlaubt.“
    „Ich …“
    „Wir sind frisch verheiratet, mo n père . Heute Abend wird Claire von keinen anderen Armen gehalten als von meinen.“
    Mit einem Griff, der mit Sicherheit blaue Flecken an ihrem Arm zurücklassen würde, steuerte Raoul Claire weiter zu ihrem reservierten Tisch. Doch die Begegnung mit seinem Vater hatte Claire das wenige an Appetit geraubt, das sie überhaupt gehabt hatte. Mit leerem Blick starrte sie auf die Speisekarte, ohne etwas zu sehen, und war erstaunt, als Raoul ihr die Karte aus der Hand nahm.
    „Ich bin nicht hungrig“, sagte er abrupt, „und du sicher auch nicht. Lass uns tanzen, vielleicht kehrt unser Appetit dann wieder zurück.“
    Mit keinem Wort erwähnte er seinen Vater, und Claire hütete sich, davon anzufangen. Auch hielt sie

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