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Palast der Stürme

Palast der Stürme

Titel: Palast der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa Deane
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Absichten, die ihm ins Gesicht geschrieben standen.
    »Sie sind betrunken, Sir«, stellte sie fest.
    »Tatsächlich? Nicht wirklich.«
    Diese drei Wörter stellten die einzige Warnung für sie dar.
    Er bewegte sich nicht wie ein Betrunkener, sondern ohne jede Spur von Ungeschicklichkeit oder Unsicherheit. Er stürzte sich auf sie und drückte ihr die Arme gegen die Seiten. Dann packte er mit einer Hand ihren Kopf, kam mit seinem Gesicht näher und versuchte keuchend, sie zu küssen. Es schien ihm egal zu sein, wohin er sie küsste – Hauptsache, er konnte seinen Mund auf ihre Haut drücken. Sie versuchte sich wegzudrehen, aber der fest verankerte Steinlöwe drückte gegen ihre Hüften, und seine Schnauze bohrte sich in ihr Kreuz. Sie presste ihre Hände gegen Grovsners Taille, um ihn von sich zu schieben, aber das schien ihn nur noch mehr anzustacheln.
    »Captain Grovsner«, zischte sie wütend durch ihre weißen Zähne. »Sie werden mich jetzt sofort loslassen, oder Sie werden es bereuen, das verspreche ich Ihnen.«
    Der Mann lachte ungläubig und hob den Kopf. Seine braunen Augen glänzten glasig. »Ach, ja?«, spottete er. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich irgendetwas bereuen werde.«
    Roxane biss sich auf die Lippe. Dann trat sie ihn mit voller Wucht gegen das Schienbein.
    Mit einem kurzen Aufschrei ließ er sie los und sprang zurück. Er bückte sich, um sein Bein zu reiben, ließ sie dabei aber nicht aus den Augen. Er war verärgert, und der Zorn machte ihn verbissen.
    »Ist das alles, was Sie können?«, fragte er gedehnt, richtete sich auf und ging wieder auf sie zu.
    »Nein«, erwiderte Roxane. Sie stand immer noch auf dem Sockel, also auf Augenhöhe mit ihm, und wartete auf den richtigen Moment. »Das kann ich auch noch.«
    Was immer er auch von ihr erwartet hatte, es war sicher nicht das, was jetzt folgte. Roxane war selbst schockiert über ihr Handeln, aber es war die durchaus angemessene Antwort auf seine Attacke. Ihre Bewegung war schneller, als sie es für möglich gehalten hatte, und kam völlig überraschend für ihn. Sie ballte ihre Hand zur Faust, und ihr Arm schoss wenig damenhaft nach vorn auf sein Kinn zu. Mit einem Ausdruck der Verblüffung auf dem Gesicht taumelte er nach hinten und fiel der Länge nach auf den Schotterweg.
    Roxane starrte ihn einen Augenblick lang mit offenem Mund an. Dann raffte sie ihren Rock, sprang über den lang hingestreckten Körper des Offiziers und rannte in den mondhellen Garten.
    Collier schwenkte den Brandy in seinem Glas, sodass sich das goldene Kerzenlicht in der bernsteinfarbenen Oberfläche widerspiegelte. Er warf einen Blick über den Rand, hielt das Glas dicht an seine Nase und stellte es dann so entschlossen auf die Brüstung der Veranda, dass die Frau neben ihm bei dem Geräusch zusammenzuckte.
    »Sie haben mir überhaupt nicht zugehört, oder?«, fragte Rose schmollend, hob ihr Kinn und legte den Kopf in den Nacken.
    »Nein, Miss Peabody«, erwiderte Collier. »Ich habe nicht zugehört.«
    »Und warum nicht? Interessiere ich Sie nicht?«
    Collier machte sich nicht die Mühe, ihr zu antworten. Er richtete seinen Blick auf die Schatten, wo er Roxane zuletzt gesehen hatte. Zu seinem Missfallen hatte sie sich mit Harry unterhalten. Jetzt war sie verschwunden. Und Harry auch.
    Er wollte nicht beunruhigt wirken, also richtete er sich auf und sah sich beiläufig um, in der Hoffnung, dass sie sich nur an einen anderen Ort begeben hatte. Unter den anderen Damen und den vier Offizieren, die bei ihnen standen, konnte er sie nicht entdecken.
    Neben ihm schmollte Rose immer noch. »Glücklicherweise reisen wir bald nach Simla ab«, meinte sie. »Ich habe genug von dieser Gesellschaft hier. Sie langweilt mich allmählich. In den Bergen, wo es kühler ist, wartet einiges Neue und Aufregende. Und Sie haben Ihre Chance verpasst, Captain«, schloss sie lächelnd und seufzte tief und theatralisch, sodass sich ihre gepuderten Brüste hoben und gegen den Ausschnitt ihres Kleides pressten. Als sie bemerkte, dass ihre Taktik ignoriert wurde, folgte sie Colliers Blick.
    »Oh, Miss Sheffield ist schon vor einiger Zeit weggegangen«, erklärte sie. »Mit Captain Grovsner. Sie überrascht mich. Ich dachte, sie sei viel zu ernst veranlagt, um sich mit einem Mann wie ihm einzulassen. Und er überrascht mich auch«, fügte sie mit einem bitteren Unterton hinzu.
    »Verdammt«, fluchte Collier leise. Ohne ein weiteres Wort zu Miss Peabody ging er eilig die Veranda hinunter und

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