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Palast der Stürme

Palast der Stürme

Titel: Palast der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa Deane
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sie.
    Er hob lächelnd den Kopf. »Dann werde ich lieber vorsichtig sein«, meinte er. »Ich bin kein solcher Flegel wie Grovsner. Ich bin weder taktlos noch grausam. Und ich bin nicht betrunken. Tatsächlich ist mein Kopf völlig klar.«
    Er legte seine freie Hand um ihre Taille und zog Roxane näher zu sich heran.
    »Collier …«
    »Ich werde dir nicht wehtun«, sagte er leise. »Ich werde dich nicht einmal küssen, wenn du das nicht möchtest. Ich will dich nur in meinen Armen halten – genau so.«
    Er zog sie sanft an seine Brust und legte seine Wange auf ihr Haar.
    »Collier, ich habe bisher nicht viel Wert auf Schicklichkeit gelegt«, begann sie. »Aber wir sind Fremde …«
    »Das wohl kaum«, widersprach er. Sein leises Lachen schien tief aus seiner Brust zu kommen.
    »Ich habe mir nie etwas aus männlicher Gesellschaft gemacht«, fuhr sie fort. »Nicht auf diese Weise.«
    »Nein?«, sagte er leichthin. Seine Hände strichen langsam über ihren Rücken, bis sie bei seiner Berührung den Atem anhielt.
    »Wenn ich das zulasse, dann bin ich nicht besser als … als Rose!«, flüsterte sie, schärfer werdend. Dann riss sie sich aus seiner Umarmung. Er trat bestürzt einen Schritt zurück.
    »Rose?«, wiederholte er. »Du meinst Miss Peabody?«, rief er ungläubig. Er lachte laut und griff rasch nach ihrer Hand, als sie sich abwenden wollte. »Oh, Roxane! Roxane, bleib hier. Setz dich.«
    Mit beiden Händen drückte er sie auf die Bank, auf der sie vorher gesessen hatte. Ihr Gesicht wirkte jetzt wieder verletzlich, also streichelte er ihr beruhigend die Wange, wie er es bei einem Kind getan hätte. Sie blieb einen Augenblick bewegungslos sitzen und legte dann seufzend ihre Wange in seine Hand.
    »Ich konnte nicht begreifen, warum du mit einem solchen Rüpel weggegangen bist, aber jetzt ist es mir klar. Du warst eifersüchtig, oder?«
    Roxane hob trotzig den Kopf. »Eifersüchtig? Warum sollte ich eifersüchtig sein?«
    »Weil Miss Rose Peabody sehr gern flirtet und – noch schlimmer – weil sie heute Abend beschlossen hat, ihren zweifelhaften Charme bei mir spielen zu lassen. Ihre Annäherungsversuche haben mich nicht erfreut, das schwöre ich dir, Roxane. Aber sie dienten einem gewissen Zweck, den ich bis jetzt nicht erkannt hatte.«
    »Und der wäre?«
    Er lächelte langsam und beugte sich zu ihr vor. »Mit deiner Reaktion hast du mir den Beweis geliefert, dass du Zuneigung empfindest.«
    »Für Sie?«
    »Ja, für mich.«
    Roxane straffte ihre Schultern und sah ihm in die Augen, die nur wenige Zentimeter von ihren entfernt waren. So viel Schönheit und tiefes Gefühl spiegelten sich darin, dass er den Atem anhielt. Er beobachtete, wie sie ihren Kopf sinken ließ und an dem Knoten des Taschentuchs an ihrer Handfläche zupfte. Er ließ einen Augenblick verstreichen und setzte sich dann rittlings zu ihr auf die Bank, legte seine Hand auf ihre und hinderte sie an den rastlosen Bewegungen.
    »Eifersucht ist keine noble Gefühlsregung«, sagte sie leise und starrte auf seine Hand. »Sie ist ein Zeichen von Unsicherheit, Besitzgier, Engstirnigkeit – alles Eigenschaften, die ich nicht besitze. Oder von denen ich bisher geglaubt habe, sie nicht zu besitzen. Sie verwirren mich, Collier Harrison. Ich verstehe nicht …«
    »Ganz ruhig, Liebes.« Er strich ihr mit seiner linken Hand einige Haarsträhnen aus der Stirn. Dann setzte er einen Fuß hinter ihr auf die Bank, sodass er sein Knie leicht zwischen ihre Schulterblätter schieben konnte. »Ganz ruhig«, wiederholte er und zog sie näher an sich heran, als sie sich entspannte. Das Mondlicht streifte ihre feinen Augenbrauen, die lange Kontur ihrer Nase und ihre feuchten, geschwungenen Lippen. Der Schatten ihrer Wimpern fiel auf ihre Wangenknochen. Mit einem beruhigenden Laut hob er ihre verbundene Hand und küsste sie leicht.
    Roxane schloss die Augen. Als er sein Gesicht ihrem näherte, schien sie weder überrascht noch verängstigt zu sein. Sein Kuss war sanft, ohne Hast oder Verlangen. Er drückte seinen Mund auf ihre leicht geöffneten Lippen und schmeckte das Salz ihrer getrockneten Tränen. Sie hob ihre Hände und ließ sie über seine Arme gleiten, über die harten Muskeln unter dem Stoff, die er in dem Bemühen, sich zu beherrschen, angespannt hatte. Plötzlich brach die Spannung wie Wasser aus einem Damm aus ihm heraus. Er umarmte sie fester, und sein Mund wurde forschender. Sein Kuss, der langsam und leidenschaftlich gewesen war, forderte nun Erfüllung.

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