Palast der Stürme
grenzenloses Vergnügen für mich bedeuten würde und Unity neuen Stoff für ihre romantische Ader lieferte, würde ich mich dann wahrscheinlich einer Hetzkampagne aussetzen. Vor allem da Mrs Peabody und ihre beiden Töchter soeben ihre Kutsche neben unsere lenken … Guten Morgen, die Damen«, grüßte er und nickte den drei Damen galant zu, deren Ghari, gelenkt von einem gepflegt gekleideten Inder, neben ihrer Kutsche hielt. Die Europäerinnen waren in Begleitung von zwei Dienerinnen und einem Diener, der hinten auf der Kutsche stand.
»Captain Harrison, Miss Sheffield, Miss Stanton«, grüßte die Älteste der Passagiere, während Anastasia errötete und einen Gruß murmelte. Die blonde Rose, in einem bezaubernden blassblauen Musselinkleid, lächelte den Captain verführerisch an und ignorierte Roxane und Unity.
»Wir haben unserer Miss Sheffield einige Sehenswürdigkeiten gezeigt«, erklärte Collier.
»Tatsächlich?« Mrs Peabody schien daran wenig interessiert zu sein. »Wie schön. Wie gefällt Ihnen Indien, Miss Sheffield?«
Roxane streckte ihren Rücken und zupfte verlegen an den Bändern ihres Huts.
»Es ist sehr interessant«, erwiderte sie und hätte sich für die Nichtigkeit ihrer Antwort am liebsten geohrfeigt.
»Gewiss.« Rose hob ihre blonden Augenbrauen und musterte Roxane, bis sich deren Nackenhaare sträubten.
Mrs Peabody beugte sich über ihre Tochter. »Captain Harrison, haben Sie meine Einladung zum Abendessen nicht erhalten? Ich habe noch keine Antwort von Ihnen bekommen.«
»Ich fürchte, ich habe bereits andere Pläne«, erwiderte er, ohne nach Ausflüchten zu suchen, und sah dabei bewusst Roxane an. Der Rückschluss trieb Roxane die Röte in die Wangen.
Mrs Peabody zog tief den Atem durch die Nase ein und zog ihren perfekt frisierten Kopf zurück unter das Dach der Ghari. Rose kniff ihre im Sonnenlicht funkelnden Augen zusammen.
»Collier, mein Lieber«, sagte sie schmollend und klimperte mit ihren lohfarbenen Wimpern. Einmal zu viel, wie Roxane fand.
»Wenn Sie schon darauf bestehen, diese Damen herumzukutschieren, darf ich dann einen Vorschlag machen?«
»Wenn es sein muss«, erwiderte Collier, und Roxane nahm mit Befriedigung seinen desinteressierten Tonfall wahr.
»Bringen Sie sie aus der Sonne, so rasch wie möglich. Miss Sheffield ist bereits rosa.«
Sie wartete nicht auf ein Zeichen ihrer Mutter, sondern bedeutete dem Fahrer mit einem leichten Schlag ihres Fächers auf dessen Rücken, die Fahrt fortzusetzen.
»Nein, so etwas!« Roxane lehnte sich zurück, schnippte mit einer theatralischen, gespielt zornigen Bewegung ihre Hutbänder zur Seite und presste dann die Hand auf ihr Herz, bevor sie breit grinste.
Collier brach in Gelächter aus.
»Zerbrich dir darüber nicht dein hübsches Köpfchen. Diese junge Dame besitzt weder Feingefühl noch Charme.«
Roxane ließ den Kopf auf die gepolsterte Rückenlehne sinken und lächelte. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Collier ihr zuzwinkerte. Dann streckte er den Arm aus und zog an der Schleife unter ihrem Kinn, sodass ihr der Sonnenhut vom Haar rutschte. Unity rettete den Hut, bevor er auf den Boden fallen konnte, und reichte ihn ihr mit einem verschwörerischen elfenhaften und ganz offensichtlich glücklichen Lächeln.
Wie versprochen war das Mittagessen vorbereitet und wurde im Schatten auf dem Rasen bei dem schimmernden Teich im Eden Gardens serviert. Für die Damen waren Kissen verteilt worden, während Collier sich auf einer Decke ausstreckte, die stark nach Jasmin duftete. Fast eine ganze Stunde hatte er Roxane fasziniert beim Essen zugesehen, und als sie nun aufstand, befürchtete er, dass er sich in einer misslichen Lage befand, wenn er ihr folgen sollte – man könnte die verräterischen Anzeichen seiner Erregung sehen. Unity war eingeschlafen, und ihre Ayah schmiegte sich verschlafen, aber beschützerisch an sie. Ihr Begleiter vertrat sich die Beine und rauchte.
»Wo willst du hin, Roxane?«
Sie sah zu ihm hinunter und zuckte die Schultern. Ihre Geste wirkte sehr elegant in der weißen Bluse, die sie trug. Sie hielt ihren Hut vor sich und drehte ihn in den Händen, dann ließ sie ihn an den Bändern baumeln.
»Kommst du nicht mit?«
»Gib mir noch einen Moment Zeit«, hielt er sie hin. »Zum Verdauen.«
Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging einige Schritte, bevor sie ihm einen Blick über die Schulter zuwarf.
»Du wirst doch nicht einschlafen, oder?«
»Das glaube ich nicht.«
Lächelnd ging sie
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