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Palast der Stürme

Palast der Stürme

Titel: Palast der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa Deane
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ihren Morgenmantel und lief rasch ins Haus.
    Im schattigen Inneren des Einspänners spielte Roxane mit den ausgefransten Enden des Sitzbezugs und runzelte beim Klang von Unitys Stimme kaum merklich die Stirn. Das Mädchen saß auf dem Rücksitz, eingezwängt zwischen seiner Ayah und Captain Harrisons Jemadar, einem Einheimischen der indischen Armee, der durch seine Verdienste und Leistungen zum Junioroffizier in der Infanterie befördert worden war.
    Es waren weder Unitys Worte, die Roxane verstimmten, noch die Redseligkeit des Mädchens, obwohl der Jemadar offensichtlich davon überfordert war und nur hin und wieder zustimmend brummte, da ihm keine passende Antwort einfiel. Eigentlich ging es überhaupt nicht um Unity, sondern der gesamte Ablauf des Morgens hatte sie verärgert.
    Roxane warf dem Captain verstohlen einen Seitenblick unter gesenkten Wimpern zu und stellte wie an diesem ersten Tag fest, dass er wieder auf irreführende Weise völlig entspannt wirkte. Er trug seine Sommeruniform, seine Ellbogen lagen auf den Knien, und er hielt die Lederzügel, wie es schien, ganz locker in den Händen. Sein Helm lag zwischen ihnen auf dem Sitz, und offensichtlich war er sich soeben mit den Fingern durch das schwarze Haar gefahren. Von der Seite wirkten seine Augen wie Rauchglas.
    Sie wandte sich ab und zupfte wieder heftig an den ausgefransten Wollfasern.
    »Roxane.«
    »Ja?«
    »Es wird sich alles finden, das verspreche ich dir.«
    Roxane ließ den zerzupften Sitzbezug los, faltete ihre Hände und legte sie auf den gelb gestreiften Stoff ihres Rocks.
    »Wohin fahren wir?«
    »Nun, zuerst werden wir an einigen der größeren Residenzen, am Rathaus und am Gerichtsgebäude vorbeifahren. Dann vielleicht noch am Writer’s Buildung, dem Schreiberhaus, in dem sich all die armen jungen Beamten für die Kompanie die Finger wund schreiben. Alle diese Gebäude sind ausgezeichnete Beispiele für klassische Architektur. Ich glaube, ich habe dir bei deiner Ankunft bereits einige von ihnen gezeigt. Wir können durch den örtlichen Basar am Stadtrand fahren, und … Ich weiß nicht, vielleicht möchtest du auch die Regimenter sehen. Was meinst du?«
    »Das klingt gut«, erwiderte sie.
    »Was? Alles?«
    »Ja«, bestätigte sie. »Alles.«
    Sein Schnauben erinnerte sie an ein widerspenstiges Pferd.
    »Ich habe dafür gesorgt, dass wir in Eden Gardens zu Mittag essen können. Die Gärten waren der Stolz und die Freude von Lady Emily. Hast du mir nicht erzählt, dass du einige ihrer veröffentlichten Briefe gelesen hast?«
    Trotz ihrer Stimmung kam Roxane nicht umhin, darauf zu antworten.
    »Ja, das stimmt. Emily Eden ist eine Frau von bemerkenswerter Intelligenz und Ironie. Ich … ich bin ihr sogar einmal begegnet. In ihrer Jugend muss sie wundervoll gewesen sein. Jetzt ist sie natürlich krank. Wie man mir gesagt hat, ist sie seit dem Tod ihres Bruders nicht mehr wohlauf.«
    »Lord Auckland?« Collier lenkte die Kutsche an einem langsam dahinzuckelnden Karren vorbei. »Wie ich hörte, war das eine etwas ungewöhnliche Verbindung.«
    »Ich nehme an, sie hat ihn geliebt«, entgegnete Roxane.
    »Sie hat nie geheiratet«, fuhr Collier fort. »Und sie war so vernarrt in diesen Mann, als wäre er ihr Bruder, Ehemann, Vater, Liebhaber und Sohn in einer Person gewesen.«
    Roxane spürte, wie ihre Wangen sich röteten. »Willst du damit etwa andeuten, dass etwas Ungebührliches zwischen den beiden vor sich gegangen ist, Captain Harrison?«
    Er lachte und schüttelte den Kopf. »Ungebührlich wäre nicht das richtige Wort, falls das der Fall gewesen wäre. Nein, Roxane, ich wollte damit nur sagen, dass es eine Schande ist, dass sie sich so sehr auf einen Mann konzentriert hat, mit dem sie keine vollkommene Beziehung haben konnte. Sie ist ihr Leben lang eine alte Jungfer geblieben. Ich frage mich, ob er dieses Opfer zu schätzen wusste.«
    »Opfer, Captain?«, empörte sich Roxane. »Willst du damit andeuten, dass eine Frau kein erfülltes Leben führen kann, wenn sie nicht verheiratet ist?«
    »Oh, das würde ich nicht wagen, Liebes«, sagte er gedehnt und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Straße vor ihm zu. Das Zucken seiner Kinnmuskeln verriet jedoch, dass er seine Belustigung nur mühsam unterdrückte.
    Roxane verschränkte zornig die Arme vor der Brust und lehnte sich auf ihrem Sitz zurück. Hinter ihr unterhielt Unity ihre unfreiwilligen Zuhörer mit der detaillierten Beschreibung eines Festes, an dem sie höchstwahrscheinlich

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