Palazzo der Lüste
sich leicht mit unserer schönen Verwandten an der Seite.« Die öligen Worte tropften wie Gift in die Runde.
Cecilia hätte Eduardo Capelli am liebsten geohrfeigt. Sie rückte so weit wie möglich von ihm ab.
»Die eine an der Seite, die andere im Hintergrund«, wieherte der, dessen Namen sie immer noch nicht wusste.
»Sie würden sich einen solchen Harem nicht wirklich wünschen. Zwei Frauen, die von Ihnen neue Kleider wollen, die mit einer Apanage immer nur einen Monat auskommen, obwohl sie ein Vierteljahr reichen sollte. Außerdem wissen wir auch alle, dass es Sie mehr zu schlanken Knaben zieht.« Nicolò lachte, und der andere wurde blass.
Die gekonnte Antwort rief allgemeine Heiterkeit hervor, konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Eduardos Spitzen auf fruchtbaren Boden gefallen waren, es gab einige zweifelnde Blicke auf Nicolò. Eduardo hatte sein Ziel erreicht und schlenderte zu einer anderen Gruppe. Cecilia tat der Kiefer weh, so fest hatte sie die Zähne zusammengebissen.
Er hat etwas mit dem Verschwinden Lucrezias zu tun, sonst hätte er sich nicht so bemüht, Nicolòs Techtelmechtel in der Oper zu erwähnen.
Auf der Polizeischule hatte sie gelernt, sich auf harte Fakten zu verlassen: im praktischen Teil ihrer Ausbildung dann das Bauchgefühl auch nicht zu vernachlässigen. Danach war eindeutig Eduardo verdächtig. Ein paar dahingeworfene Sätze und eine ausgewiesene Antipathie zwischen Nicolò und seinem Erben waren noch keine Beweise, sagte ihr Verstand. Sie folgte dem jungen Mann mit den Augen, wie er am Arm eines anderen Gecken den Salon verließ.
»Cecilia, was ist mit Ihnen?« Nicolò zupfte sie am Ärmel und verscheuchte den immer noch hinter ihr stehenden Donini mit einem strengen Blick.
»Ich … Was soll mit mir sein?«
»Sie waren mit Ihren Gedanken woanders. Machen Sie sich Sorgen um das Mädchen? Bestimmt ist ihr nichts geschehen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie wirklich nur bei einer Freundin auf der Terraferma ist.«
»Aber was Signore Capelli über Sie gesagt hat.«
»Albernes Geschwätz eines Narren. Morgen denkt niemand mehr daran.«
»Haben Sie nicht gesehen, wie alle nach weiteren Neuigkeiten gegiert haben?« Seine Sorglosigkeit konnte sie nicht verstehen.
»Heute haben sie diese Neuigkeit und morgen eine andere, an der sie sich die Zungen wetzen. Seien Sie unbesorgt.«
»Wie sollte ich, wenn jemand entführt wurde.«
»Auch wenn es Lucrezia Trebiso ist?«, neckte er sie.
»Natürlich!« Er war hoffentlich nicht genauso leichtfertig wie die anderen. Cecilia trat einen Schritt zurück, seine Nähe war ihr auf einmal zuviel.
»Ich habe Sie verärgert.« Er spürte die Distanz zwischen ihnen und wollte sie zurückholen. Zärtlich zog er ihre Hand an seine Lippen und wollte sie nicht wieder loslassen. Die Berührung war tröstlich für ihn, und er wollte auch, dass der ernste Ausdruck von ihrem Gesicht verschwand. »Ihre Sorge ist unbegründet, zeigt aber, welch guten Geistes Sie sind. Ich entschuldige mich für meine unbedachten Worte.«
Er schaute sie über die an seine Lippen gezogene Hand an. Der Blick aus seinen grauen Augen war bittend, und ihr Herz schmolz.
»Wenn Sie mich so anschauen, muss ich Ihnen vergeben«, sagte sie lächelnd.
»Sie machen mich zum glücklichsten Mann in diesem Salon.«
Das Einvernehmen zwischen ihnen war oberflächlich wieder hergestellt. Auf der Suche nach weiterer Zerstreuung schlenderten sie Seite an Seite durch die Räumlichkeiten. Ihre Hand lag leicht auf seinem Unterarm. In einem der kleineren Räume entdeckten sie Nicolòs Mutter beim Piquet. Vor ihr lag ein Haufen Dukaten, vor ihrer Mitspielerin, einer älteren, stark geschminkten Dame in einem dunkelroten Kleid und mit einer Haube auf dem gepuderten Haar, ein erheblich größerer.
»Meine Mutter ist in die Hände von Paolina Escarini S. Zulian gefallen. Sie ist wenigstens siebzig und spielt die ganze Nacht, als wäre sie nicht halb so alt«, sagte Nicolò leise und fügte noch leiser hinzu: »Sie wird meine Mutter rupfen.«
Unter dunklen, buschigen Augenbrauen hervor schoss die alte Dame einen Blick auf ihn ab, der ihn verstummen ließ. Er zog Cecilia ein paar Schritte beiseite und ergriff ihre beiden Hände.
»Carissima, kann ich Sie in der Obhut meiner Mutter lassen? Ich muss gehen.«
»Zu einer Verabredung mit Freunden – jetzt.« Sie befreite ihre Hände aus seinem Griff und
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