Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Palazzo der Lüste

Palazzo der Lüste

Titel: Palazzo der Lüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
Vom Netzwerk:
gedacht. Dieser Eindruck verschwand jedoch, als er die Eintretenden anlächelte und ihnen entgegenging.
     
»Mama.« Formvollendet beugte er sich über ihre Hand.
     
Anschließend wandte er sich Cecilia auf die gleiche Weise zu. »Carissima.« Dann drehte er blitzschnell ihre Hand um und drückte seine Lippen auf das Gelenk. »Die Gondel ist bereit, wenn die Ruderer nicht schon wieder weggegangen sind.«
     
»Schrecklicher Sohn. Wir kommen ein paar Minuten später und werden mit Vorwürfen überhäuft«, sagte Donna Sofia in köstlicher Verkennung der Wahrheit.
     
*** Cecilia hatte sich vorgestellt, es wäre ein kleiner intimer Ball, und deshalb sei es so schwierig, eine Einladung zu bekommen, aber was sich ihr darbot, ließ sie an einen Menschenauflauf bei einem Sportereignis denken. Nicht nur im Ballsaal drängten sich die Menschen, sondern in allen Gesellschaftsräumen, und immer noch kamen neue Gäste.
     
Nachdem sie Signora Carmando begrüßt hatten, bahnte Nicolò ihnen beiden einen Weg in einen Salon, wo eine junge Dame mit klarer Stimme eine Arie zum Besten gab, sie wurde dabei von zwei Geigern – einer davon ausgesprochen gutausehend – einem Cellisten und einem Flötisten begleitet.
     
»Das ist die älteste Tochter des Hauses. Möchten Sie sie hören?«
     
Cecilia lauschte einen Augenblick dem Gesang, dann schüttelte sie den Kopf. Die Sängerin traf die Töne, aber ihrer Stimme fehlte es an Volumen.
     
»Vielleicht eine philosophische Diskussion in einem anderen Raum?«
     
»Ich dachte, das ist ein Ball, auf dem ich Vergnügen haben soll.« Sie blitzte Nicolò über ihren Fächer hinweg an. »Ich will eine Erfrischung und dann tanzen.«
     
»Vergnügungssüchtige Katze. Eine philosophische Diskussion belebt den Geist und die Sinne.« Er führte sie aber wieder hinaus und in den Saal, wo etliche Paare zur Musik eines Orchesters tanzten.
     
Von einem Lakai, der sich mit einem Tablett geschickt durch die Menge bewegte, ließ er sich ein Glas Limonade für sie und eines mit Champagner für sich geben. Nachdem sie sich an ihren Getränken erfrischt hatten, führte er sie zum Tanz. Dabei schaute Cecilia sich im Saal um und entdeckte einige Bekannte. Sie nickte ihnen zu.
     
»Suchen Sie Enrico Donini?«, murmelte Nicolò in ihr Ohr.
     
»Nein. Warum?«
     
»Ich hörte, dass er Ihnen ein ganz besonderer Freund wäre.«
     
»Und ich dachte, mein ganz besonderer Freund wären Sie.«
     
»Vergessen Sie das niemals. Und spielen Sie nicht mit dem Feuer.« Es gelang ihm, eine der Tanzfiguren so geschickt auszunutzen, dass er ihr besitzergreifend über den Nacken streichen konnte.
     
Ein Schauer aus Wonne und Furcht rieselte durch Cecilias Leib. Sie biss sich auf die Lippen. Tatsächlich hatte sie nach Enrico Donini Ausschau gehalten. Nicht, um seine Gesellschaft der Nicolòs vorzuziehen. Er war ein verlässlicher Freund, und es war ein gutes Gefühl, ihn in der Nähe zu wissen. Außer nach Donini hatte sie auch nach Lucrezia gesucht, aber in der Hoffnung, sie nicht zu sehen.
     
Wortlos brachten sie den Tanz zu Ende, und danach war Nicolò zu keinem weiteren Tanz zu bewegen. Er schlenderte durch die Räume, und ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
     
In einem der Salons kam Raimondo Vianol auf sie zu, in seinem Schlepptau Carlo da Riva.
     
»Nicolò, haben Sie schon gehört? Ich habe die Ehre, Signora.« Vianol beugte sich über Cecilias Hand.
     
»Bisher musste ich tanzen und habe nichts gehört.«
     
»Ganz Venedig spricht davon«, schaltete sich da Riva ein. »Meine Schwester ist untröstlich. Dabei kann sie nichts dafür – das habe ich ihr gesagt, aber sie hört nicht auf mich. Nicht einmal herkommen wollte sie heute Abend. Sitzt lieber mit verheulten Augen zu Hause, obwohl sie damit keinem hilft.«
     
Cecilia verstand nicht ein Wort von dieser verwickelten Rede. Nicolò offenbar auch nicht, denn in seiner Stimme schwang Ungeduld mit, als er fragte: »Ist Ihrer Schwester ein Unglück zugestoßen?«
     
»Ihr nicht, aber ihrer kleinen Freundin. Als ob sie etwas ändern könnte, wenn sie allein zu Hause bleibt.«
     
Inzwischen hatte sich eine Menschenmenge um sie versammelt, die mit mehr oder weniger gelangweilten Gesichtern da Rivas Worten lauschte. Cecilia erkannte den jungen Lorenzo Alviso, Juliano Redetti, sowie Elena Arnaldo mit ihrer Tochter Cristine und noch zwei oder drei ihr unbekannte Herren.
     
»Wenn da Riva eine Geschichte erzählt, ist sie verwickelter als ein

Weitere Kostenlose Bücher