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Palazzo der Lüste

Palazzo der Lüste

Titel: Palazzo der Lüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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Signora.«
     
Enttäuscht war er auch. Er spürte, dass hinter ihrer Suche in den Büchern etwas steckte, was sie quälte und wünschte sich, sie würde ihm endlich vertrauen. Das wünschte er sich mehr, als ihre Leidenschaft zu entfesseln.
     
Cecilia spürte, dass sie ihn verletzt hatte, und das war ein Wermutstropfen in ihrem Hochgefühl, der Lösung ihres Problems einen Schritt näher gekommen zu sein. Sie räumte die Bücher wieder an ihren Platz. Die brauchte sie nicht mehr. Wenn sie wieder in ihre Zeit zurückkehren sollte, würde sie eine Gelegenheit dazu finden – wenn die Zeit reif war.

Kapitel 10
Die Patrizierfamilie Carmando bewohnte eines der größten Case am Canal Grande und alle Welt drängte sich, einen ihrer Bälle zu besuchen. Nicolò hatte Cecilia eine Einladung verschafft. Die goldverzierte Karte stand seit mehreren Tagen auf ihrem Frisiertisch an den Spiegel gelehnt.
     
Heute war der große Tag dieses Balls, und Gianna hatte den ganzen Nachmittag damit zugebracht, ihre Herrin in eine Schönheit zu verwandeln. Sie hatte Cecilias Haare gewaschen und sie stundenlang mit der Brennschere in kleine Löckchen gezwungen.
     
Cecilia trug ein Kleid in Lindgrün, Ausschnitt, Ärmel und Rock waren verschwenderisch mit Spitzen verziert. Die Ärmel endeten knapp unterhalb des Ellenbogens und darunter fielen üppige Dresdner Spitzen bis auf ihre Hände, ihre Unterröcke waren ebenso verziert, und der Saum schaute neckisch unter dem Kleid hervor. Alles war so kostbar, Cecilia hätte sich dies vorher nie träumen lassen. Dazu trug sie den Fächer, den Nicolò ihr in Padua geschenkt hatte.
     
Donna Sofia kam in ihr Schlafzimmer geschwebt, ihre Zofe im Schlepptau, die ständig an ihrem hellgrauen Kleid zupfte und unsichtbare Fusseln entfernte.
     
»Sie sehen fantastisch aus, Liebes. Ich habe es Ihnen gleich gesagt, dass Ihnen diese Farbe und dieser Schnitt wunderbar stehen werden. Sie unterstreichen die vornehme Linie ihres Halses.«
     
Es stimmte. Als die Schneiderin da gewesen war, hatte Cecilia den Stoff erst von sich geschoben, ihn für zu gewagt zu ihrem roten Haar gehalten, und auch der Schnitt hatte ihr nicht gefallen – zu freizügig, da würde ihr bei einer unbedachten Bewegung der Busen aus dem Mieder springen. Eine entsprechende Bemerkung von ihr hatte Gelächter bei Sofia und der Schneiderin ausgelöst. Gleich darauf hatte Nicolòs Mutter ihr vehement widersprochen und sie schließlich überzeugt, nur der Ausschnitt musste etwas kleiner gemacht werden. Heute musste Cecilia zugeben, dass die Ältere recht gehabt hatte.
     
»Ich kann nicht anders, als Ihnen recht zu geben«, sagte sie deshalb.
     
»Alle Männer werden heute Abend nur Augen für Sie haben, und alle Frauen werden Sie hassen. Und was wird erst Enrico Donini sagen?« Sie verdrehte die Augen.
     
»Dann werde ich besser nicht hingehen. Ich will nicht die bestgehasste Frau in Venedig werden.« Cecilia schmunzelte. Sie kannte inzwischen die überschwengliche Redeweise von Nicolòs Mutter.
     
»Oh, nein, nein, wenn Sie das tun, schicke ich meinen schlimmen Sohn, dass er kommt und auch noch ein paar von seinen Freunden herbittet und natürlich Signore Donini. Diese werden Ihnen so lange schmeicheln, bis Sie überzeugt sind und mit mir kommen.«
     
Das war ihr zuzutrauen. Lachend ergab sich Cecilia in ihr Schicksal und ließ sich von Gianna einen Umhang um die Schultern legen, der ihr Kleid schützen sollte, während ihr die Haare gepudert wurden. Cecilia ließ es nur leicht einstäuben, es sollte nicht mehr als ein weißer Schleier auf ihrem Haar liegen, um das Rot noch durchschimmern zu lassen.
     
»Sporgente, wir sind fertig und nur eine halbe Stunde über die Zeit«, rief Sofia mit blitzenden Augen. »Nicolò wartet bestimmt im Salon.«
     
So war es. Einen Fuß gegen den Kaminrost gestemmt stand er im vorderen Salon und begutachtete seine mit einem Lederläppchen sorgsam polierten Fingernägel. Als die Frauen eintraten, drehte er sich zu ihnen um. Entweder war es Zufall, oder seine Mutter hatte ihm einen Wink gegeben, jedenfalls war er in einen zu Cecilias Kleid passenden dunkelgrünen Rock, eine lohfarbene Weste und eine weiße Kniebundhose gekleidet. Das Halstuch hatte er aufwendig in einem Stil á la Venus geknotet. Genau wie Cecilia hatte er sein Haar nur leicht pudern lassen, das Blond schimmerte noch durch. Das, die helle Haut und seine hochmütige Miene verliehen ihm etwas – beinahe hätte Cecilia dämonisch schön

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