Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Palazzo der Lüste

Palazzo der Lüste

Titel: Palazzo der Lüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
Vom Netzwerk:
klopfte ihm leicht mit dem geschlossenen Fächer auf die Brust.
     
»Etwas in der Art.«
     
Er wollte einen übel beleumundeten Ort aufsuchen, und bei Personen, die ihm verpflichtet waren, Erkundigungen über Lucrezia einziehen. Wenn ihr wirklich etwas passiert war, würden diese es wissen. Dorthin konnte er jedoch nur nachts gehen und Cecilia unmöglich mitnehmen.
     
»Bei Ihrer Mutter bin ich sicherlich in guter Obhut.«
     
»Es fragt sich nur, ob es nicht eher umgekehrt ist.« Er warf einen zweifelnden Blick auf die Spielerinnen. Gerade schob Donna Sofia wieder einen Stapel Münzen zu ihrer Gegnerin hinüber. »Ich verlasse Sie also, Cara.«
     
Er zog ihre Rechte an die Lippen und verabschiedete sich anschließend mit ein paar geflüsterten Worten von seiner Mutter.
     
Die lächelte Cecilia kurz zu, bevor sie sich wieder ihrem Spiel widmete.
     
Cecilia schaute den Spielerinnen eine Weile zu und mühte sich, die Regeln zu verstehen, aber ihr fehlte die Leidenschaft der Menschen des achtzehnten Jahrhunderts für das Kartenspiel, und so blieb es ihr ein Rätsel, warum mal diese und mal jene Karte abgeworfen wurde.
     
Ihr war heiß, und auch der Fächer brachte nur die schwüle Luft um sie herum in Wallung. Das Stimmengewirr im Raum verursachte ihr Kopfschmerzen, und das Schicksal der armen Lucrezia ließ ihr keine Ruhe. Sie wollte allein sein und ihre Gedanken sammeln, deshalb schlüpfte sie durch eine Tür, die zum Glück nicht in einen weiteren Salon, sondern in ein kleines Wohnzimmer führte. Auf dem Kaminsims brannten zwei Kerzen und eine weitere auf einem spinnenbeinigen Tischchen neben einem Ruhesofa. Das Fenster war geöffnet, und die Gardinen bauschten sich leicht im Sommerwind.
     
Cecilia trat ans Fenster und schaute auf die Straße hinunter. Ein Karren rollte vorbei und machte auf dem Pflaster einen ohrenbetäubenden Lärm. Gleich danach kamen Arm in Arm zwei junge Männer. Sie hatten dem Alkohol bereits reichlich zugesprochen und schwankten auf der Gasse von einer Seite auf die andere, dabei unterhielten sie sich laut, ob ein Leder- oder ein Wolllappen zum Polieren von Schuhen geeigneter sei. Cecilia verstand jedes ihrer Worte. Gerade unter dem Fenster, an dem sie stand, blickte einer der beiden hoch und entdeckte sie.
     
»Amantissima Signora«, rief er aus und lüpfte mit übertriebener Geste seinen Hut. Sein Freund tat es ihm schwankend nach.
     
Cecilia zog sich vom Fenster zurück. Sie lehnte sich an den geöffneten Fensterflügel und ließ den Wind über ihre Wangen streichen.
     
Wo Lucrezia gerade war? Sie empfand keine Freundschaft für die junge Frau, wünschte ihr aber, dass sie die laue Nacht ebenso genießen konnte, wie sie selbst. Cecilia ließ in Gedanken noch einmal das Gespräch über ihr Verschwinden Revue passieren, und wieder endete es damit, das Nicolòs Erbe wohl mit der Sache zu tun haben musste. Er hatte seine Pfeile zu geschickt platziert, um nicht eine finstere Absicht gegen Nicolò zu hegen. Dafür musste sie Beweise finden, dafür war sie ausgebildet.
     
Stimmen an der Tür, und das Herunterdrücken der Klinke unterbrachen ihre Überlegungen. Sie drehte sich erschrocken um und konnte sehen, wie sich die Tür langsam öffnete; Cecilia wollte mit niemandem sprechen, daher glitt sie schnell hinter einen Vorhang neben dem Fenster und betete darum, nicht entdeckt zu werden.
     
Ein Mann und eine Frau kamen herein. Er hatte einen Arm um ihre Taille geschlungen, in der anderen hielt er eine Flasche Champagner; er flüsterte ihr etwas ins Ohr, das sie zum Kichern brachte.
     
Das konnte ja heiter werden. Cecilia sah keine Möglichkeit aus dem Zimmer zu entwischen, ohne bemerkt zu werden. Das Fenster lag der Tür gegenüber und dazwischen ließen sich die beiden auf das Ruhesofa fallen. Die Frau kicherte immer noch, während er einen Schluck Champagner aus der Flasche nahm. Sie erkannte in ihm den gutaussehenden Geiger, der die Signorina Carmando bei ihrer Arie begleitet hatte, und in der Dame die Signorina selbst.
     
»Gib mir auch, Giacomo«, bettelte sie und streckte ihm das Gesicht entgegen.
     
Er gab ihr zunächst einen Kuss, ehe er ihr die Flasche reichte. Cecilia spähte hinter dem Vorhang hervor und beobachtete, wie die junge Dame einen kräftigen Zug nahm. Nach dem Absetzen der Flasche stieß sie einen Rülpser aus, der beide wieder zum Kichern brachte.
     
Sie stellte den Champagner auf den Boden, Giacomo legte seinen Rock ab und machte sich dann an ihrem Kleid zu

Weitere Kostenlose Bücher