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Pallieter

Pallieter

Titel: Pallieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Timmermans
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gewaschen und schimmernd in der Sonne. Dann und wann schoß der große Vogel plötzlich voraus, ließ sich zur Seite hängen, den einen Flügel nach unten, stieg hoch auf und sank dann wieder regungslos langsam hinunter. Und mit dem Gang des Pferdes flog und spielte er in der Luft.
    Die Mühlen standen da mit stillem Kreuz, und am Wege lag ein umgestürzter Pflug. Das war die Ruhe der Felder. Auf den schmalen Feldwegen gingen Bauern in blauen Kitteln und weißbemützte Bäuerinnen auf das schwache Glockenläuten zu, das aus einem spitzen Kirchtürmchen kam, und auf der fernen Landstraße war manchmal das Blitzen eines trägen Radfahrers.

     
    Über den stillen Felderfrieden summte der Dudelsack, gerade wie ein Bienenschwarm, der singen gelernt hat. Pallieter kam an üppigen Obstgärten vorbei, wo ein starker Apfelduft aus den schwerbeladenen Bäumen fiel. Es waren Bäume dabei, die fast zusammenbrachen unter ihrer roten und grünen Frucht und gestützt werden mußten. Die hohen Birnbäume waren bronzebraun von Bergamotten, Butter-, Glocken- und Zimtbirnen. Das Wasser lief ihm im Munde zusammen, und er sagte zu der Sonne: »Heize nur, Sönnchen, und mach, daß die schönen Obsttage früher kommen, dann geht meine Seel in die Ferien!«
    Er trank in einem Wirtshaus Bier, und Beiaard bekam einen Armvoll Heu. Aus der Küche kam der angenehme Geruch der Sonntagssuppe; Pallieter bat um einen Teller und löffelte ihn im Stehen in der Gaststube aus; aber Petrus, der stets mitgeflogen war, kam, nach dem Suppengeruch leckernd, an die Tür und bettelte.
    Pallieter gab ihm zwei Klößchen, und dann flog der Storch weg, hoch hinaufsteigend in den blauen Sonnenhimmel, und ließ sich dann auf dem Licht weitertreiben. Pallieter sah ihm von der Tür aus mit der jungen Wirtin nach, die sich schüttelte vor Lachen.
    Er ging wieder hinein, trank noch einen Schoppen und gab Beiaard auch einen. Als die Magd sich bückte, um einen Pfennig aufzuheben, sah er ihren schönen braunen Hals, und wupp! drückte er einen nassen Kuß auf das mollige Fleisch. Die Frau wollte ihm einen Klaps geben, aber weg war er auf Beiaard und schwenkte ihr lachend seine Mütze zu.
    Der Staub wirbelte hoch auf dem trockenen Weg. Die Sonne legte einen matten, silbernen Schimmer auf das Pferd, und jeder Baum warf einen blauen Schatten über seinen Leib. Hunde lagen schlafend neben ihrer Hütte, und am Weg besprang ein brauner Hahn eine von seinen vielen grauen Hennen; danach schlug er mit den Flügeln und krähte, so laut er konnte, und die Trompetenstöße ferner Hähne liefen sogleich wie eine Kette über das stille Land...
    Es wurde Mittag, und die verlassenen Felder zitterten unter der gewaltigen Hitze, und nirgends eine Wolke in dem warmen Muttergottesblau des unendlich tiefen Himmels. Ganz in der Ferne lebte irgendwo langsamer Trommelwirbel.
    Er kam an eine Wassermühle; das große Rad drehte sich stattlich, getrieben von dem gewaltigen Wasser, das brausend und strahlend wie kochendes Silber auseinanderfiel und schäumend in einem breiten Bach weiterfloß. Hier war es so frisch, bei dem kühlen Geruch des Wassers und den breiten Bäumen um das Haus herum.
    Er stieg vom Pferde, und er und Beiaard tranken. Er legte sich auf den Bauch in das weiche Gras, rauchte eine Pfeife und blickte über das Land; das Pferd rupfte den Klee aus dem Grase.
    Von dem breiten Schatten aus gesehen, war das Licht in den Feldern noch einmal so grell, und das einzige Geräusch war das scharfe Zirpen der Grillen und das klatschende Fallen des Wassers.
    Nichts rührte sich, kein Blatt, kein Vogel.
    Um einen einsamen Bauernhof mit Nußbäumen daneben lagen wiederkäuende Kühe, und ein Fohlen stand mit hängendem Kopf an der Tür des Gatters.
    Aus dem Taubenschlag kam eine Taube, die nach ein paar Schrittchen wieder hineinspazierte, und ein Dachfenster aus Glas funkelte und strahlte wie ein Brocken, der aus der Sonne gefallen war.
    In der Ferne hörte man immer noch den längs amen Trommelwirbel, der bald näher zu kommen, bald wieder stehen zu bleiben schien; dann wieder war es ein undeutliches Geräusch, mit Blechmusik dabei und das Summen von singenden Menschenstimmen.
    »Gott verdamm mich, das is die Prozession!« sagte Pallieter. Er sprang auf das Pferd und trabte nach jener Seite hin.
    Mit Schweiß bedeckt, kam er auf die weiße Landstraße. Vor ihm breiteten sich dürre Felder aus, und hoch über dem Horizont trieb ein gelber Luftballon im heißen Himmelsblau dahin.
    Pallieter

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