Paloma - Ein Liebesroman (German Edition)
Mädchen.“
„Karen, bitte ...“
„Die Umstände, was? Sie war weit weg und ich war da.“ Karen klang verbittert. „Hast du vor sie wiederzusehen?“
Jetzt, da Karen so direkt fragte, wurde Philipp klar, dass er sich längst entschieden hatte.
„Ja.“
Karen nahm sich eine Zigarette aus der Schachtel auf dem Armaturenbrett und zündete sie an. Philipp hatte sie noch niemals mit einer Zigarette in der Hand gesehen.
Sie waren hinunter zur Cala des Mortes gefahren. Kaum dort angekommen, wusste Philipp, dass er recht gehabt hatte. Es war nicht sehr lustig. Noch nicht einmal beeindruckend. Er jedenfalls konnte in einer überdimensionalen Ansammlung von Betonklötzen nichts Beeindruckendes sehen. Die Hotelanlage, mit der hier alles einmal begonnen hatte, war mittlerweile kaum noch auszumachen. Die vielen neu dazu gekommenen Hotelbauten hatten sie geschluckt.
„Erinnert mich an das Märkische Viertel in Berlin. Was meint die Fachfrau dazu?“, sagte er.
„Die rät zu Dynamit. Mindestens eine Tonne. Wenn das noch reicht, ich kenn mich mit den Mengen nicht so aus. Aber wenigstens wäre das eine schnelle und saubere Lösung.“
Sie setzten sich in eines der Eiscafés mit Blick auf den Strand. Der jedoch mehr oder weniger verstellt war durch die Straße vor ihnen. Unaufhörlich donnerten Busse vorüber, die Hotelgäste herankarrten oder abtransportierten. Mofas knatterten vorbei und die Schlange der Leihwägen riss nicht ab. Der Strand dahinter erinnerte an den „Teutonengrill“ in Rimini. Aus einem Lautsprecher dröhnten ihnen die „Nordseewellen“ und ähnliches die Ohren voll.
„Grauenvoll“, sagte Philipp.
Karen feixte. „Wer Ruhe will, sollte ins Kloster gehen.“
Philipp war froh, dass der Nepp, der Lärm und der ganze Zirkus um sie herum, Karen anscheinend auf andere Gedanken gebracht hatte, aber wie aus heiterem Himmel sagte sie plötzlich: „Wenn du zu diesem Mädchen gehst, komm ich mit.“
„Was soll das?“, antwortete Philipp gereizt.
„Sag, was du willst. Ich hab mich dafür entschieden.“
„Wann?“
„Schon länger her. Damals an dem Abend, als du ankamst und erzählt hast, Bobby liege dir mal wieder in den Ohren wegen eines gemeinsamen Urlaubs auf Magali. Schon damals hatte ich das Gefühl, du würdest gerne wieder hinfahren ... aber nicht meinetwegen. Und deshalb war ich auch dafür, dass wir fuhren. Einmal muss es ja ausgestanden sein, oder? Einmal muss ich mich der Sache stellen. Oder du. Je nachdem.“
„Karen, verdirb uns nicht den ganzen Tag.“
„Wenn ich über dieses Mädchen rede, verderbe ich dir den Tag?“
„Schau dich lieber um. Dafür sind wir ja schließlich hergekommen. Ich kann dir auch noch ein Eis bestellen, wenn du willst.“
„Ich will kein Eis mehr.“
„Gut, dann lass uns gehen.“
Philipp nahm die Rechnungs-Coupons für Karens Eis und sein Vichy Catalan-Wasser und suchte das passende Kleingeld zusammen.
Auf dem Weg zum Auto kaufte er ein paar Zeitungen. Zwei deutsche und die EL PAIS und die PRENSA DE MAGALI, die wöchentlich erscheinende hiesige Zeitung. Den Rest des Nachmittags verbrachte er in einem Liegestuhl im Schatten und las die Zeitungen und döste vor sich hin.
Als Philipp am nächsten Morgen auf die Veranda kam, war leichter Westwind zu spüren. Der Himmel war klar und von zartem Blau und Philipp nahm an, es würde später zwar wieder heiß werden, aber nicht ganz so schwül wie in den vergangenen Tagen. Und da noch ein Rest Morgenkühle in der Luft lag, beschloss er, einen Spaziergang zu Desiree hinüber zu machen. Da Alex schon wach war, trug er ihm auf, Bobby und Karen Bescheid zu sagen.
Ein Stück weit ging er den Sandweg entlang, stieg dann über eine Mauer und kürzte den Weg ab, indem er querfeldein lief. Hier und da sah er Mandel- und Feigenbäume, deren Blätter, noch feucht vom Tau, in sattem Grün glänzten. Der Boden darunter lag offensichtlich bereits seit Jahren brach. Unter seinen Füßen raschelte verdorrtes Unkraut und dürre Roggenhalme, die sich Jahr für Jahr von alleine aussäten. Dabei ging ihm durch den Kopf, was eine achtlos weggeworfene Zigarettenkippe hier anrichten konnte. Manchmal genügten auch schon Glasscherben, um eine Brandkatastrophe anzurichten. Selten verging ein Sommer, ohne dass es irgendwo auf der Insel brannte.
Desiree war bereits auf und nutzte die noch laue Luft zur Hausarbeit. Sie wischte gerade die Veranda, als Philipp eintraf. Die rötlichen Steine glänzten vor Nässe und
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