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Paloma

Paloma

Titel: Paloma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Dannenmann
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Rechteck gekommen und daneben gab es bereits einen ansehnlichen Erdhaufen. Und obwohl sein Rücken steif geworden war und schmerzte, fühlte er sich doch ausgesprochen gut.
    Philipp war jedoch klar, dass sein Rücken vor allem wegen des für ihn völlig ungeeigneten Arbeitsgeräts wehtat. Er nahm die Hacke noch einmal in die Hand und sah sich den elend kurzen Stiel an. Für die Leute der Insel war er vermutlich ausreichend, aber nicht für jemand mit seiner Körpergröße. Er erinnerte sich an eine Schreinerei in San Ferran, wechselte seine staubigen Arbeitshosen und fuhr in den Ort. Und während ein längerer Holzstiel für die Hacke in Arbeit war, kaufte er Wasser und Lebensmittel ein und setzte sich dann auf die Terrasse der Bar „Los Angeles“ und trank ein Bier.
    Der Laden musste neu sein, Philipp kannte ihn jedenfalls nicht. Soweit er sich erinnerte, war das hier früher ein Wohnhaus und vermutlich hatte man in der ehemaligen Sala eine Wand eingerissen, hatte so was wie einen Tresen und ein paar Stühle und Tische reingestellt und fertig war die Kneipe. Für die Terrasse hatte man den kleinen Vorgarten zubetoniert.
    „Hola! Wie geht’s?“ Philipp sah auf und erkannte Jack, einen Maler aus England, den er manchmal bei Desiree getroffen hatte. Er lud ihn auf ein Bier ein, froh, jemand gefunden zu haben, mit dem er den sogenannten ersten Spatenstich für sein Haus begießen konnte.
    Jack wollte wissen, wie lange Philipp schon wieder auf der Insel war und sprach dann über verschiedene Leute, von denen Philipp nur die wenigstens kannte. Er hatte damals vor drei Jahren eher Kontakt gehabt zu den Einheimischen, weniger zu der kleinen Ausländerkolonie, die sich nach und nach auf der Insel gebildet hatte. Irgendwann kam Jack dann auch auf den wirtschaftlichen Aufschwung der Insel zu reden.
    „Die neuen Hotels, die sie bauen, finde ich ja ehrlich gesagt, beschissen. Sie verschandeln die ganze Insel“, sagte Jack. „Aber ein paar Deutsche und auch Franzosen und Engländer bauen jetzt Ferienhäuser. Und bei denen lässt sich gut Kohle machen. Bis letzten Donnerstag haben ich und mein Freund Jim bei einem Franzosen gearbeitet, war gar nicht so übel.“
    Jetzt wurde Philipp hellhörig. „Ihr habt auf einer Baustelle gearbeitet, du und dein Freund? Aber du malst doch eigentlich, oder?“
    „Klar, und Jim auch, aber man nimmt eben wie’s kommt.“
    „Sicher. Und was macht ihr so alles?“
    „Alles. Mauern bauen, Häuser, Gärten anlegen. Wählerisch darf man bei dem Job nicht sein.“
    „Und wie sieht’s aus im Moment? Habt ihr schon wieder was Neues?“
    „Nein. Wieso? Suchst du auch was?“
    „Ja. Leute, die mir helfen, mein Haus zu bauen. Habt ihr schon Häuser aus Natursteinen gebaut?“
    „Mann Gottes!“ Jack schüttelte den Kopf. „Kein Mensch baut heute noch so. Nimm Hohlblocksteine, das geht schneller und wenn du schon Wert auf die Optik legst, klebst du eben später Natursteine auf die Mauern. Sieht aus wie echt. Glaub mir, keine Sau merkt den Unterschied.“
    Philipp lachte, machte Jack jedoch klar, dass er ein massives Steinhaus und keine Mogelpackung wollte, worauf Jack nur mit den Schultern zuckte. „Du bist der Boss.“
    Letzteres und dazu Jacks kräftiger Körperbau, der vermutlich an schwere Arbeit gewöhnt war, gaben den Ausschlag. Philipp beschrieb ihm den Weg zu seinem Grundstück, musste aber nicht viel sagen. Jack lebte seit Jahren auf der Insel und kannte sich überall aus.
    Sie begossen ihr Abkommen mit ein paar weiteren Gläsern, danach holte Philipp den neuen Stiel für seine Hacke ab und fuhr zur Cala Dragonera zurück.
    Nach einer weiteren Begutachtung der Grube setzte Philipp sich auf den höchsten Punkt des Tales, dort wo einmal sein Haus stehen sollte und blickte zum klaren Sternenhimmel hinauf. Irgendwo in seiner Nähe fiepte eine Mäusefamilie und vom nahen Wasser war das sanfte Rollen der Dünung zu hören. Er fühlte sich unheimlich gut, so gut wie schon lange nicht mehr. Spürte jetzt aber doch das Ziehen in Armen und Beinen. Und musste grinsen, als er sich vorstellte, dass er, spätestens wenn sein Haus fertig war, Muskeln wie ein Schwergewichtsboxer haben würde.
     
    Ab dem nächsten Morgen war es vorbei mit der Ruhe und Stille in der Cala Dragonera. Nicht nur die Hacken und Schaufeln waren zu hören sondern auch Reden und Lachen. Selbst während der größten Hitze machte das Mundwerk von Jack und Jim keine Pause, es wurde allerdings in regelmäßigen Abständen

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