Paloma
ersten.“
Lachend wiederholte Salvador die Bemerkung und nahm dann die Karaffe mit Wein und schenkte sich neu ein. Philipp hielt jedoch eine Hand über sein Glas. „Für mich nichts mehr. Ich hab vorhin schon ein paar Gläser gehabt.“
„Du solltest auch aufhören, Vater“, sagte Paloma. „Oder du fährst heute nicht mehr zum Fischen raus.“
Salvador verzog sein Gesicht, wodurch ein Faltengespinst sein wettergegerbtes Gesicht überzog. „Hier bei uns kann neuerdings jeder machen, was er will. Nur ich nicht.“
Philipp blickte zur Veranda hinaus, aber Paloma strickte schweigend weiter.
„Es ist wahr, du kannst jetzt alles bei uns machen, alles. Angenommen, du willst raus aufs Meer fahren, hast aber kein Boot, nun, du mietest dir eben eins. Santiago und Enrique fahren jetzt nicht mehr zum Fischen. Sie bleiben im Hafen. Fast jeden Tag kommen Leute und mieten ihr Boot. Und, glaub mir, das bringt mehr ein als Fischen. Oder angenommen, du brauchst ein Zimmer. Auch kein Problem. Überall wird doch gebaut, es gibt Zimmer genug. Und wenn du Hunger hast, gehst du einfach in ein Restaurant. In Monforte gibt es schon mindestens drei und jede Menge Cafés und Bars. Und Paloma strickt Pullover aus Schafswolle. Und die Touristen kaufen sie. Weil es sehr kalt ist bei euch im Winter, stimmt doch, oder?“
Philipp nickte, aber er war mit seinen Gedanken woanders. Salvador hatte ihm, als er über die Zimmer sprach, die überall gebaut wurden, ein gutes Stichwort gegeben. Und da Salvadors Rede anscheinend beendet war, begann er über sein Problem zu sprechen. Er erzählte von dem Haus, das er bauen wollte, ein Haus wie das von Salvador, mit dicken Mauern aus Natursteinen, dass im Moment aber keine Arbeitskräfte zu bekommen seien. Salvador hörte ihn schweigend an, nickte nur ab und zu. Auch Paloma schien zuzuhören, wenn auch ihre Finger in ruhigem, nicht enden wollendem Rhythmus weiter arbeiteten.
„So sieht’s aus. Ich hab das Geld, ein paar Männer zu bezahlen, aber ich finde niemand.“
Salvador saß mit den Ellbogen auf den Knien da und starrte auf den Boden. Nur das Summen einiger Fliegen, die ihre Kreise in dem schmalen Streifen Sonnenlicht zogen, der durch die offene Tür einfiel, war zu hören. Selbst die Hühner und Tauben hielten anscheinend Siesta.
Schließlich richtete sich Salvador wieder auf und sagte: „Und selbst wenn du jemand findest. Die Arbeit mit Natursteinen verstehen nur noch wenige. Heutzutage bauen sie andere Häuser.“
„Das weiß ich.“
„Und du bist nicht zur richtigen Zeit gekommen. Im Winter sieht es wieder anders aus.“
Philipp nickte. „Also kann ich im Moment nur dasitzen und die Hände in den Schoß legen.“
„Ach was, wenn du ein Haus haben willst, dann bau es dir. Du selber, mit eigener Kraft.“
„Schön wär’s. Aber wie? Ich hab keine Ahnung, wie man Mauern hochzieht oder ein Dach baut, nichts weiß ich.“
„Wenn du keine Mauern bauen kannst, fang mit der Zisterne an. Die brauchst du sowieso, ohne Wasser kann keiner leben und auch nicht bauen.“
Philipp überlegte eine Weile und sagte dann nachdenklich: „Ja, vielleicht. Vielleicht hast du recht.“
„Aber das sag ich dir gleich. Eine Zisterne zu bauen ist keine leichte Arbeit. Du musst viele Meter tief in den Boden und der ist trocken und hart. Und überall voller Steine.“
Noch ehe Philipp darauf etwas sagen konnte, mischte sich plötzlich Paloma ein. „Vater, warum hilfst du ihm nicht? Er hat dir damals auch geholfen, als unsere Kartoffeln in den Boden mussten. Sag ihm wenigstens, wie er es machen muss, damit es eine gute Zisterne wird.“
Kurz begegneten ihre Augen denen von Philipp, dann senkte sie wieder den Kopf und stach mit der Stricknadel in die nächste Masche, als ob es nie eine Unterbrechung gegeben hätte.
Philipp blickte Salvador an, der nachdenklich einige Male nickte. Aber er sagte nichts, und er wollte ihn nicht drängen. Plötzlich stand Salvador jedoch auf. „Gut, bauen wir eine Zisterne – und danach das Haus. Komm mit, nachschauen, was an Werkzeug da ist.“
„Moment!“ Philipp sprang auf. „Aber nur unter einer Bedingung. Du sagst mir, was ich machen muss und ich bezahl dich dafür, aber die Arbeit mach ich, einverstanden?“
Salvador tat, als habe er nichts gehört. Er war bereits draußen auf der Veranda. Philipp folgte ihm. Als er an Paloma vorüberkam, blieb er stehen.
„Du hast mir sehr geholfen. Danke. Und mach dir keine Sorgen. Ich pass auf, dass dein Vater
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