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Paloma

Paloma

Titel: Paloma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Dannenmann
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ich kann ihn holen.“
    Natürlich! Sie hatten die Stunden der geheiligten Siesta, in der sich kaum die Fliege an der Wand bewegte. Was war er doch für ein Esel.
    „Nein. Lass. Ich komm ein anderes Mal wieder.“
    Paloma fuhr sich mit einer raschen Bewegung übers Gesicht, was einen gelben Farbstreifen auf ihrer Wange hinterließ und sagte dann: „Entschuldigung, aber meine Wolle muss aus dem Wasser, sonst wird die Farbe zu kräftig.“
    Sie fischte den Wollstrang ein zweites Mal heraus, ließ ihn erneut abtropfen und hängte ihn dann zum Trocknen an einen der knorrigen Äste des Olivenbaumes neben ihr. Als sie dabei die Arme hob, verschob sich der Ausschnitt ihres Kleides und Philipp entdeckte das Lederband mit dem kleinen Stein, das er ihr vor ein paar Jahren geschenkt hatte.
    „Was machst du mit der Wolle? Verkaufst du sie?“
    „Nein. Ich stricke Pullover. Und die verkaufe ich an Touristen.“
    „Du bist ja ein tüchtiges Mädchen.“
    Damit hatte Philipp sie offenbar in Verlegenheit gebracht. Schweigend wich sie seinem Blick aus. Plötzlich hob sie jedoch eine Hand und rief mit unverkennbarer Freude: „Vater, schau mal, wer gekommen ist! “ Philipp drehte sich um und da sah er Salvador durch das niedrige Gartentor auf der Veranda treten und mit kurzen, ein wenig unsicheren Schritten auf ihn zukommen.
    „Buenas tardes, amigo. Cómo estás?”, sagte er und umarmte ihn. „Ich hab gewusst, du kommst wieder. Wozu hättest du sonst ein Stück Land gekauft.“
    Auch Salvador hatte sich in den vergangenen drei Jahren verändert. Er war noch schmäler geworden, seine abgetragenen Hosen und das Hemd waren um Nummern zu groß geworden.
    „Komm ins Haus. Um die Zeit sind höchstens Verrückte in der Sonne.“
    Paloma ging voraus, die beiden Männer folgten.
    „Sieht gut aus bei euch“, sagte Philipp.
    „Ja. Paloma versteht es, alles in Ordnung zu halten.“
    Plötzlich fiel Philipp auf, dass Loca, Palomas kleiner Hund, nirgends zu sehen war.
    „Besser, wir reden nicht darüber“, beantwortete Salvador seine Frage und wartete, bis Paloma im Haus verschwunden war. „Sie sagt, es war meine Schuld. Dabei hab ich Loca gar nicht gesehen. Letztes Jahr war das, Ende des Sommers, wenn die Tage nicht mehr so lang sind. Na ja, es gab eben nicht mehr viel Licht und da ist mir Loca unter die Räder von meinem Motor gelaufen.“
    Sie setzten sich in die Sala und nach einer Weile kam auch Paloma dazu. Sie hatte sich den Farbfleck vom Gesicht gewaschen und die langen, dunklen Haare frisch zurückgebunden.
    „Wie lange kannst du diesmal bleiben? Hoffentlich für immer“, sagte Salvador. Er holte seine Zigaretten aus der Brusttasche seines Hemdes und bot Philipp eine an. Paloma stellte Gläser und Wein auf den Tisch. Er spürte ihren Blick, aber als er aufsah, drehte sie den Kopf zur Seite.
    „Für immer? Schön wär’s, weiß Gott. Aber leider unmöglich. Ich will noch gut zwei Jahre auf die Universität und dann steig ich erst mal ins Berufsleben ein, Werbung vielleicht oder Public Relations ...“ Philipp brach ab, da ihm klar wurde, dass Salvador damit sowieso nichts anfangen konnte.
    „Na dann, salud.“ Salvador hob sein Glas.
    „Salud para todos ... Gesundheit für alle.“
    „Per tots“, wiederholte Salvador im Dialekt der Insel. Und fuhr dann fort: „Mein Nachbar will seinen Sohn auch auf die Universität schicken ... sogar nach Valencia. Aber wenn ich ihn frage, wozu das gut sein soll, weiß er das nicht. Nein, nein Philipp, hör auf mit deiner Universität und mach was Gescheites.“
    „Was ist das? Etwas Gescheites?“ Philipp ahnte, was kommen würde.
    „Warum arbeitest du nicht in dem neuen Hotel? Jemand, der Fremdsprachen spricht so wie du, kann dort ein schönes Stück Geld machen und du kannst hier bleiben. Für immer.“
    Ein verlockender Gedanke, gab Philipp zu, meinte aber auch, die Arbeit in einem Hotel würde ihm vermutlich keinen Spaß machen. „Höchstens in einem eigenen“, setzte er lächelnd dazu.
    Der Alte stieß ein lautes Lachen aus, nur bei Paloma, sie hatte sich mit einem Knäuel Schafswolle und Stricknadeln auf die Veranda unter den Orangenbaum gesetzt, war keine Regung zuerkennen.
    „Wer Fisch essen will, muss sich den Hintern nass machen“, sagte Salvador. „Das ist ein Sprichwort bei uns.“
    Philipp nickte. „Aber wer Fische fangen will, braucht erst mal ein Boot und ein Netz. Eins nach dem anderen. Bei uns sagt man: „Der zweite Schritt kommt nach dem

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