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Paloma

Paloma

Titel: Paloma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Dannenmann
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wiederkommt. Außerdem … ich weiß, das hörst du bestimmt nicht gern, aber es gibt auch in Deutschland hübsche Mädchen … genauso wie es hier auf der Insel eine Menge junger Männer gibt, die bestimmt besser zu dir passen würden als dieser Mann.“
    Paloma war immer schneller gegangen. Aber Pedro Pujol folgte ihr und redete immer weiter. Erst als sie die Wegkreuzung erreichten und sie den Weg in Richtung Cala Sahona nahm, blieb er stehen. Aber er rief ihr noch nach: „In vier Wochen etwa beginnt ein Deutschkurs in der Schule. Falls du Interesse hast, solltest du dich bald anmelden.“
    Er wusste nicht, ob sie ihn noch gehört hatte. Sehen konnte er sie nicht mehr, das diesige Zwielicht hatte sie bereits verschluckt. Ihn fröstelte. Es war bereits sein zweiter Winter auf der Insel, aber er hatte sich noch immer nicht an das hiesige Klima gewöhnt. Die Insel war zu flach, es gab keine Berge, die Schutz vor den Nordstürmen boten und sie war zu klein. Die feuchte Luft vom Wasser war überall, in den Häusern und in den Kleidern und oft kam es ihm so vor, als ob sie ihm sogar in den Knochen säße. An Tagen wie heute hatte er große Sehnsucht nach dem milderen Klima seines Heimatdorfes. Wo jetzt die Orangenbäume voll goldener Früchte hingen. Hier dagegen waren Orangen- oder Zitronenbäume fast schon exotische Gewächse, die höchstens im Schutz von Häusern gediehen. Aber vor allem fehlte ihm seine Familie. Auch seine Brüder hatten ihr Heimatdorf verlassen und lebten jetzt an der Küste, und er sah sie höchstens während seiner Sommerferien. Aber bis dahin war es noch lang, und hier auf der Insel war ein Tag wie der andere. Es gab keine Stadt in der Nähe, kein Theater, Kino, keine Bibliothek, nichts. Das Schuljahr würde er noch zu Ende bringen, aber dann wollte er wieder aufs Festland zurück.
    Paloma ging auch weiterhin einmal die Woche bei der Post vorbei. Sie glaubte jedoch nicht mehr wirklich daran, dass Philipp ihr jetzt noch seinen neuen Wohnort mitteilen würde. Dazu war mittlerweile zu viel Zeit vergangen. Aber sie hörte nicht auf, an ihn zu denken. Das konnte sie nicht. Denn in einem hatte Pedro Pujol sich geirrt. Nämlich dass Philipp womöglich nie mehr auf die Insel kommen würde. Gehörte ihm mittlerweile doch die ganze Cala Dragonera, mit Ausnahme des Weinfeldes, das sie von ihrer Mutter hatte. Und wenn es etwas gab, das ihm wirklich etwas bedeutete, dann dieses Land. Schon deswegen würde er wieder kommen.
    Da Paloma keine Wolle zum Stricken mehr hatte, arbeitete sie viel in ihrem Gemüsegarten. Aber die Tage zogen sich dennoch endlos hin. Einer war wie der andere.
    Eines Abends kam ein Auto auf den Hof gefahren und als Paloma auf die Terrasse trat, sah sie, wie sich die alte Antonia mit all ihren Pfunden mühsam zur Tür heraus quälte. Einer ihrer Neffen stieg ebenfalls aus und holte drei Säcke voller ungesponnener Schafswolle aus dem Kofferraum und stellte sie auf die Veranda.
    Paloma war so überrascht, dass sie im ersten Augenblick nur stammeln konnte, für wen die Wolle sei.
    „Du stellst vielleicht Fragen“, sagte die alte Antonia. „Für wen wohl? Glaubst du, ich lasse mich von meinem Neffen hierher fahren, wenn sie nicht für dich wäre?“
    „Für mich? Aber ich hab kein Geld. Ich kann keine Wolle kaufen.“
    Antonia schmunzelte über beide Backen und griff dann nach Palomas Arm und ließ sich von ihr ins Haus führen. Seit sie so schwer geworden war, fiel ihr das Gehen schwer. Auch im Sommer hatte einer ihrer Neffen sie und den Korb mit Palomas Pullovern jeden Morgen in den Ort gefahren. Zu Fuß hätte sie es niemals geschafft. Trotzdem hätte sie um keinen Preis darauf verzichtet, jeden Vormittag im Schatten des Rathausbalkons auf der Plaza Consistorial zu sitzen und Palomas handgestrickte Pullover an vorüber bummelnde Touristen zu verkaufen. Nicht allein wegen der Pesetas, die ihr das brachte, sie liebte es, unter Leuten zu sein.
    Nach Luft schnappend nahm sie in der Sala Platz. „Kindchen, ich weiß doch, dass im Moment kein Geld bei euch im Haus ist. Dank deinem sauberen Bruder. Hast du übrigens schon gehört, aus seiner Tankstelle wird vermutlich doch nichts.“
    Paloma schüttelte den Kopf.
    „Anscheinend klappt es nicht mit dem Grundstück, das er haben will. Wenn du mich fragst, steckt Emiliano dahinter. Klar, der ist doch nicht blöd und sieht zu, wie jemand daher kommt und ihm das Geschäft kaputt macht. Er hat eben das Monopol auf Benzin, da kann man nichts

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