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Paloma

Paloma

Titel: Paloma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Dannenmann
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der Kasse saß, hatte junge Mädchen vom Festland angestellt, die sich um das Auffüllen der Regale kümmerten. Ja neuerdings war die Rede davon, er wolle in Monforte einen zweiten Supermarkt aufmachen, hauptsächlich für die Touristen, die ihren Kindern eine Menge Eis und Schokolade kauften.
    Nachdem Paloma ihre Einkäufe beendet hatte, ging sie in Richtung Plaza Consistorial. Inmitten ganzer Trauben von Touristen in Sandalen und kurzen Hosen, die wie jeden Vormittag den Ort bevölkerten. Auf der Terrasse der Bar El Centro war jeder Tisch besetzt. Paloma suchte jedoch vergeblich nach einem bekannten Gesicht. Aber plötzlich hörte sie jemand ihren Namen rufen und als sie sich umdrehte, sah sie, dass der Postbeamte ihr zuwinkte, der gerade einen Postsack aus einem Auto lud.
    „Paloma, warte einen Moment. Ich hab einen Brief für dich. Einen Einschreibebrief. Seit mindestens zwei Wochen liegt der schon hier, aber du schaust ja nie rein.“
    Überrascht folgte Paloma ihm ins Postgebäude und wollte sich ganz hinten in die Reihe der wartenden Leute anstellen, hauptsächlich Touristen, die Ansichtskarten abschicken wollten. Der Postbeamte winkte sie jedoch nach vorne und ließ sie unterschreiben und gab ihr dann ein festes, braunes Kuvert. Palomas Blick fiel auf die Handschrift und sie erkannte sie auf Anhieb wieder.
    Mit heftig klopfendem Herzen legte sie das Kuvert in ihren Korb und ging dann, ohne nach rechts oder links zu blicken, über die Plaza, an all den Leuten vorbei, die sich dort an Verkaufsständen, darunter auch Antonias Stand, drängelten.
    Erst in der Calle Aragón wurde es ruhiger. Hierher verirrten sich nur selten Touristen, sodass Paloma rascher vorankam. Bald ließ sie die letzten Häuser hinter sich und bog auf den Camino ab, der zum Hof führte. Aber erst als der Ort hinter einer Wegbiegung verschwunden war, blieb sie stehen und stellte ihren Korb mit den Einkäufen in den Schatten eines Olivenbaumes.
    Ehe sie das Kuvert öffnete, drehte sie es noch einige Male in den Händen. Schließlich öffnete sie es und ein in feines, knisterndes Papier eingewickeltes Päckchen kam zum Vorschein. Außerdem eine Karte, auf der nur wenige Worte standen.
    „Ich denke an Dich. Alles Liebe, Philipp“.
    Das Päckchen enthielt eine kleine goldene Halskette. Palomas Finger wurden feucht vor jäher Freude, als sie über die zarten Glieder fuhren, aus denen die Kette gearbeitet war. Sie musste an die andere Halskette denken, die Philipp ihr geschenkt hatte, damals, als sie sich zum allerersten Mal begegnet waren. Das Lederband war jedoch schon längst hart und brüchig geworden, sie bewahrte es aber noch immer, in ein Taschentuch gewickelt, in ihrer Schublade auf.
    Paloma verpackte die Kette wieder sorgfältig und sah sich dann das Kuvert genauer an. Dabei entdeckte sie, dass es zwar in Barcelona abgestempelt war, dass Philipp aber seine Frankfurter Adresse draufgeschrieben hatte. Da war sie also, Philipps Adresse, auf die sie vor Jahren so lange gewartet hatte. Und obwohl Paloma sich sehr über die Halskette freute, erschien ihr seine Adresse fast noch kostbarer. Es kam ihr so vor, als ob sie erneut eine Verbindung zwischen ihnen schuf – auch wenn es diese genau genommen seit seiner Heirat nicht mehr geben durfte. Dennoch war es ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass Philipp jederzeit erreichbar war für sie.
    In den darauf folgenden Tagen war Paloma in Gedanken eher mit Philipp als mit Mariano beschäftigt, bis dann eines Morgens sein Auto vor dem Tor stand. Sie sah ihn aussteigen, um das Tor in der Mauer zu öffnen und während sie rasch die Hühner hinter den Stall scheuchte, fuhr er bereits auf das Haus zu. Ihr Herz hämmerte wild, als er ausstieg.
    Mariano kam, um ihr mitzuteilen, er habe einen Käufer für den Hof gefunden.
    „Für welchen Hof?“, fragte Paloma kampfbereit, ihre Stimme klang laut und schrill. „Suchst du neuerdings Käufer für etwas, das dir gar nicht gehört?“
    Mariano steckte sich eine Zigarette an, so langsam wie das nur möglich war, ohne sich an der Streichholzflamme die Finger zu verbrennen und sah dabei Paloma auf eine Art an, die sie noch wütender machte. Mit breitem Grinsen und verächtlich herab gezogenen Mundwinkeln.
    „Du bildest dir doch wohl nicht ein, der Hof gehört dir“, sagte er dann.
    „Doch. Deinen Anteil vom Erbe der Eltern hast du bekommen. Damals, als du dem Vater das Geld für die Grundstücke an der Cala Dragonera abgeschwatzt hast. Also verschon mich

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