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Paloma

Paloma

Titel: Paloma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Dannenmann
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Schleier überzogen, ein Zeichen für relativ hohe Luftfeuchtigkeit, die sie im Laufe des Tages ganz schön ins Schwitzen bringen würde. Sie hatten Ende Juli, die Hundstage also – auf Magali Nonnenfeuer genannt, das bis zum zwanzigsten August, dem Tag des Heiligen Bernhards, brennen würde. Noch war die Temperatur allerdings angenehm, die Sonne hatte noch nicht ihre spätere Kraft. Ein schwacher Luftzug kam aus Nordost, also vom Land her, sodass der Geruch des nahen Wassers heute kaum wahr zu nehmen war.
    Er ging mit bloßen Füßen hinter das Haus zur Zisterne und sah sich den Zustand der beiden Rohre an, die zur Zisterne führten. Durch das eine lief das auf dem Dach aufgefangene Regenwasser in die Zisterne, das andere führte zu dem kleinen Wasserreservoir auf dem Dach, das Bad und Küche mit fließendem Wasser versorgte. Die Rohre waren in Ordnung, die Schrauben der Halterung, mit der sie am Haus befestigt waren, zeigten jedoch Spuren von Rost. Philipp beschloss, sie gelegentlich zu erneuern. Und dann auch gleich die Zisterne und die eiserne Platte, die sie abdeckte, zu streichen. An einigen Stellen blätterte die Farbe ab. Er setzte seinen Inspektionsgang fort und dabei entdeckte er eine Menge Unkraut in den Fugen der Steinplatten auf der Veranda.
    Vergangenen Abend war er mit Vicky und Alex sein Land abgegangen, um Müll und Abfälle einzusammeln, auch die ganzen Bier- und Coladosen, die irgendwelche Vandalen über die Mauer geworfen hatten. Und dabei hatten sie in dem kleinen Pinienwald eine Menge Fallholz entdeckt. Irgendwann in den nächsten Tagen wollte er es einsammeln und zum Haus hinauf schaffen, da es sich wunderbar zum Feuer anmachen im Kamin oder zum Grillen eignete.
    Der Gedanke an Kaminfeuer erinnerte Philipp an frühere Wintertage auf der Insel, wo er abends bei Desiree am Feuer gesessen hatte und an lange Spaziergänge bei stürmischem Wetter über menschenleere Strände. Und an Einsamkeit und Stille. Und er nahm sich vor, bald einmal festzustellen, ob es sich noch immer lohnte, Wintertage auf Magali zu verbringen. Jetzt, da die erste Hürde genommen war – und es hatte Philipp einiges an Überwindung gekostet wieder herzukommen, brauchte er weiß Gott nicht mehr länger so tun, als ob Magali und die Cala Dragonera ihn nicht mehr interessierten. Zumindest so zu tun, als ob es sie gar nicht gebe. Und der Gedanke, demnächst wieder herzukommen, gefiel ihm so gut, dass er hätte Bäume ausreißen können vor lauter überschüssiger Kraft und Energie.
    Vor sich hin pfeifend ging er ins Haus, nahm das Wasser von der Gasflamme und goss Kaffee auf. Und nachdem er die erste Tasse getrunken hatte, begann er, die Veranda und die Stufen, die zur Veranda führten, von Gras und Unkraut zu säubern.
    Philipp hatte noch nicht lange gearbeitet, als Vicky auftauchte. Ihre bloßen Füße patschten auf den Steinboden, und ihre kurze Hose war ihr über den kleinen runden Bauch gerutscht, aber sie war hellwach und interessierte sich sehr dafür, was er machte. Und schon kurz danach bohrte sie mit ihren kleinen Fingern eifrig in den Ritzen zwischen den Steinplatten und holte noch die kleinsten Grasbüschel hervor, die Philipp übersehen hatte.
    „Wir machen alles ganz schön, nicht Onkel Philipp? Dann wird die Mama aber staunen.“
    „Machen wir.“
    „Und nachher waschen wir uns die Hände und dann gehen wir schwimmen.“
    Philipp amüsierte sich im Stillen darüber, dass sie nur mit gewaschenen Händen schwimmen gehen wollte. Im Übrigen konnte Vicky noch gar nicht schwimmen, sie paddelte nur mit ihren Schwimmflügeln im Wasser herum.
    „Aber erst nach dem Frühstück.“
    „Ja, erst nach dem Frühstück.“
    „Weißt du was?“, sagte Vicky nach einer Weile angestrengter Arbeit.
    „Nein, sag es mir.“
    „Ich will gar nicht wieder nach Hause. Hier ist es viel schöner. Ich kann jeden Tag schwimmen und Burgen bauen und muss nicht in den doofen Kindergarten.“
    „Ich finde es hier ja auch viel schöner als zuhause.“
    „Dann bleib doch einfach hier, Onkel Philipp.“
    „Als ob das so einfach wäre.“
    „Ganz einfach ist das. Du bleibst hier und fertig.“
    Sicher, mit fünf Jahren erschien einem vieles noch ganz einfach. Philipp überlegte, was er darauf sagen sollte, ohne es allzu kompliziert zu machen. Schließlich sagte er, schon deshalb sei es absolut nicht einfach, weil er zuhause eine Menge Arbeit hätte.
    „So wie mein Papa?“
    „Ja, so wie dein Papa.“
    „Aber wenn er fertig gearbeitet

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