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Palzki 09 - Ahnenfluch

Palzki 09 - Ahnenfluch

Titel: Palzki 09 - Ahnenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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meldete er seine Rückkehr, dieses Mal mit trockenen Händen.
    Schließlich kam Zweier zurück. Der Mann, den er im Schlepptau hatte, wirkte auf mich sehr angenehm und freundlich. Mit behaglicher Tonlage stellte er sich selbst vor und wechselte auch mit Paul ein paar Worte.
    »Nachher zeige ich dir eines der größten Bilder in Mannheim«, versprach er ihm.
    »Ist das in der Gruft?«, fragte Paul sofort nach.
    Wischniewski schüttelte den Kopf. »Ne, dort liegen nur drei Leichen.«
    Drei Leichen? Sprach Zweier vorhin nicht von zwei? Wieder ein auffälliges Detail, das nicht passte.
    Zweier drängte und sagte, mit einem Blick auf meinen Sohn: »Ich lasse den Wagen stehen, es sind nur ein paar Schritte.«
    Als wir aus dem Museum heraustraten und nach rechts abbogen, meinte mein Sohn: »Papa, wir sind aber von da gekommen.« Paul zeigte in die entgegengesetzte Richtung. Ich beachtete ihn nicht weiter.
    Der Weg zum Ehrenhof war kürzer, als ich ihn in Erinnerung hatte. Bereits unterwegs erzählte der Theologe kleine Geschichten und Anekdoten über die Schlosskirche. Er war der geborene Erzähler, selbst Paul hing an seinen Lippen.
    »Haben Sie den Schlüssel dabei?«, fragte ich ihn, als wir vor der Kirche standen.

    www.ahnenfluch.palzki.de/schlosskirche.html
    »Wozu, Herr Palzki? Unsere Kirche ist tagsüber stets geöffnet. Für jedermann. Kommen Sie nur herein.« Er öffnete das Portal und ich staunte Bauklötze. So unscheinbar wie sie von außen wirkte, so gigantisch groß war sie im Innern. War dies eine optische Täuschung oder war da Zauberei im Spiel?
    Wischniewski lächelte, als er Pauls und meine Verblüffung bemerkte. »Das geht jedem so, der das erste Mal eintritt. Herzlich willkommen.« Er machte eine großzügige Geste nach innen.
    Paul hatte das Deckengemälde sofort entdeckt. »Wow, das will ich auch daheim. Papa, schau mal, da ist ein Drache.«
    Ich blickte nach oben. Fast die komplette Decke war von einer Art antikem Wimmelbild ausgefüllt. So sehr ich auch suchte, den Drachen fand ich nicht. »Da ist kein Drache.«
    Wischniewski kicherte in sich hinein. »Den Drachen entdecken nur Kinder. Für Erwachsene ist er so gut wie unsichtbar.« Auf mein Stirnrunzeln erklärte er warum. »Kinder sehen das Gemälde mit anderen Augen als wir Großen. Manchmal führe ich Grundschulkinder durch die Kirche. Die legen sich dann hier im Mittelgang auf den Boden und betrachten das Bild. Meistens ist es der Drache, den sie als Erstes bemerken.« Er zeigte mit seiner Hand an eine ganz bestimmte Stelle. Tatsächlich, nun sah ich ihn auch.
    Da wir aber nicht wegen des Drachens gekommen waren, schaute ich mir den Rest der Kirche an. Über dem Eingang befand sich auf halber Höhe die Orgel. Auf einer Längsseite gab es etwa in gleicher Höhe der Orgel zahlreiche Logen.
    »Für was sind die denn gut?«, fragte ich. »Das kenne ich nur aus dem Theater.«
    Auch darauf gab es unmittelbar eine Antwort. »Dort oben saßen die Mitglieder des kurfürstlichen Hofes während der Gottesdienste. Die Kurfürstenloge war sogar beheizbar.«
    »Wie kommt man da rauf?« Diese Frage kam von Paul und war durchaus berechtigt. Nirgendwo war ein Aufgang zu sehen.
    Wischniewski zeigte auf eine unscheinbare Tür im Eingangsbereich der Kirche. »Da geht’s hoch. Der Zugang erfolgt über die Flure der Universität.«
    »Das heißt, durch diese Tür kann jeder Student von den Vorlesungssälen in die Kirche gehen. Ist das nicht ein Sicherheitsrisiko?«
    »Ach was, Herr Palzki. Die Tür ist zwar abgeschlossen, allerdings nur mit einem alten Buntbartschloss, das jeder mit einem Stück Draht im Nu aufbekommt. Aber das ist nicht weiter schlimm. Unsere Kirche ist täglich geöffnet. Warum sollte sich ein Student die Mühe machen, das Schloss zu knacken, wenn er ganz normal durch das Hauptportal rein kann.«
    »Nachts?«, fragte ich zögerlich.
    »Ich bitte Sie, was soll hier nachts jemand tun? Diebstahl lohnt sich nicht. In unserer kleinen Ausstellung befinden sich nur Kopien.«
    Irgendetwas in mir sagte, dass dieser Zugang eine wichtige Rolle in dem Fall, der bisher sehr diffus mäanderte, spielen könnte.
    »Können wir da mal hochgehen?«
    Zweier, der bereits vor zum Altar gegangen war, zeigte Unverständnis. »Wir wollen uns doch die Gruft anschauen!«, rief er uns trotzig zu.
    »Später«, entgegnete ich und bat Herrn Wischniewski höflich, die Tür aufzusperren. Zweier war neugierig genug mitzukommen.
    Wir kamen in einen kleinen Raum, der mit allem

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