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Palzki 09 - Ahnenfluch

Palzki 09 - Ahnenfluch

Titel: Palzki 09 - Ahnenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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und erklärte uns die Verzierungen am Sarg von Carl Philipp. Auch hier gab es einen Lüftungsschacht, dessen Ende allerdings im Dunkeln lag. Der Theologe registrierte mein Interesse an dem dunklen Loch.
    »Dieser Schacht ist um einiges länger, er endet hinter dem Unigebäude. Der Ausgang ist bekannt und selbstverständlich auf beiden Seiten vergittert.«
    Paul, der mit Motivauswahl beim Fotografieren bisher keinerlei Erfahrung hatte, hielt das Handy von Herrn Ackermann in die Öffnung des Schachtes und drückte ab.
    »So wird das nichts«, belehrte ich Paul. »Fotografiere lieber die Verzierungen.«
    »Boah«, antwortete mein Sohn, der auf das Display des Handys blickte. »Da geht ein Gang nach oben, da hocken bestimmt die elenden Gruftmonster.«
    »Spinn nicht herum«, motzte ich ihn an und nahm ihm das moderne Teufelszeug ab. Beiläufig schaute ich auf das Display. Mein Erstarren lockte auch Zweier und Wischniewski an. Ich zeigte ihnen die Aufnahme.
    »Das gibt’s doch nicht«, meinte unser Führer. »Davon weiß ich überhaupt nichts.« Er schaute nun in das dunkle Loch, konnte aber wie wir nichts sehen.
    »Da ist eine Taschenlampe dran«, meinte Paul.
    »Hast du die auch von Herrn Ackermann?«
    »Quatsch, die ist beim Handy dabei.« Mein Sohn wischte ein paarmal über das Display und das Gerät begann zu leuchten.
    Was wir sahen, war beeindruckend. Gut eineinhalb Meter nach dem Beginn des Lüftungsschachtes befand sich eine Abzweigung. Ein ebenso großer Tunnel ging nach oben ab.
    »Wo geht’s da hin?«, fragten Zweier und ich gleichzeitig.
    Wischniewski zog die Schultern hoch. »Keine Ahnung, meine Herren. Diese Abzweigung ist äußerst mysteriös. Da ich alle Pläne des Wiederaufbaus kenne, weiß ich, dass dieser Tunnel eigentlich nicht existieren kann.«
    Er zeigte zur Decke. »Die Decke der Gruft liegt über zwei Meter unter dem Boden des Hochaltars. Ein Gang oder ein Raum ist aber nirgendwo eingezeichnet.«
    »Haben Sie vorhin nicht gesagt, dass die Gruft unzerstört blieb?«
    Wischniewski dachte kurz nach. »Auf jeden Fall. Hier wurde nur der Zugang neu angelegt. Inwieweit der Boden des Altarraums neu konstruiert werden musste, kann ich ad hoc nicht sagen. Aber selbst wenn, hätte man die Sache in den Wiederaufbauplänen eingezeichnet.«
    Zweier zitterte nun auch beim Sprechen vor Nervosität. »Das kann eigentlich nur bedeuten, dass die Abzweigung schon beim damaligen Bau der Schlosskirche angelegt wurde. Dann wäre der Gang fast 300 Jahre alt und bisher unentdeckt geblieben. Das ist ja …« Ihm fehlten die Worte.
    »Langsam, langsam«, beruhigte Wischniewski. »Noch wissen wir gar nichts. Wir können schließlich nicht um die Ecke blicken. Vielleicht ist es nur eine Einbuchtung und der Gang endet nach 30 Zentimetern?«
    »Das würde keinen Sinn ergeben«, gab ich zu bedenken. »Warum sollte man so etwas machen? Ohne bestimmten Zweck hätte man damals doch den Aufwand nicht betrieben.«
    Zweier hatte eine Antwort. »30 Zentimeter würden genügen, um etwas zu verstecken. Man muss nicht gleich in den Dimensionen eines Nibelungenschatzes denken. Eine Entdeckung war nicht zu befürchten, damals gab es noch keine Taschenlampen.«
    Wischniewski fiel etwas ein. »Es gibt da eine alte Legende, nach der es früher einen geheimen Gang zwischen der Gruft und dem Palais Bretzenheim gegeben haben soll. Kurfürst Carl Theodor soll durch diesen seine Mätresse in dem Palais besucht haben. In dem Gebäude befinden sich seit ein paar Jahren Teile des Amtsgerichts.« Er überlegte kurz und schüttelte den Kopf. »Das halte ich aber für äußerst unwahrscheinlich. Das Palais wurde erst nach Carl Theodors Wegzug nach München gebaut, außerdem liegt es auf der anderen Seite.« Er zeigte in Richtung des Lüftungsschachtes in der Grotte von Violantha.
    »Papa«, meldete sich Paul. »Ich habe im Internet gelesen, wie man Dynamit macht. Darf ich das Gitter absprengen?«
    Niemand gab ihm eine Antwort, wir waren alle in Gedanken versunken. Wir sollten einen Blick hinter die Abzweigung werfen. Ich untersuchte das Gitter, doch dieses war stabil in der Wand verankert. Ob es 60 Jahre alt war oder 300 konnte ich nicht feststellen.
    »Da lasse ich Spezialisten aus Bruchsal kommen«, sagte Zweier. »Das Gitter brechen wir auf.«
    Wischniewski war damit nicht einverstanden. »Darf ich Sie darauf hinweisen, Herr Zweier, dass dies keinesfalls infrage kommt. Das wäre eine indirekte Störung der Totenruhe. Ich werde der Sache nachgehen

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