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Palzki 09 - Ahnenfluch

Palzki 09 - Ahnenfluch

Titel: Palzki 09 - Ahnenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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unbekannten Tätern aufgebrochen. Das Grab von Violantha wurde geplündert, das von Carl Philipp blieb unversehrt, den sehen Sie auf dem Foto.« Er zeigte auf das Leichenbild, das Paul fotografiert hatte. »Bei Carl Philipp hat man bei der polizeilichen Untersuchung des Vorfalls einen Orden und ein Großkreuz gefunden und dem Badischen Landesmuseum in Karlsruhe übergeben. Wahrscheinlich wurden die Grabräuber überrascht. Nur so ist erklärbar, dass nur Violanthas Grab geplündert wurde.«
    Während Zweier die polizeilichen Vernehmungsprotokolle las, die im Schaukasten hingen, fragte ich weiter: »Was hat man dann mit den Leichen gemacht?«
    »Man hat sie wieder in den Sarkophagen bestattet. Seitdem sind sie verschlossen. Alle paar Jahre kommt ein Restaurator, um die Verzierungen der Särge zu reinigen. Bei Führungen kommt man nur in diesen Vorraum, in dem wir stehen.«
    Durch diese Schilderung war ich mir sicher, dass die Studenten zumindest in den Särgen nichts von Belang gefunden haben könnten. Doch mir kam eine andere Sache in den Sinn.
    »Herr Wischniewski, Sie sprachen vorhin von drei Leichen, wenn ich mich nicht verhört habe. Stimmt das?«
    Mit einem Schlag wurde auch Zweier neugierig und blickte ebenfalls unseren Führer an.
    Wischniewski lächelte. »Sie haben sich nicht verhört, Herr Palzki. In den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts wurde in diesem Vorraum mit einer Sondergenehmigung ein Pfarrer, der sich um den Wiederaufbau der Schlosskirche sehr verdient gemacht hat, bestattet. Sie stehen übrigens auf ihm.«
    Erschrocken machte ich einen Satz zur Seite und blickte nach unten. Tatsächlich war hier zwischen dem steinernen Fußboden eine Platte eingelassen, die die Daten des Verstorbenen enthielt.
    Paul meinte: »In meinem neuen Computerspiel gibt es auch so was. Da muss man die Marmorplatte aufhebeln, um an den Geheimgang zu kommen.«
    »Untersteh dich!« Wischniewski drohte ihm leicht belustigt mit dem Zeigefinger.
    Ich wandte mich an Wilhelm-Ludwig Zweier. »Sind Sie jetzt zufrieden? Hier unten gibt es keine Geheimnisse. Die Studentin hat gelogen.«
    »Welche Studentin?«, unterbrach Wischniewski.
    »Ach, hat Ihnen das Herr Zweier nicht gesagt? Ich habe die Information bezüglich des angeblich hier unten gefundenen Schriftstücks von einer absolut unglaubwürdigen Studentin.«
    Wischniewski sah man seine Verwirrtheit deutlich an. »Ich dachte, Sie haben die Information in einem Literaturarchiv entdeckt, Herr Zweier? So haben Sie es mir jedenfalls gesagt.«
    Zweier lief krebsrot an. »Na ja, ich war mir nicht sicher, ob Sie mir glauben, wenn ich Ihnen die Wahrheit gesagt hätte.«
    »Ich bin Theologe«, erwiderte Wischniewski, »ich kann die Wahrheit durchaus ertragen.«
    Mit einer Zwischenfrage versuchte ich die angehenden Streithammel zu besänftigen und auf ein anderes Thema zu bringen. »Können wir mal kurz zu den Särgen rein? Hier im Vorraum ist es wohl unmöglich, irgendetwas zu verstecken.«
    Wischniewski überlegte kurz, dann nickte er. »Okay, ausnahmsweise. Warten Sie bitte hier unten, ich muss den Schlüssel in der Sakristei holen.«
    Nachdem unser Führer hochgegangen war, umtrieben mich sofort fürchterliche Gedanken. Was wäre, wenn Wischniewski der Bösewicht ist und uns hier unten einschließen und verhungern lassen würde? Kein Mensch käme auf die Idee, uns in der Gruft zu suchen. Und bis zur nächsten Führung hätte uns Wischniewski längst irgendwo auf dem Unigelände verscharrt. Die Sekunden zogen sich wie Minuten, ja wie Stunden. Auch Zweier wurde unruhig und glotzte auf seine Uhr. Nur Paul fand es lustig und ergötzte sich mit selbst produzierten angsteinflößenden Geräuschen an der martialischen Akustik.
    Ich atmete erleichtert auf, als unser Führer wieder auftauchte. In der Hand hielt er einen Schlüssel. »Ich habe ihn erst suchen müssen, er wurde schon lang nicht mehr benötigt.«Er schloss das Gitter vor Violanthas Sarkophag auf. Paul drängelte sich vor. Wir Erwachsenen begutachteten die reichlichen Verzierungen, deren Bedeutung uns Wischniewski erklärte. An der Außenwand der Grotte befand sich ein etwa ein Quadratmeter großer Tunnel, der fest vergittert war.
    »Das ist einer der beiden Lüftungsschächte«, erklärte der Theologe. »Er endet draußen vor der Kirche.«
    Tatsächlich konnte man nach zwei Metern das Ende des Schachtes erkennen, das ebenfalls vergittert war. Fahles Sonnenlicht fiel durch den Tunnel.
    Wischniewski schloss nun die andere Gruft auf

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