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Palzki 09 - Ahnenfluch

Palzki 09 - Ahnenfluch

Titel: Palzki 09 - Ahnenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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möglichen Zeug vollgestellt war. Eine weitere Tür fiel mir auf und eine hölzerne Wendeltreppe ging nach oben. Das obere Ende der Treppe war mit einem höchstens ein Meter hohen Gitter abgesperrt, das aber nicht abgeschlossen war. Unvermittelt standen wir in den Fluren der Universität, wie ich sofort an dem Fluchtplan erkannte, der an der gegenüberliegenden Wand hing. Seltsam war, dass in dem Flur, der parallel zur Kirche verlief, rund ein Dutzend Gipsfiguren in Lebensgröße auf rechteckigen Sockeln standen. Zur Kirche hin wurde der Flur durch mehrere verglaste Rundbogen aufgelockert, durch die man in die Logen und in die Schlosskirche schauen konnte.
    Wischniewski zeigte auf die Rundbogen. »Das waren früher die Zugänge zu den Logen. Aus Sicherheitsgründen hat man die inzwischen verglast.«
    »Und was sind das für Figuren? Können da die Studenten so einfach durchlaufen?«
    »Aber Herr Palzki. Das sind nur Gipsabdrücke von Statuen, die man kurz vor dem letzten Krieg von den Originalen gemacht macht. Die Studenten sind übrigens alt genug, um damit keinen Unfug anzustellen.«
    »Hier oben war ich tatsächlich noch nie«, sagte Zweier, der sich ausführlich umsah. »Das muss ich bei Gelegenheit mal nachholen.«
    Neugierig schaute ich noch kurz in zwei Hörsäle rein. Paul meinte dazu: »Nach den Ferien kann ich meiner Lehrerin sagen, dass ich schon auf der Uni war!« Er dachte kurz nach, dann fragte er mich: »Papa, was ist eigentlich eine Uni?«

Kapitel 6: Das letzte Geheimnis der Gruft
    »Gehen wir jetzt endlich runter zur Gruft?«, drängte Zweier.
    »Ja, natürlich«, antwortete Wischniewski. »Sie haben mich sehr neugierig gemacht. Ich kenne in der Gruft jeden Millimeter.«
    Wieder im Erdgeschoss angekommen, öffnete unser Führer die zweite Tür und wir gelangten in einen lang gezogenen Raum, der sich parallel zur Kirche befand. Hier standen mehrere Vitrinen und an den Wänden hingen zahlreiche Schaukästen mit Fotos. Wischniewski zeigte auf eines der Bilder.
    »Hier sehen Sie, wie die Kirche nach dem Krieg ausgesehen hat. Nur ein paar Mauern waren stehen geblieben. Die Gruft blieb unversehrt, weil sie damals nur über eine kleine Falltür zugänglich war.«
    Am Ende der Ausstellung kamen wir in die Sakristei, die sich direkt hinter dem Altar befand. Der Raum war überraschend groß und beinhaltete mehrere Tische.
    »Die Sakristei ist auch Treffpunkt unserer Gemeinde«, erklärte Wischniewski stolz.
    Zweier zeigte auf eine Treppe, die an der zur Kirche zeigenden Wand nach unten ging. »Gehen wir runter?« Er schien von seiner Nervosität wieder eingeholt worden zu sein.
    Am Fußpunkt der Treppe schloss der Theologe eine Tür auf und schaltete ein trübes Licht an. Es ging noch tiefer. »Gehen Sie nur runter, meine Herren.«
    Ich reagierte sofort. »Halt, das ist zu gefährlich!« Mit selten benutzten unterirdischen Gängen hatte ich seit den Ermittlungen in der Eichbaum-Brauerei so meine Erfahrung. »Wenn da unten die Kohlenstoffdioxidkonzentration zu groß ist, ersticken wir. Das geht ratzfatz und man merkt es nicht einmal.«
    Wischniewski schaute mich zuerst überrascht an, dann lachte er. »Respekt, Herr Palzki. Dass Sie so etwas wissen! Aber hier müssen Sie keine Angst haben, auf beiden Seiten der Gruft gibt es große Lüftungskanäle. An Sauerstoffmangel ist dort unten bisher noch niemand gestorben.«
    Auch über diese zweideutige Auskunft machte ich mir sofort Gedanken. Kurz darauf standen wir in einer Art Gewölbekeller. Uns gegenüber gab es zwei voneinander getrennte Grotten, die mit je einer Gittertür verschlossen waren. In diesen stand jeweils ein reichlich verzierter Sarg auf einem Sockel.
    »Im rechten Sarkophag liegt Kurfürst Carl Philipp, im linken seine dritte Frau Violantha von Thurn und Taxis.«
    Mir wurde unbehaglich zumute. Die Düsterheit und die Kälte des Raumes schlugen mir aufs Gemüt. An den Wänden hingen zwei Schaukästen mit Fotos. Auf einem konnte man eine vertrocknete Leiche sehen, die im Sarg lag. Reflexartig zog ich Paul zur Seite, doch er hatte davon bereits eine Blitzlichtaufnahme gemacht.
    »Stark«, meinte er. »Fast so eklig wie die Lehrermonster mit ihren Schleimzungen im sechsten Level. Die lassen sich aber ganz leicht übertölpeln.«
    »Ein bisschen mehr Ehrfurcht«, mahnte Zweier, doch ich war mir sicher, dass Paul den Begriff nicht kannte.
    »Wurden die Gräber geöffnet?«, fragte ich Wischniewski.
    »Bisher nur ein einziges Mal. 1946 wurden sie von

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