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Palzki 09 - Ahnenfluch

Palzki 09 - Ahnenfluch

Titel: Palzki 09 - Ahnenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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Mitten im Labor stand mein Freund mit einem umgeschnallten Dudelsack. Er spielte tatsächlich selbst. Das heißt, er bediente zwar die Pfeife, aus der die Töne kamen. Aber das Anblasrohr baumelte lose an der Seite. Wo kam der Luftdruck her, der den prall gefüllten Sack nicht zusammenfallen ließ?
    Jacques lächelte und spielte das mir unbekannte Lied fertig. Nachdem er das Instrument auf eine Werkbank gelegt hatte, begrüßte er mich.
    »Hallo, Reiner, nett dich mal wieder zu sehen. Was liegt an?«
    Jacques wusste genau, warum ich ihn besuchte. Seine Menschenkenntnis war trotz der selbstgesuchten Einsamkeit, in der er lebte, frappierend. »Willst du dich nicht erst mal mit mir über Alltägliches unterhalten?«
    Er lachte kurz auf. »Alltägliches? Alles in meinem Leben ist alltäglich. Hier und da mal eine kleine Erfindung, die die Welt noch nicht braucht, das war’s dann. Also, sag schon, was gibt’s zu tun?«
    Man muss allerdings erwähnen, dass mein Freund uns in der letzten Zeit öfter mit der einen oder anderen brillanten Erfindung aus der Bredouille geholfen hat. Leider ging das jedes Mal nicht so ganz konform mit der Deutschen Rechtsprechung sowie den Aufgaben und zulässigen Möglichkeiten eines Polizeibeamten. Bisher ging immer alles gut aus und der Erfolg rechtfertigte in diesen Fällen die Methode. Und das war alles, was für KPD zählte. Meist sonnte er sich anschließend an seinem Erfolg, auch wenn er so gut wie nie etwas dazu beitrug.
    »Was ist das für ein Dudelsack?« Bevor ich auf mein Problem zu sprechen kam, wollte ich erst dieses Geheimnis lüften. »Eine Tonleiter ist für dich doch nichts anderes als eine Holzleiter, nur aus einem anderen Material.«
    »Hast du heute deinen witzigen Tag, Reiner?« Jacques klang dennoch belustigt. »Ich war mal ein Vierteljahr oben in Schottland bei Nessie.«
    »Sag bloß, du glaubst an den Schmarrn mit dem Ungeheuer von Loch Ness?«
    Jetzt lachte mein Freund lauthals heraus. »Ich nicht, aber viele meiner Kollegen. Damals gab es eine groß angelegte wissenschaftliche Expedition, um das Ungeheuer aufzuspüren. Ich habe mir den Spaß gemacht und Nessie etwas zum Leben erweckt. Meine Erfolge kannst du übrigens im Museum in der Nähe des Sees begutachten. Ein knappes Dutzend Mal wurde Nessie mehr oder weniger deutlich gesichtet und die Teilnehmer schwören heute noch Stein und Bein, dass das Ungeheuer echt war.«
    »Und das warst alles du?«, fragte ich verblüfft.
    »Genial, oder?«, antwortete Jacques. »Ich hatte damals eine kreative Phase, aber keine Lust, irgendetwas zu erfinden. Während meines Urlaubs habe ich dann Dudelsackspielen gelernt.«
    Ich nahm das Instrument und begutachtete es. Der Sack war nach wie vor prall gefüllt. »Wie funktioniert das? Normalerweise muss doch der Spieler ständig Luft über das Anblasrohr einpusten.«
    Der Erfinder winkte mit einer kleinen Handbewegung ab. »Viel zu anstrengend in meinem Alter. Ich habe den Dudelsack etwas automatisiert.« Er schlug mit der flachen Hand auf den Sack. Er gab nicht im Geringsten nach.
    »Mir ist es gelungen, extrem hohen Luftdruck verlustfrei transportabel zu machen.«
    »Hä?« Trotz Unterdruckluftkammer im Lehrerzimmer verstand ich nichts.
    Jacques grinste mich an. »Deine Schulzeit liegt lange zurück, wie ich sehe beziehungsweise höre. Pass mal auf.«
    Auf einem kleinen Tisch lagen Plastiktüten, die den gelben Wertstoffsäcken, die im Landkreis benutzt wurden und fast immer platzten, wenn man mehr als fünf leere Joghurtbecher einfüllte, sehr ähnlich aussahen.
    »Folie, die nur wenige Moleküle dick und dadurch sehr leicht ist, habe ich ja früher bereits erfunden.«
    Ich wusste, dass es sich dabei um die Wertstoffsäcke handelte. Mein Freund hatte diese Folie niemals erfunden, um daraus Säcke zu machen, um etwas darin zu transportieren.
    »Inzwischen habe ich das verbessern können. Die Folie ist nun auch außergewöhnlich reißfest, trotz ihrer Dünnheit. Probier’s mal.«
    Er gab mir eine der Folien und ich versuchte erfolglos, diese zu zerreißen.
    »Siehste«, meinte der Erfinder. »Und darin kann man hervorragend Luft transportieren. Das Gewicht der Verpackung ist vernachlässigbar.«
    Ich fragte mich, ob mein Freund nun in einem Alter angekommen war, in dem man nicht mehr so genau den Überblick über sein eigenes Leben hatte. Doch ich täuschte mich.
    »Du hast doch in deiner Garage auch so eine Höllenmaschine von Kompressor, oder?«
    »Na klar. Mit meinem

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