Palzki ermittelt: 30 Rätsel-Krimis (German Edition)
Palzki. Firma Müller Kraftdrinks OHG. Ich beliefere
die gesamte Bundesrepublik.«
»Und wer
ist das?« Ich zeigte auf einen elendlangen und rappeldürren Mann, der bäuchlings
auf dem Boden neben einem Teppich lag. Seine sichtbare linke Gesichtshälfte war
von Blut verklebt, welches aus einer Wunde im Schläfenbereich ausgetreten war. Direkt
neben seinem Gesicht lag ein riesiger Marmoraschenbecher, auf dem ich einige Blutspritzer
entdeckte.
»Heribert
Schmidt«, antwortete das Kraftpaket. »Ihm gehört das Büro links nebenan. Er liefert
Sportgeräte an Fitnessstudios.«
»Und warum
liegt er tot bei Ihnen im Büro?«
»Ein Unfall,
Herr Palzki. Es war ein schrecklicher Unfall. Heriberts Geschäfte gingen in letzter
Zeit sehr schlecht. Er wollte meinen Laden übernehmen, was ich selbstverständlich
ablehnte. Daraufhin hat er sich auf Spionage spezialisiert. Ständig horchte er an
meiner Bürotür.«
»Das beantwortet
nicht meine Frage.«
»Lassen
Sie mich doch ausreden. Vor einer knappen Stunde hörte ich während eines Telefonats
ein leichtes Kratzen an der Tür. Ich beendete das Gespräch und tat so, als würde
ich weiterhin telefonieren. Ich ging seitlich an der Wand entlang, riss die Tür
auf und erblickte Heribert, wie er auf dem Boden kniete und an der Tür lauschte.
Als ich ihn ertappt hatte, muss bei ihm eine Sicherung durchgebrannt sein. Er stürmte
schreiend zu meinem Schreibtisch, nahm den Marmoraschenbecher in die Hand und bedrohte
mich. Ich wich zurück, er kam näher und stolperte über den Teppich. Der Aschenbecher
fiel ihm aus der Hand und er mit dem Kopf direkt darauf. Ich versuchte, ihm zu helfen
und die starke Blutung zu stillen.« Er zeigte auf ein blutverschmiertes Handtuch.
»Als das nicht funktionierte, rannte ich nach draußen und rief um Hilfe. Glücklicherweise
lief ich Herrn Dr. Metzger über den Weg.«
»Ja, so
war es«, bestätigte der Notarzt. »Ich folgte Herrn Müller sofort in sein Büro, konnte
aber nur noch den Tod feststellen.«
Ich wandte
mich an das Kraftpaket. »Grundsätzlich klingt Ihre Geschichte glaubhaft, Herr Müller.
Leider gibt es eine Kleinigkeit, die Sie eindeutig der Tat überführt.«
Frage: Welche Kleinigkeit meinte
Palzki?
© Gmeiner-Verlag
Lösung
3. Rätsel-Krimi
Die Bürotür geht nach außen
auf. Nach dem Öffnen der Tür kann das Opfer folglich nicht mehr dahinterknien.
Eine Erbschaft zum richtigen Zeitpunkt
4. Rätsel-Krimi
Es hätte so ein schöner Tag werden
können.
Sogenannte
Reizworte konnten einem das Leben ziemlich schwer machen. Insbesondere wenn man
verheiratet war und zwei Kinder hatte. Bei vielen Dingen, die man früher gerne gemacht
hatte und heute noch gerne tun würde, musste man als verantwortungsbewusster Familienvater
zurückstecken. Dass dies so ziemlich alle Lebensbereiche betraf, bemerkte man zunächst
nicht. Das Problem entwickelte sich schleichend mit dem Größerwerden des Nachwuchses
und dessen Ansprüchen.
Wenn ich
es mir am Wochenende auf meiner Terrasse in einer Liege bequem machte, stand mein
Sohn Paul sofort neben mir, hielt mir den Joystick hin und forderte mich zum Autorennen
auf. Melanie folgte auf dem Fuß und wollte dringend zu einer Freundin nach Ludwigshafen
gefahren werden. Meine Frau Stefanie setzte gewöhnlich sofort nach: »Wenn du zurückkommst,
kannst du gleich den Rasen mähen.«
Ich hasste
das Wort ›Kompromissbereitschaft‹, denn es bedeutete in mindestens 100 Prozent aller
Fälle, die eigenen Pläne komplett aufzugeben und sich dem Wohle und den Forderungen
der Familie zu ergeben. Aber niemals ließ es das eigene Ego zu, dieses fremdgesteuerte
Leben offiziell zuzugeben. Trotzdem, manchmal erwischte ich mich dabei, böse Gedanken
zu haben. Ich stellte mir dann vor, wie schön es wäre, Überstunden machen zu dürfen.
Dies würde allerdings voraussetzen, dass irgendjemand irgendwo ein Leben gewaltsam
beendet hatte. Und so weit wollte ich mit meinen bösen Gedanken nun wirklich nicht
gehen.
Am schlimmsten
war die erzwungene Kompromissbereitschaft im sensiblen Bereich der Nahrungsaufnahme,
die in unserer Familie sehr ambivalent diskutiert wurde. Dass sich meine Frau vegetarisch
ernährte, okay. Dass sie sich vermeintlich gesund ernährte, auch okay. Zu guter
Letzt bemühte ich mich stets, das Versprechen einzuhalten, unsere Kinder weitgehend
von ungesunder Nahrung fernzuhalten. Da ich kein Rabenvater war, versuchte ich gelegentlich,
selbstverständlich mit
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