Pamiu Liebling der Goetter
es wieder einmal einen Stich. Bei aller Sportlichkeit hätte man ihm ein solches Verhalten als unwürdig ausgelegt, aber Pamiu bewegte sich geschmeidig wie eine Katze. Außerdem schien er niemals schlechte Laune zu haben. Er hatte für jeden ein freundliches Wort, gab jedem das Gefühl, etwas Besonderes und interessant zu sein. Khufu dagegen hätte sich bemühen können, wie er wollte, er besaß einfach nicht die Eleganz einer Katze.
Snofru stand an der Seite seines Sohnes und betastete gedankenverloren den Stoff seines Nemes-Tuches. Er bot auch mit seinen über vierzig Jahren noch eine angenehm attraktive Erscheinung, und wenn Khufu seinen Vater betrachtete, meinte er etwas von Pamius Eleganz in ihm wiederzufinden – nicht so viel wie bei Pamiu, aber eben doch einen Hauch der Katzenhaftigkeit.
„Dein Freund hat sich zu einem wahrhaft schönen Knaben entwickelt. Er wird dereinst die Herzen der Mädchen und Frauen reihenweise brechen, wenn er es nicht jetzt schon tut.“
„Das einzige Herz, für das er sich zu interessieren scheint, ist das von Neferiabet.“
„Ah, die Tochter meiner armen Tahemet. Nun, es ist schön, dass er das tut. Mir lag viel an ihrer Mutter. Ich möchte, dass Pamiu heute Abend beim Bankett mit uns speist.“
Der Prinz blickte seinen Vater ungläubig an. „Aber nur Abkömmlinge der Götter dürfen mit dem Pharao speisen. Pamiu hat kein edles Blut in sich.“
„Nun, mein Sohn, wenn du erst einmal in meinem Alter bist, dann weißt du, wer von den Göttern begünstigt wurde und wer nicht. Und da kann es durchaus geschehen, dass ein Mitglied der königlichen Familie verschmäht wurde und stattdessen die Gunst Res auf einen niedrig Geborenen fiel.“ Snofru spielte versonnen mit seinem Pektorale, wobei er Pamiu nicht aus den Augen ließ, der sich gerade angeregt mit einer jungen Hofdame unterhielt. „Dein Freund ist unübersehbar ein Begünstigter der Götter. Also bring ihn heute Abend mit an unseren Tisch.“
Snofru gab seinem Diener ein Zeichen, ihn zu seiner Kabine zu geleiten. Er würde erst wieder an Deck erscheinen, wenn sie die Jagdgründe erreicht hätten.
Khufu war wütend. Es war sein Tag und sein Abend, und jetzt würde Pamiu einmal mehr die gesamte Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Pamiu holte weit aus, und das Wurfholz traf die Ente so zielsicher, dass sie noch nicht einmal mehr mit den Flügeln hatte schlagen können. Begeistert klatschten die Hofdamen in die Hände, während die Männer ein anerkennendes Nicken zeigten. Der Jagdleiter wollte gerade die zahmen Katzen ins Wasser hinunterspringen lassen, um die Beute zu holen, doch da war Pamiu schon selber ins Wasser gesprungen und hatte den toten Baum erreicht, in dem die Ente hing. Mit Leichtigkeit hangelte er sich über einen Ast, griff nach der Ente und ließ sich geschmeidig wieder zurück ins Wasser gleiten.
Pamius Aktion wurde von den verängstigten Rufen der Hofdamen begleitet. „Bei den Göttern, fürchtet er sich denn nicht vor Schlangen und Krokodilen?“
„Seht nur, wie geschickt und schnell er ist.“
Als Pamiu wieder bei der Barke angekommen war, umringten ihn sofort einige Mädchen und Männer. Er schüttelte das nasse schwarze Haar und lachte, während Khufu an der Reling der Barke stand und ihn nachdenklich beobachtete.
Pamiu fühlte sich unbehaglich am Tisch der königlichen Familie. Das lag nicht zuletzt an dem Umstand, dass ihm die Blicke des Pharaos missfielen. Ein gewisser Ausdruck umspielte die Augen des Königs, den er zuerst nicht zu deuten wusste. Im Laufe des Abends jedoch wurde ihm klar, dass es ein Zug der Lüsternheit war. Khufu hatte ihm oft genug erzählt, dass sein Vater in seiner Jugend neben seinem großen Harem auch Lustknaben für sich beansprucht hatte. Am heutigen Abend konnte Pamiu die Königin sogar verstehen, konnte den maskenhaften Gesichtsausdruck, der kein Minenspiel zeigte, dahingehend interpretieren, dass Hetepheres Jahre des Leides dahinter zu verstecken versuchte. Obwohl sie fast vierzig Jahre alt war, war sie noch immer eine sehr schöne Frau, doch der König schien das nicht zu sehen. Er hatte nur Augen für die nackten nubischen Sklavinnen, die erlesene Speisen wie gebratene Ente, Nilbarsch, gedünstete Linsen, warmes in Fett getauchtes Brot und Honigkuchen auftrugen und dabei ihre vollen Brüste zum König hinabsenken mussten.
Pamiu blickte von der Empore hinunter, auf der die Tafel des Pharaos stand. Er sah auf die speisenden und trinkenden Menschen hinab,
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