Pamiu Liebling der Goetter
die sich den Genüssen des Festes hingaben. Ein paar von ihnen waren schon volltrunken und schlafend an die riesigen bunt bemalten Säulen gelehnt, von denen eine jede die Kartusche des Pharaos trug. Andere schienen kurz vorm Erbrechen zu sein und taumelten hinaus in den Garten, um sich dort zu übergeben. Ein Dunst von Weihrauch und Schweiß lag in der Luft, der sich langsam mit einem unangenehm säuerlichen Gestank nach erbrochenem Wein vermischte. Pamiu beobachtete das Gewirr aus schwarzen Perücken, die mit silbernen oder goldenen Haarnetzen geschmückt waren, und betrachtete das weiße Leinen der Damen, das nach dem langen Tag zerknittert und verschwitzt war. Ihm war das alles bislang nicht aufgefallen, da er immer unter den Gästen gesessen hatte. Von der Empore aus wirkte die Szenerie jedoch seltsam primitiv, und er dachte an einen Haufen fressender Schweine in einem Stall, der von schönen Mädchen bedient wurde.
„Pamiu, warum trinkst du nicht noch etwas Wein?“ Snofru winkte eine nubische Dienerin heran, die Pamius Becher erneut füllte. Es wäre undenkbar gewesen, der Bitte des Königs nicht zu entsprechen, und so lächelte Pamiu und trank einen winzigen Schluck. Er würde sich hüten, sich zu betrinken. Allein die Blicke des Königs hielten ihn davon ab.
„Pamiu übt sich wie immer in königlicher Zurückhaltung. Dabei ist das völlig unangebracht, denn er ist doch so wenig königlich wie die dort unten.“ Hetepheres wies auf die feiernde Menge.
„Der Abend ist noch jung, Königin. Deshalb verzeiht bitte meine Zurückhaltung.“
Ein kurzes Aufblitzen in Hetepheres’ Augen zeigte ihm einmal mehr ihre Abneigung, doch sie verzog den Mund zu einem falschen Lächeln und nickte.
Pamiu blickte in Richtung des Eingangs. Er hoffte, dass Khufu und Meritates bald kommen würden, denn ihm war die Situation unangenehm. Zwar waren noch Henutsen sowie Khufus Brüder Nefermaat, der Kronprinz, und Rahotep anwesend, doch Henutsen hatte ihr stilles, verschlossenes Wesen behalten und sprach nicht viel, und Nefermaat unterhielt sich angeregt mit seinem Bruder, sodass Pamiu den Blicken des Königspaares ausgeliefert war. Zu allem Überfluss hatte Hetepheres in ihrer Boshaftigkeit dafür gesorgt, dass Neferiabet bei den Haremsfrauen und Kindern zwischen den Gästen speiste.
Dann endlich sah er Khufu mit Meritates den Festsaal betreten. Schon von weitem hörte man die Hochrufe der Gäste, die dem Paar zur Hochzeit gratulieren wollten. Als die beiden näher kamen, winkte Snofru ihnen zu, und dem Anlass gemäß setzten sie sich an die Seite des Königs. Pamiu bemerkte den konsternierten Blick von Meritates, die seiner Meinung nach ihrer Mutter an Boshaftigkeit nicht nachstand.
„Ich bin verwundert, dich heute Abend hier zu sehen, Pamiu.“
Obwohl Meritates erst vierzehn Jahre alt war, wusste sie sich gegen fast alles und jeden durchzusetzen, vor allem gegen ihre Schwester Henutsen, die so etwas wie ein Spielzeug für sie zu sein schien.
„Ich bin einer Einladung des Königs gefolgt, Prinzessin, und hoffe dich mit meiner Anwesenheit nicht zu beleidigen.“
Meritates sog scharf die Luft ein. Natürlich musste sie jetzt eine beschwichtigende Antwort geben, denn wenn sie ihn kompromittierte, würde sie ihren Vater, der die Einladung ausgesprochen hatte, zwangsläufig ebenso beleidigen.
„Aber natürlich nicht, Pamiu. Die Freunde meines Gemahls sind auch meine Freunde, und die
Gäste meines Vaters sind auch meine Gäste.“
Pamiu verbeugte sich. „Dies ist ein glücklicher Tag für die königliche Familie, und natürlich freue ich mich besonders für den Prinzen, welcher mein Freund ist.“
Khufu hatte wohl schon einige Becher Wein getrunken, und immer wenn er das tat, wurde aus dem missmutigen Jüngling ein aufgeschlossener Redner. „Dies ist wahrlich ein glücklicher Tag für mich, mein Freund. Und ich freue mich, dass du daran teilhast.“
Khufu stand auf und gab Pamiu ein Zeichen, ihm zu folgen. Seltsamerweise schien es Meritates nichts auszumachen, dass ihr Gemahl sich mit seinem besten Freund davonmachte.
Pamiu folgte Khufu hinaus in den Garten, wobei sie über Betrunkene hinwegsteigen mussten. Auch im Garten selbst bot sich ein ähnliches Bild, aber die Palastanlagen waren weitläufig, und so brauchten sie nur ein paar Minuten weiterzugehen, um alleine zu sein. Sie setzten sich an einen Badeteich, der heute Abend ungenutzt blieb.
„Ich freue mich wirklich für dich, mein Freund. Ich wusste ja,
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