Pamiu Liebling der Goetter
Sklavenjungen?“
Meritates zog die Nase hoch und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Wenn ich Königin bin, kann ich mit ihm tun und lassen, was ich will, nicht wahr?“
Hetepheres lächelte. „Wenn du Königin bist, gehört er dir.“
Als ihre Tochter fort war, streckte sich Hetepheres auf dem Bett aus. Warum musste nur immer alles so kompliziert sein? Was hatte sich ihr sonst so kluger Sohn dabei gedacht, diesen Jungen mit in die ganze Sache hineinzuziehen? Er wusste viel zu viel, und wenn er älter würde, könnte er durchaus eine Gefahr darstellen. Natürlich hätte sie ihn am liebsten selber beseitigt, als sie gehört hatte, wie er ihre Tochter behandelt hatte, aber andererseits hatte sie das rege Interesse an der seltsamen Prinzessin mit den dämonischen Katzenaugen gewundert. Vielleicht war Neferiabet der Schlüssel zur Kontrolle dieses seltsamen Knaben. Nur deshalb hatte sie ihre Tochter beruhigt und die Demütigung auf sich beruhen lassen. Sie würde die beiden auf jeden Fall beobachten.
Hetepheres hatte mit Erleichterung festgestellt, dass ihr Gemahl an seiner neuen Tochter kein Interesse gezeigt hatte. Er hatte geweint wie ein Kind – um seine tote Königin. Sie hatte daneben gestanden und keine Miene verzogen, während ihr Herz gebrochen war. Früher hätte der König um sie geweint, jetzt hatte sie sogar eine Tote ausgestochen. „Von großer Schönheit“ bedeutete der Name ihres Gemahls, und bei den Göttern, das war Snofru immer noch. Als sie ihn mit gerade einmal fünfzehn Jahren geheiratet hatte, hatte er dichtes dunkelbraunes Haar, ein markantes Gesicht mit wundervollen weichen Lippen und einen männlichen gestählten Körper mit perfekten Gliedmaßen. Er war so schön wie die Bildnisse der Götter in den Tempeln. Auch sie selbst war schön gewesen, doch anscheinend hatte diese Schönheit nicht ausgereicht, um das Herz ihres Gemahls auszufüllen. Schon früh hatte er sich auch seinen Sklavinnen gewidmet, ja, sogar Lustknaben hatten es ihm angetan, bis er dann älter wurde und sich seinen Bauvorhaben hingab. Die Pyramiden fesselten ihn. Zwei von ihnen hatte er im Tal von Dahschur errichten lassen, und die zweite war sogar noch im Bau. Nefermaat war ein perfekter Baumeister, das ließ sich nicht bestreiten, aber auch er hatte dazu beigetragen, ihr den König zu entfremden, indem er ihm ständig neue Pläne vorlegte. Hetepheres fühlte sich älter, als sie eigentlich war. Ihr Gemahl besuchte sie schon seit Henutsens Geburt nicht mehr in ihren Gemächern, obwohl sie erst zweiunddreißig Jahre alt war und stets darauf geachtet hatte, ihre Schönheit und Jugend zu erhalten.
Nun ja – Hetepheres erhob sich von ihrem Ruhebett und klatschte in die Hände, um nach einer Dienerin zu rufen –, was geschehen war, konnte sie nicht rückgängig machen. Wichtig war jetzt nur der Blick in die Zukunft. Und diese Zukunft bedurfte einer guten Vorbereitung.
Merimose trat aus der Schenke, in der er nach Dienstschluss gezecht hatte. Es war erst sein zweiter Tag im Dienste des Pharaos gewesen, und schon war ihm das Schlimmste passiert, was einem ehrlichen Mann passieren konnte. Er hätte beinahe seine Karriere am Hof des Königs zerstört. Was wäre nun gewesen, wenn es nicht der jüngste Sohn des Königs, sondern der Thronfolger oder die Kronprinzessin gewesen wäre, den oder die er brüskiert hätte. Merimose durfte gar nicht über die Konsequenzen seines Vergehens nachdenken. Er hatte den ganzen Tag von unglaublicher Angst erfüllt seinen Dienst verrichtet. Immer wenn sich irgendwo eine Tür oder ein Tor des Innenhofs geöffnet hatte, schien er einen königlichen Wimpel oder eine goldblitzende Hand zu sehen, die ihn vor den König zerren wollte. Doch es war nichts geschehen, alles war ruhig geblieben. Er hatte sich gesagt, dass er sich nicht verrückt machen sollte, dass der Prinz den peinlichen Vorfall längst vergessen hatte – schließlich war er noch ein Kind –, und trotzdem war die Angst geblieben. Als bis Dienstschluss nichts passierte, hatte er sich in die nächste Schenke begeben und sich betrunken. In Gesellschaft einer jungen schlanken Nubierin und einer noch fast kindlichen Ägypterin hatte er seinen Sold durchgebracht. Es war ihm egal, dass er sein verdientes Geld verzechte, denn allein, dass er den heutigen Tag überlebt hatte, versicherte ihn der Gunst Res und all der anderen Götter.
Als er vor die Tür trat, schwor Merimose sich, von nun an auch zu jedem noch so
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