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Pamiu Liebling der Goetter

Pamiu Liebling der Goetter

Titel: Pamiu Liebling der Goetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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„Jede Abwechslung ist mir in dieser verfluchten Wüste nur recht.“
    Er gab seinem Diener ein Zeichen, dass er sich zurückziehen konnte, und ging mit der Schriftrolle ins Zelt. Er setzte sich an einen kleinen Tisch und erbrach das wächserne Siegel, das durch die Hitze ohnehin schon weich geworden war.
     
    „Sei gegrüßt, mein Freund und Bruder,
    ich hoffe, die Arbeiten an meinem Grabmal gehen voran und es wächst zur Freude der Götter. Obwohl es mir missfällt, muss ich dich bitten, die Baustelle zu verlassen und für eine Weile nach Memphis zurückzukehren. Große Veränderungen stehen an, für mich und auch für dich. Die Samen, die wir gesät haben, tragen bald Früchte. Der große Pharao Snofru, der Schöne, erblickt schon   die Götter im Westen. Es wundert mich nicht, dass er nach dir fragte, mein Freund, und ich bin gerne bereit, ihm diesen letzten Wunsch zu erfüllen, vor allem, da ich weiß, dass die Qual einer   unerfüllten Leidenschaft aus ihm spricht, die es mit ins Grab zu nehmen gilt. Gerne erinnere ich ihn noch einmal daran.
    Kehr also umgehend zurück und lass die Arbeit ruhen, denn jetzt bricht eine Zeit des Feierns an.
    Mögen die Götter dich begleiten
    Khufu, Auserwählter der Götter“
     
    Pamiu wunderte sich nicht über den anmaßenden Ton des Schreibens. Obwohl sein Vater noch lebte, bezeichnete Khufu sich selbst als Auserwählter der Götter und damit als Pharao. Khufus Hass auf seinen Vater war in den letzten Jahren noch gewachsen, und Pamiu wusste, dass er zurückkehren musste. Eigentlich wäre er froh gewesen, der verfluchten Wüste zu entkommen, doch unter diesen Umständen wurde ihm die Rückkehr vergällt. Er verbrannte die Schriftrolle sorgfältig, nachdem er sie noch einmal gelesen hatte, denn die Wortführung war viel zu gefährlich und blasphemisch, als dass man ein solches Dokument hätte aufbewahren dürfen. Dann rief er nach seinem Leibdiener und wies ihn an, einige Sachen zu packen und die Arbeiter in ihre Dörfer zu schicken, bis sie weitere Anweisungen erhalten würden.  
     
    Pamiu umarmte seinen Freund. Khufu klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter. „Du verlierst noch immer Sand. Hast du auf dem Weg zurück nach Memphis so viel davon schlucken müssen?“
    Pamiu begutachtete seine verschwitzten Kleider. „Ja, leider. Du weißt ja, wie sehr ich das verabscheue.“
    Khufu lachte. „Immer noch der unverbesserliche Feingeist.“ Er präsentierte sich Pamiu mit einer ausladenden Geste. „Schau mich an. Ich mag es, mich mit den Soldaten im Staub zu wälzen und meine Kräfte zu messen. Und trotzdem werde ich auf dem Thron Ägyptens sitzen als der Einzig Eine, der Göttliche, der Pharao.“
    Pamiu blickte seinen Freund prüfend an. Khufu war braun gebrannt, was für ihn selbst niemals in Frage gekommen wäre. Seine Haut war mit fünfundzwanzig Jahren schon gegerbt, weil er so oft in der Sonne war. Sein Haar war zwar voll, aber es hatte keinen Glanz, und dem Prinzen fehlte der linke Schneidezahn, den er bei einer jugendlichen Prügelei verloren hatte. Sein weißer Schurz war zwar sauber, und er trug an den Armen und Händen erlesenen Schmuck, doch die Beine waren kräftig und muskulös, ebenso wie Arme und Hände, und aus diesem Grund wirkte Khufu auch immer etwas untersetzt. Dem Schönheitsideal ägyptischer Götterstatuen entsprach er kaum.
    Khufu bemerkte die Musterung seines Freundes, und sofort ließ seine gute Laune nach. „O ja, ich weiß, du findest mich so überhaupt nicht standesgemäß. Du bist genauso wie mein Vater. Ihr salbt euch die Haut, scheut die Sonne, kämmt euch ständig und rasiert euch dreimal am Tag jedes einzelne Haar vom Körper.“ Khufu wandte sich zum Gehen. „Du hast bis heute Abend Zeit, dich auszuruhen und zu erfrischen. Dann will mein Vater dich sehen.“
    Pamiu schaute Khufu schweigend nach, wie er zwischen den Säulen der Empfangshalle verschwand, dann machte er sich auf zu seinen Gemächern. Er hatte schon Ewigkeiten kein anständiges Bad mehr genommen, geschweige denn eine Frau gehabt. Das alles würde er nun erst einmal zur Genüge auskosten.
     
    Das kühle Wasser auf seiner Haut tat gut. Die ausgiebigen Bäder und Salbungen hatte er in der staubigen Wüste am meisten vermisst. Zwei libysche Sklavinnen, die der Pharao von seinen Feldzügen mitgebracht haben musste, hatten das Badewasser außerdem noch mit duftenden Essenzen und Blüten angereichert. Er begutachtete das jüngere und schönere der beiden Mädchen und

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