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Pamiu Liebling der Goetter

Pamiu Liebling der Goetter

Titel: Pamiu Liebling der Goetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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Falten um seine Mundwinkel verrieten seinen Kummer. Einzig Khufu schien an Kraft gewonnen zu haben. Die Prozession bewegte sich langsam auf eine winzige Pyramide zu, die in aller Eile errichtet worden war. Der Kronprinz hatte noch nicht mit dem Bau eines Grabmahls begonnen. Der Sand glühte durch Pamius Sandalen hindurch, denn er musste den Weg zu Fuß zurücklegen. Lediglich den Frauen waren Sänften bereitgestellt worden. Weit hinten in der Prozession gingen Rahoteps Frauen. Er hatte sich nicht entschließen können, eine von ihnen zu seiner Hauptgemahlin zu machen, und so gingen sie, dem Rang einer Nebenfrau entsprechend, weit hinten im Begräbniszug. Pamiu zählte vier, doch wirklich interessierte ihn die Anzahl der Frauen eines ohnehin verstorbenen Prinzen nicht. Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter, die aus einer Sänfte neben ihm herausgestreckt wurde. Neferiabet zog die Vorhänge zur Seite und grinste Pamiu an. „Ich kann fast spüren, wie sehr es dir widerstrebt, durch den heißen Sand zu laufen.“
    Neferiabet lag lässig in den Kissen und hielt Nitokris an einer Leine. Er grinste ebenfalls. „So hat die stolze Dame sich letztendlich doch gegen ihre Freiheit entschieden.“
    „Nun, das ist wahr, dafür hat sie aber auch meinen anderen Lieblingen den Rang abgelaufen. Wir sind unzertrennlich.“ Die Prinzessin rückte die Geierhaube zurecht, die noch etwas groß für ihren Kopf war.
    „Seit wann trägst du die Geierhaube, Prinzessin?“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Sie wurde mir nur für die Begräbniszeremonie meines Bruders, den ich ohnehin kaum kannte, zugebilligt.“
    „Hat der Pharao sie dir bringen lassen?“
    „Nein, erstaunlicherweise war es mein verhasster Bruder. Deshalb wollte ich sie zuerst auch gar nicht tragen, aber die Verlockung war zu groß.“ Sie kokettierte mit einem Augenaufschlag und schob die Träger ihres mit Silberfäden durchwirkten Leinenkleides zurecht. Auch die Träger des Kleides waren zu groß. Mit einem Mal fiel Pamiu auf, dass sie keine Kinderlocke mehr trug.
    „Prinzessin, wo ist deine Locke geblieben?“
    Sie lächelte. „Die darf ich nicht mehr tragen, denn vorige Woche erwachte mein roter Mond.“
    Pamiu nickte. „Ich beglückwünsche dich.“
    „Wozu? Ich empfinde es als unangenehm. Vor allem diese langen lästigen Kleider. Ich habe mich wohler gefühlt, als ich den Kindergürtel tragen durfte.“
    Plötzlich stoppte die Begräbnisprozession. Sie hatten ihr Ziel erreicht. Neferiabet ließ den Vorhang ihrer Sänfte wieder herunter, und Pamiu setzte sich unter das Sonnensegel, das ein Diener für ihn aufstellte. Er beobachtete von dort aus, wie der Pharao, gefolgt von Khufu, Meritates und Henutsen, hinter dem Sarg in die kleine Grabstätte ging. Vor ihnen schritten die Priester mit ihren Leopardenfellen, und hinter ihnen folgten ein paar Diener mit den wenigen Grabbeigaben, die aus Lebensmitteln und den persönlichen Sachen von Rahotep bestanden, ein paar Möbeln, Waffen und etwas Schmuck. Für mehr bot das kleine Grabgewölbe keinen Platz. Pamiu bemerkte, dass die Große Königliche Gemahlin sich nicht an der Grablegung beteiligte. Er schirmte seine Augen mit den Händen gegen das grelle Sonnenlicht ab und hielt Ausschau nach Hetepheres’ Sänfte. Er sah sie in einiger Entfernung im Schatten stehen. Unerwartet öffneten sich die Vorhänge der Sänfte und ein Diener beugte sich zu ihr hinab. Nach einer Weile nickte der Diener und kam zu Pamiu herüber. Er verbeugte sich, und Pamiu blickte auf die goldenen Oberarmreifen, die die Kartusche der Großen Königlichen Gemahlin trugen.
    „Die Große Königliche Gemahlin bittet dich, ihr Gesellschaft zu leisten, bis die Zeremonie beendet ist.“
    Pamiu zog es kurz in Erwägung, die Bitte abzulehnen, rief sich dann aber in Erinnerung, dass die Bitte eines Mitglieds der Königsfamilie als Befehl zu werten war. Er stand also auf und folgte dem Diener, wobei sie sich den Weg durch die wartenden Höflinge bahnen mussten.
    Pamiu verbeugte sich vor der geschlossenen Sänfte der Königin; er war sich sicher, dass Hetepheres ihn von Innen genau beobachtete. Er selbst blinzelte, weil die Sonne ihm ins Gesicht schien.
    „Hilf mir hinaus, und lass uns ein paar Schritte gehen.“
    Eine goldbestäubte und mit unzähligen Ringen bestückte Hand schob sich durch die Vorhänge und Pamiu half Hetepheres aus der Sänfte. Als sie vor ihm stand, erschrak er. Die Große Königliche Gemahlin war seit Rahoteps Tod

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